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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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Dann war da …
    Aber warum weiter davon sprechen? Das ist eben mein Job.
    Ich bin Irrenwärter, Kindermädchen, Feuerwehr und Psychiater in einer Person. Jede Woche einmal frage ich mich: Warum 23

    überhaupt weitermachen? Und immer wieder bekomme ich die richtige Antwort in Form hübscher, runder Summen.
    Ich nehme an, es war die alte Geschichte, die Sie sicher auch kennen. Buzzie pflegte sie gern zu erzählen, und ich fand sie immer ziemlich lustig. Sie handelt von dem alten Knaben, dessen Wagen kaputtgeht und der sich nun von seinem geizigen Nachbarn ein Pferd und einen Buggy leihen will. Auf dem Weg zum Haus des Nachbarn überlegt er, wie geizig dieser Bursche doch ist, und daß er sich ganz sicher weigern wird, ihm etwas zu leihen. Schließlich kann er sich schon ganz genau vorstellen, wie das Gespräch verlaufen wird. Als der Nachbar auf sein Klingeln hin die Tür öffnet, schreit er ihn bloß wütend an: »Na schön, ich werde dir sagen, was du mit deinem Gaul und dem Buggy machen kannst …«
    Das war etwa die Stimmung, in der ich mich befand, während ich zu Buzzie fuhr. Allen Ernstes. Vielleicht war er schon vor mir weggelaufen. Als ich klingelte und mir niemand öffnete, war ich dessen schon halbwegs sicher. Dann wurde ich wütend und fing an, mit dem großen Türklopfer aus Messing zu klopfen, und das war mein Fehler. Das Ding war glühend heiß von der Sonne, und ich verbrannte mir zwei Finger.
    Das war der Moment, als ich anfing zu fluchen und gegen die Tür zu treten. Und dann stand ich ziemlich dämlich da, als sie sich plötzlich öffnete.
    Ich ging hinein. Drinnen war es bedeutend kühler. Ich selbst jedoch war in keiner Weise kühler. Da half auch die Klimaanlage nichts. Ich bebte vor Wut.
    »Buzzie«, brüllte ich, »du kannst ‘rauskommen! Ich weiß, daß du da drinnen bist!«
    Das war vielleicht ein Dialog. Ich hörte mich wie ein zehnjähriges Kind an. Außerdem stellte ich fest, daß es mich in keiner Weise erleichterte. Ich rannte durch die Halle und in die Bibliothek, vielmehr den Raum, der früher mal die Bibliothek gewesen war, ehe Buzzie das Haus übernommen und eine Bar 24

    daraus gemacht hatte.
    Man sah, daß es eine Bar war. Überall standen Flaschen und Gläser herum, und als ich hineinkam, glitschte ich erst mal durch eine Alkoholpfütze. Buzzie schien sich prächtig unterhalten zu haben.
    Nun, im Augenblick jedenfalls unterhielt er sich nicht mehr.
    Er lag ausgestreckt auf dem Sofa und war völlig hinüber.
    Er trug einen verschmutzten Sportanzug und hatte sich zwei Tage lang nicht mehr rasiert. Außerdem stank er penetrant nach Alkohol, stellte ich fest, als ich mich über ihn beugte und ihn schüttelte.
    »Ha?« murmelte er. »Wer sind Sie? Millaney, wie? Hau ab!«
    Ich zwang ihn, sich aufzusetzen.
    »Gib’s auf«, sagte ich. »Du kommst mit mir.«
    »Nein. Warum soll ich kommen?«
    »Probe. Deshalb.«
    »Will keine Probe. Brauch’ keine Probe.«
    »Verdammt noch mal! Ich laß’ mir einfach nicht mehr alles von dir bieten! Du stellst dich jetzt unter die Dusche und siehst zu, daß du einigermaßen nüchtern wirst. In zwanzig Minuten erwarte ich dich hier – angezogen und abmarschbereit. Ist das klar?«
    »Laß mich in Ruhe! Du bist nicht mein Boß.«
    Ich schlug ihn ins Gesicht.
    Er knurrte mich an: »Ah, du …«
    Dann war er plötzlich auf den Beinen und sprang auf mich zu. Er fuhr mit der Hand über den Ecktisch und wischte ein Glas herunter. Seine Finger schlossen sich um den Hals einer Flasche. Er packte sie und schwang sie nach mir.
    Es gab nur eines zu tun, und genau das tat ich. Meine Faust fuhr hoch und krachte gegen sein Kinn. Er stürzte rücklings über den Ecktisch und riß ihn mit sich. Die Gläser flogen und klirrten auf den Marmorboden neben dem Teppich, aber ich hörte nur das häßliche Geräusch, das sein Kopf machte, als er 25

    landete.
    Nun, jedermann weiß, daß man einem Betrunkenen nicht ernstlich wehtun kann. Ich wußte es auch, also beugte ich mich über ihn und schüttelte ihn. Dann war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher. Er war ganz schlaff, und es war, als schüttelte ich einen Leichnam. Seine Augen standen offen und waren verdreht und ich konnte sie nicht ansehen.
    Ich nahm sein Handgelenk. Seine Haut war so weiß wie Marmor und hätte, was den Puls anbelangt, den ich fühlte, auch wirklich aus Marmor sein können.
    Es war plötzlich sehr still im Zimmer. Ich konnte mich selbst atmen hören – ihn aber nicht.
    Und dann wußte ich es
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