Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
Vom Netzwerk:
verursachen könnte.
    Andererseits geschah alles zwangsläufig, wenn auch einige Zufälligkeiten zusammentrafen und das ihrige dazu beitrugen, daß die Sache gerade an diesem Abend geschah. Ein Zufall war es, daß Hornblower die im Dämmerdunkel liegende Kajüte betrat, da er Lady Barbara an Oberdeck wähnte, wie es auch ein Zufall war, daß seine eine Hand ihren bloßen Arm streifte, während er zwischen dem Tisch und dem Wandschrank stand.
    Er bat um Entschuldigung wegen der verursachten Störung, aber dann hielt er sie bereits in den Armen, und immer wieder küßten sie sich leidenschaftlich. Ein Überholen des Schiffes zwang ihn dazu, sie loszulassen. Sie sank auf die sofaartige Backskiste und lächelte ihm zu, so daß er neben ihr niederkniete und das Haupt an ihrer Brust barg. Sie strich ihm über das lockige Haar, und sie küßten einander, als könnten sie niemals genug bekommen.
    »Liebster«, flüsterte sie. »Liebster...«
    Es war schwer für sie, ihre Liebe in Worten auszudrücken.
    »Wie schön deine Hände sind«, sagte sie, während sie seine Linke auf ihre offene Handfläche legte und die langen, schlanken Finger spielen ließ. »Ich liebe sie, seit ich sie in Panama zum ersten Male sah.«
    Hornblower selbst hatte seine Hände bisher immer knochig und häßlich gefunden. Die Linke zeigte zudem den eingebrannten Pulverstreifen, den er beim Entern der Castilla davongetragen hatte. Heimlich vergewisserte er sich durch einen Blick, daß sie ihn nicht verspottete, und dann küßte er sie wieder voller Inbrunst. Ihre Lippen waren so kußfreudig. Glich es nicht einem Wunder, daß sie sich küssen ließ? Abermals wurden sie beide von ihrer Leidenschaft überwältigt.
    Hebes Eintreten ließ sie sich trennen. Zum mindesten sprang Hornblower auf, um nun bolzengerade und befangen dazusitzen, indessen Hebe sie grinsend mit schlauem Gesichtsausdruck musterte. Für Hornblower war es ein furchtbar peinlicher Vorfall, daß ein Kommandant sich an Bord seines eigenen Schiffes und sozusagen im Dienst bei einem Schäferstündchen ertappen ließ. Es mußte das nicht nur als ein Verstoß gegen die Kriegsartikel, sondern überhaupt als unwürdig, disziplinschädigend und gefährlich bezeichnet werden. Lady Barbara blieb völlig gelassen.
    »Geh hinaus, Hebe. Ich brauche dich noch nicht.«
    Sie wandte sich wieder Hornblower zu, aber der Zauberbann war gebrochen. Er hatte sich in einem neuen Licht gesehen, wie er sich heimlicherweise mit einem weiblichen Passagier in ungebührliche Dinge einließ. Heiß stieg ihm die Röte ins Gesicht. Wütend war er über sich selbst, und dabei fragte er sich, was wohl der Wachhabende droben und der Rudergänger durch das offene Skylight von dem Gemurmel verstanden haben mochten.
    »Was sollen wir nun tun?« fragte er zaghaft.
    »Tun?« wiederholte sie. »Wir haben einander gefunden, und uns gehört die ganze Welt. Wir werden tun, was uns paßt.«
    »Aber...«, begann er und setzte dann nochmals an: »Aber...«
    Mit wenigen Worten hätte er ihr die Unmöglichkeit der Lage darlegen wollen, in die sie zu geraten drohten. Wie ein kaltes Fieber kam es über ihn. Er hätte ihr auseinandersetzen mögen, wie sehr er die schlecht bemäntelte Belustigung Gerards, die geradezu taktlos taktvolle Zurückhaltung Bushs fürchtete. Ein Kriegsschiffskommandant sei durchaus nicht sein eigener Herr, wie sie sich das einzubilden scheine, aber er erkannte, daß es hoffnungslos war. Er vermochte lediglich zu stammeln. Sein Gesicht war abgewandt, und seine Hände zuckten. In seinen wahnsinnigen Träumen hatte er natürlich aller dieser praktischen Einzelheiten nicht gedacht. Lady Barbara berührte sein Kinn und veranlaßte ihn dazu, sie anzusehen.
    »Liebster, was bedrückt dich?... Sage es mir doch.«
    »Ich bin ein verheirateter Mann«, sagte er, feige ausweichend.
    »Das weiß ich. Kann das... unser Tun beeinflussen?«
    »Überdies...« Wiederum ruderte er hilflos mit den Händen, weil er alle seine Zweifel nicht auszudrücken vermochte. »Hebe ist zuverlässig«, sagte sie leise. »Sie verehrt mich; auch würde sie es nicht wagen, indiskret zu sein.«
    Nun erst sah sie seinen Gesichtsausdruck, und da stand sie mit einem Ruck auf. Sie empfand Hornblowers Benehmen als eine tödliche Beleidigung ihres angesehenen Geschlechts. So verschleiert auch ihr Angebot gewesen sein mochte, es war abgelehnt worden. Kalter Zorn erfüllte sie jetzt.
    »Bitte, Herr Kapitän, wollen Sie die Güte haben, jene Tür für mich zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher