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Horror Cocktail

Horror Cocktail

Titel: Horror Cocktail
Autoren: Robert Bloch
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gemacht, zu den Manuskriptbesprechungen zu erscheinen.
    Nicht einmal die Routinegags hat er sich gemerkt. Er hat das Zeug einfach vom ›Neger‹ abgelesen. Natürlich mit seiner eigenen Mimik und seinen bekannten Gesten. Aber seine Stimme, seine Gebärden und seine Art, sich zu geben, haben Sie in weniger als einer Woche gelernt. Ich werde dafür sorgen, daß Sie Aufzeichnungen seiner alten Shows zu sehen bekommen. Gesungen oder getanzt hat er nie, darum brauchen wir uns also nicht zu kümmern. Buzzie ist ein synthetisches Produkt, Joe – eine gelungene Kombination der richtigen Autoren und des richtigen Aufbaus. Wenn ich so aussehen würde wie Sie, könnte ich selbst für ihn auftreten.«
    Joe nickte. »Sie haben wohl nichts von ihm gehalten, Millaney?«
    »Wer tat das überhaupt?« Ich stand auf. »Seien wir doch ehrlich. Wenn seine Freunde wüßten, was heute hier geschehen ist, würden sie das Haus stürmen und mir eine Medaille verleihen. Sie tun es natürlich nicht, und überdies bezweifle ich, daß er überhaupt Freunde hatte.«
    »Vielleicht sind Sie voreingenommen.« Joe zögerte. »Aber eines ist sicher: Er kannte eine ganze Menge Leute. Vielleicht kann ich vor der Kamera als Buzzie Waters agieren. Aber was ist mit dem Privatleben? Mit all den Leuten, die ihn kannten?«

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    Da war es wieder an mir, zu grinsen.
    »Darin haben Sie doch schon einige Erfahrung. Sie sind für ihn vor den Pressefotografen aufgetreten, und kein Mensch hat den Unterschied bemerkt. Der Rest ist lediglich eine Angelegenheit des Eingewöhnens in die neue Rolle – des Erlernens wichtiger Einzelheiten seines Lebens und seiner Bindungen.
    Ich werde Ihnen jeden Zeitungsausschnitt zugänglich machen, in dem jemals etwas über Buzzie geschrieben wurde. Ich werde Ihnen alle unsere Unterlagen über ihn zugänglich machen, und ich verspreche Ihnen, wir haben eine ziemlich komplette Geschichte. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich wie ein Direktor denke, Joe. Ich habe mir all das von dem Augenblick, als ich beschloß, Sie anzurufen, genau überlegt, und ich habe keine Einzelheit außer acht gelassen. Buzzie hatte keinen festen Manager. Befreundet war er mit keinem Menschen, außer mit ein paar komischen Kollegen und Saufkumpanen. Noch ein Plus für uns – ich weiß auch, daß er bei Psychiatern war. Es gibt also niemanden, der wirklich mit diesem Burschen intim war. Und was die Details anbelangt, so bin ich sicher, sie Ihnen lückenlos liefern zu können. In einer Woche werden Sie Buzzie mehr ähneln als Buzzie selbst. Mit der Ausnahme, daß Sie nicht so viel saufen, kein solches Großmaul und bei weitem nicht so egoistisch sind.«
    »Sie haben ihn gehaßt, nicht wahr?«
    Ich seufzte. »Wie, glauben Sie, hat sich wohl der alte Doktor Frankenstein gefühlt, als er feststellte, was für ein Monster aus dem Kind geworden war, das er geschaffen hatte?«
    »Und ich soll also jetzt das neue Monster werden.«
    »Was haben Sie zu verlieren?«
    Joe sah mich starr an. »Nun gut«, sagte er, »was habe ich zu verlieren?«
    Ich streckte ihm meine Hand entgegen.
    Er mußte sich etwas nach vorn beugen, um sie zu ergreifen, denn wir standen zu beiden Seiten der Leiche.

    32

    Glücklicherweise gab es keine größeren Schwierigkeiten. Die Leiche bei Dunkelheit in dem Steinbruch verschwinden zu lassen, war kein Problem. Natürlich war es nicht gerade ein Picknickausflug, aber schließlich mußte es getan werden. Und als wir es erst einmal hinter uns hatten, war das Schlimmste vorüber – zumindest für mich. Von nun an fiel die Hauptlast Joe zu, und ich war sehr zufrieden, zu sehen, daß er sich einfügte und den Job schaffte. All die Kleinigkeiten wie Wohnung kündigen, persönliche Habseligkeiten loswerden und in Buzzies Haus übersiedeln, gingen reibungslos vonstatten.
    Für Sid Richter hatte ich schon eine Story parat, wie ich Buzzie gefunden und aus seinem Rausch geweckt hatte, und am nächsten Tag ging die Probe wie geplant über die Bühne.
    Wenn Joe irgendwelche Fehler machte, hielt man sie wahrscheinlich einem Kater zugute. Und ich selbst konnte keinerlei Fehler entdecken.
    In den folgenden zwei Wochen verbrachte ich eine Menge Zeit mit ihm; ich vermittelte ihm alle Daten, die er brauchte und brachte ihm Namen, Verbindungen, Referenzen bei und zeigte ihm die Freunde – oder das, was in Buzzies Welt für Freundschaften gegolten haben mochte. Als er sich erst einmal eingefunden hatte, schien alles erstaunlich leicht zu gehen. Wir machten sogar
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