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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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    Drei Stunden später, als mein Besucher eintraf, war es noch stiller. Die Sonne ging schnell unter, aber im Zwielicht konnte ich sein Gesicht erkennen. Er sah eher wie Buzzie Waters aus, als Buzzie Waters selbst.
    »Joe Traskin«, sagte ich und erhob mich. »Sie erinnern sich an mich. Ich bin Willis Millaney.«
    Er grinste mich lustig an.
    »Buzzies Boß«, sagte er.
    »War ich. Bis heute nachmittag.«
    »Was ist denn …«
    Ich ließ ihn seinen Satz nicht beenden, sondern nahm ihn beim Arm und zog ihn hinter das Sofa. Er starrte auf Buzzie Waters.
    »Unglücksfall«, sagte ich. Dann erzählte ich ihm, was sich ereignet hatte. Ich brauchte nicht sehr lange, und ich wußte genau, was ich sagen wollte. Ich wußte alles bis ins Kleinste.
    Alles außer dem Wichtigsten: wie er es aufnehmen würde.
    »Ja, sicher, verstehe«, sagte Joe Traskin. »Aber warum erzählen Sie mir das alles? Sollten Sie nicht mal mit der Polizei reden?«

    26

    Ich starrte ihn an und schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich glaube nicht, Joe.«
    »Aber …«
    »Ich hätte die Polizei schon vor drei Stunden anrufen können, als die Sache passiert war. Ich hätte meine Geschichte erzählt, und sie hätten mich eingelocht. Oh, vielleicht käme ich mit Totschlag oder so davon. Zwei Jahre vielleicht, bei guter Führung. Und wenn ich dann wieder herauskäme, könnte ich mich nach einem anderen Job umsehen. Nicht genau das, was ich jetzt mache, aber etwas Ähnliches. Toilettenmann eines kleinen Hotels in der Downtown zum Beispiel.«
    »Es tut mir leid, aber ich verstehe einfach nicht, was ich mit all dem zu tun haben sollte.«
    »Hören Sie, Joe …« Ich legte meine Hand auf seine Schulter. »Sie verstehen noch nicht, worauf ich hinaus will. Ich rede nicht von meinen Schwierigkeiten. Sicher, ich gebe zu, das war das erste, was mir durch den Kopf geschossen ist, als ich gemerkt hatte, was passiert war. Aber das ist nicht so wichtig. Als ich feststellte, daß Buzzie Waters tot war, vergaß ich mein Selbstmitleid und fing wieder an, wie der Direktor einer Fernsehanstalt zu denken. Und wissen Sie, wie ein solcher Direktor denkt, Joe?«
    »Tun die das?«
    Er schoß die Frage ab, genau wie Buzzie es getan hätte, und das half. Ich drückte seine Schulter.
    »Ja, Joe, das tun sie. Das ist nämlich ihr Job. Das ist mein Job. Nachzudenken und mir Sorgen zu machen. Nicht über mich selbst, aber über andere Leute. Über alle Leute in unseren Shows. Bei Buzzies Show zum Beispiel sind fünfundzwanzig beschäftigt. Da hat jeder seine Aufgabe. Und diese Leute sind es, an die ich jetzt denke. Buzzie Waters töten ist eine Sache, und das ist schlimm genug. Aber ihre Chancen gleich mitzu-töten, ihnen Beruf und Brot zu nehmen, das ist etwas ganz anderes. Ich bin fest entschlossen, Joe. Ich kann es nicht tun.«

    27

    »Aber was …«
    »Passen Sie auf, Joe. Es gibt einen ganz einfachen Ausweg, eine ganz klare Lösung. Sie liegt ganz offen vor uns.«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von Ihnen, Joe. Sie sind von jetzt an Buzzie Waters.«
    »Aber …«
    »Unterbrechen Sie mich nicht, Joe. Lassen Sie mich ausreden. Ich hab’ mir alles genau überlegt. Hier, setzen Sie sich.« Er warf mir einen eigenartigen Blick zu, aber er setzte sich. Und genau da wußte ich, daß ich ihn soweit hatte.
    Ich begann, ihm alles zu erklären.
    »Überlegen wir doch mal«, begann ich, »wie alles zusammenpaßt. Zunächst einmal wußte niemand, daß Buzzie hier draußen war. Wie es aussieht, muß er gestern Nacht allein hierher gefahren sein und seitdem gesoffen haben. Sid sagte, jemand hätte ihn bei Lindy getroffen. Ich werde das überprüfen und uns alle Informationen verschaffen – wer bei ihm war und was er getrieben hat. Sie brauchen nichts anderes zu tun, als von da an den Faden aufzunehmen.«
    »Aber …«
    »Hören Sie mir zu.« Ich zündete mir eine Zigarette an und stellte dabei fest, daß meine Hände nicht mehr so sehr zitterten.
    »Ich habe mich im Zimmer umgesehen. Es gibt überhaupt kein Blut, und hier sieht es lediglich nach einer wüsten Sauferei aus.
    Warum sollten wir überhaupt Ordnung machen? Es wird ohnehin kein Mensch Verdacht schöpfen, denn schließlich ist Buzzie Waters ja immer noch da.«
    »Das stimmt.« Joe nickte. »Da ist er. Und was wollen Sie damit anfangen?«
    »Wir werden etwas tun«, bedeutete ich ihm. »Gleich hinter der Steilküste gibt es einen tiefen Steinbruch, und die Nacht ist dunkel. Ein paar schwere Felsbrocken, und das Problem existiert nicht
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