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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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    Wieder streckte er dem Barkeeper sein Glas entgegen.
    »Wolke Nummer neun«, sagte er.
    Er spürte, wie er wieder zur Seite gedrängt wurde. Halb Television City schien heute abend hier drinnen zu sein – Leute von der Produktion, Musiker, Agenten und sogar ein paar schnatternde Darsteller mit komplettem Make-up und Nacht-gewändern als Kostümierung. Wenn er gewollt hätte, dann hätte er eine Menge Leute gefunden, mit denen er hätte reden können. Aber was hätte das für einen Sinn?
    Die meisten von ihnen waren aus dem gleichen Grund hier, der ihn hergeführt hatte; sie hatten ihre eigenen Probleme.
    Eines Tages würde er eine Story über die TV-Industrie und ihren baldigen Zusammenbruch infolge innerer Spannungen schreiben. Der Fall des Hauses Ulcus .

    8

    Aber heute abend noch nicht. Nicht jetzt. Denn nun hatte er seinen Drink, und vielleicht gelang es ihm noch, irgendwo da hinten eine Nische zu finden, wo er ihn bewachen konnte, damit er sich die lebenspendende Flüssigkeit nicht doch irgendwann noch über die Zwanzig-Dollar-Krawatte kippte.
    Don entdeckte den freien Platz hinter sich, schwankte hinüber und zwängte sich hinein. Er hatte sich bereits gesetzt, als er entdeckte, daß die Nische nicht mehr leer war. Ihm gegenüber saß ein älterer Herr, der sein Bier mit den Händen wärmte.
    »Tut mir leid«, sagte Don. »Ich hatte nicht bemerkt …«
    »Keine Ursache«, entgegnete der ältere Herr. »Mir macht ein wenig Gesellschaft nichts aus.«
    Don beobachtete ihn abschätzend.
    Der Mann war etwa Ende Fünfzig. Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Parker Fennelly; vermutlich Neuengländer. Er schien von irgendeiner Probe zu kommen, denn er trug ein Kostüm: schwarzer Anzug mit Weste und breiten Aufschlägen, steifer Zelluloidkragen, weißes Hemd. Die schmale Krawatte paßte zu dem Band, mit dem sein Kneifer befestigt war. »Der alte Professor, wie?« murmelte Don. Der Mann hob die Brauen. »Das ist bemerkenswert«, sagte er. »Wie in aller Welt haben Sie mich erkannt?«
    »Ganz einfach«, sagte Don und deutete auf sein Glas, »in vino veritas«. Er beugte sich vor. »Das ist das Motto von MGM, müssen Sie wissen.«
    Der Mann sah ein wenig verwirrt drein. »Machen Sie sich nichts draus«, bedeutete ihm Don. »Ich komme gerade von meinem Meteorologen, und der hat mir gesagt, daß ich ein wenig unter einem schlechten Stern stehe.«
    »Aber Sie haben mich erkannt!«
    »Sicher, sicher. Wie könnte ich Sie auch vergessen, den alten
    – alten …«
    »Herbert Claymore.«

    9

    »Sag’ ich doch! Herb Claymore, wie er leibt und lebt! Der Letzte aus großen Zeiten! Was tun Sie denn hier? Ziehen Sie die Schau vom verrückten Wissenschaftler ab?«
    Der Mann hob sein Bierglas. »Bitte, nicht so laut.« Er trank langsam. Dann blickte er auf. »Wie konnte ich das denn ahnen?
    Ich meine, Sie müssen doch noch ein halbes Kind gewesen sein, als Sie mich zuletzt sahen. Wie alt sind Sie, wenn ich fragen darf?«
    »Vierunddreißig«, sagte Don.
    »Dann ist es völlig unmöglich. Sie waren ja damals noch nicht einmal geboren.«
    »Ich bin geboren, ganz bestimmt«, nuschelte Don. »Ich kann Ihnen meinen Nabel zeigen, wenn Sie’s nicht glauben.«
    »Sie sind betrunken.«
    »Ist das nicht jeder? Wozu sind Sie denn gekommen?«
    »Nur zu Studienzwecken.«
    »Wieder mal Material sammeln, wie? Nun, lassen Sie sich von mir nicht aufhalten. Ich wollte sowieso gerade gehen.«
    »Nein, bitte, bleiben Sie. Ich hatte gehofft, jemanden zu finden, mit dem ich mich unterhalten kann. Und Sie interessieren mich. Verstehen Sie, ich hätte nicht erwartet, daß mich jemand erkennt.«
    »Herb Claymore nicht erkennen? Den Mann, der die Welt mit seinen wissenschaftlichen Entdeckungen erschütterte? Man hat sich über Sie lustig gemacht, Sie verlacht, Sie lächerlich gemacht. Aber waren Sie je entmutigt? Nein, Sie gingen unbeirrt Ihren Weg, lüfteten die Schleier …«
    »Wer sind Sie eigentlich, mein Herr?«
    »Don Freeman ist mein Name. Oder, wie ich den jungen Damen meiner Bekanntschaft gegenüber zu sagen pflege, Don Freeman, zu Diensten.«
    »Mir nicht bekannt. Und doch scheinen Sie Bescheid zu wissen.«
    »Tu’ ich. Tu’ ich.«

    10

    »Ist es wegen meiner Kleidung?«
    Don nickte. »Dieser Hoover-Kragen würde jeden verraten.«
    »Hoover-Kragen?« Der Mann dachte nach. »Ah, ja – Herbert Hoover, der Mann, der während des Krieges die Belgische Befreiung anführte.«
    »Präsident Hoover«, korrigierte ihn Don.
    »Ist er
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