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Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir

Titel: Horror Factory 02 - Crazy Wolf: Die Bestie in Mir
Autoren: Christian Endres
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allein in der Wüste.
    Ging ansonsten in meinem Job auf.
    Hatte zudem Dead Crow in allen kritischen Situationen an meiner Seite.
    Fühlte mich zum ersten Mal richtig wohl.
    Im Gleichgewicht.
    Das Leben in Vegas war noch mehr Show und Fassade als die Clubszene in Seattle, und doch fühlte es sich echter an.
    Bedeutsamer.
    Wie das in solchen Situationen eben so ist.
    Du denkst, du bist der Nabel der Welt.
    Der Nabel der Realität.
    Selbst wenn die nur aus Glas und falschem Glanz besteht.
    »Du musst dem Bastard nur zeigen, wer der Boss ist«, dozierte Dead Crow indes weiter, als wäre es das normalste Thema der Welt zwischen zwei Männern an einer Bar in einem fast leeren, übermüdeten Casino in Las Vegas. »Du und der Wolf, ihr seid ein Rudel. Vergiss das nie, Kid. Zeig ihm, wer in eurem Rudel der Boss ist, und dass du das Sagen hast, wenn nicht gerade Vollmond ist. Das musst du ihm zeigen. Jeden Tag. Sonst frisst er dich irgendwann ganz auf.«
    Heute denke ich, dass dieses Gespräch die erste Gelegenheit war, bei der ich mich und den Wolf als zwei Wesen betrachtete, deren Dasein aneinandergekoppelt war, und nicht an zwei Seiten meiner Persönlichkeit.
    Eher zwei Personen, die sich einen Körper teilten.
    Nach dem zweiten Bier fragte ich Dead Crow, wieso ich den Wolf bei Vollmond so oder so nicht kontrollieren könnte.
    »Der Vollmond gibt dem Totem des Wolfes Kraft, Kid«, antwortete Dead Crow ernst. »Das ist sein Ding.«
    Weiß bis heute nicht, ob er das ernst gemeint hat, oder ob er mich mit seinem Indianer-Mystizismus verschaukelte.
    Nach dem nächsten Bier fand ich den Mut für die Frage, ob Dead Crow andere wie mich kannte.
    Er beantwortete sie mir genauso wenig wie die Frage nach seinem richtigen Namen.
    Ich vermute aber, dass da noch jemand anderes war, der ein ähnliches Problem hatte wie ich.
    Hab schließlich die Narben auf Dead Crows Rücken gesehen, als ihm der Bodyguard eines neureichen Russen bei einer Rauferei an einem Black-Jack-Tisch das Hemd zerrissen hat.
    Und die stammten nicht von der weiblichen Begleitung des Oligarchen, obwohl es genug Gelegenheiten dazu gegeben haben dürfte, wenn ich Dead Crows Grinsen richtig deutete.
    Und mal ehrlich:
    Es gibt genug Indianerlegenden, in denen irgendein Schamane oder Krieger die Haut wechselt, wie sie es meistens blumig ausdrücken, oder?
    Wie auch immer.
    An unserem nächsten freien Tag fuhren wir in die Wüste.
    Parkten mitten im Nichts.
    Keine Spur von Zivilisation, wohin man auch sah.
    Saßen schweigend auf Dead Crows altem Mustang, blickten in die Leere, beobachteten ein paar Falken, die im warmen Wind schwebten, und machten eine Flasche Johnny Walker klein.
    »Komm, Kid«, sagte Dead Crow schließlich. »Möchte was ausprobieren.«
    Wir stellten uns in die Sonne.
    Wie zwei Boxer vor dem Läuten der Ringglocke.
    Kam mir ziemlich lächerlich vor.
    Und dann gab mir Dead Crow ein paar saftige Maulschellen und fing plötzlich an, mir alle möglichen Beschimpfungen um die Ohren zu schleudern.
    Trieb mich echt zur Weißglut.
    Ließ richtig übles Zeug über meine Mom vom Stapel, und so.
    Geriet schnell aus dem Ruder.
    Ich brüllte ihn an, er brüllte zurück.
    Ich schubste ihn, er schubste zurück.
    Ich versuchte, ihm eine reinzuhauen.
    Er wich elegant aus und trat mir in die Eier.
    Auch als ich vor ihm im Sand lag, trat er weiter zu.
    Immer und immer wieder, mit den Spitzen seiner elenden Cowboystiefel, in den Bauch und die Rippen, gegen die Hüfte und das Schlüsselbein und die Schulter.
    Der Wolf war schneller an der Oberfläche als ein Rottweiler am Zaun, wenn der Briefträger kommt.
    Ich knurrte Dead Crow an.
    War nicht mehr viel Menschliches in diesem Knurren.
    Spürte schon das Fell, das sich auf meinen Armen und auf meiner Brust und in meinem Gesicht bildete.
    Die Knochen und Muskeln und Sehnen, die sich knirschend auf das vorbereiteten, was gleich kommen würde.
    Dead Crow rannte allerdings auch dann noch nicht zum Auto, als die Nähte meiner Klamotten platzten und der Stoff riss.
    Als dunkles Fell daraus hervorbrach.
    Verrückte Rothaut.
    »Kämpf dagegen an, Kid!«, brüllte Dead Crow nur.
    Schrie mich an wie einen räudigen Köter.
    »Zeig ihm, wer der Boss ist! Zeig ihm … oh Scheiße.«
    Dead Crow schaffte es gerade noch so ins Auto.
    Trat das Gaspedal durch und schoss mit schlingerndem Heck in einer roten Staubwolke davon.
    Der Wolf hetzte den Mustang auf allen vieren über zwei Stunden durch die Wüste, ehe er langsamer wurde und Dead Crow
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