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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
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Gesellschaft war der Name Wellesley noch immer verfemt. »Ich nehme an, daß diese Lady Barbara erheblich jünger ist als er. Ich erinnere mich, sie in Madras gesehen zu haben, aber da war sie fast noch ein Kind.«
    Augen richteten sich auf Hornblower, aber der herzensgute Lord Manningtree enthob ihn der Verlegenheit, sich über Lady Barbaras Alter äußern zu müssen.
    »Sie ist kein Kind«, erklärte er mit Nachdruck. »Sie ist eine sehr begabte junge Dame. Schon in Indien hat sie ein Dutzend beachtenswerter Anträge abgewiesen, und Gott weiß, wie viele inzwischen noch dazugekommen sind.«
    Aber Lady Wheeler räusperte sich abermals.
    Hornblower hatte den Eindruck, daß dieses Frühstück kein Ende nehmen würde, und so war er froh, als sich die Gesellschaft schließlich doch zum Aufbruch anschickte. Der Gouverneur benutzte die Gelegenheit, um einige, die Verproviantierung der Lydia betreffende Fragen mit ihm zu besprechen; noch immer ließen ihn die dienstlichen Verpflichtungen nicht los. Es war dringend notwendig für ihn, an Bord seines Schiffes zurückzukehren. Er entschuldigte sich bei Sir James und verabschiedete sich von den Gästen.
    Noch lag die Admiralsbarkaß unter der Fockrüst der Lydia, als Hornblower die Fregatte erreichte. Die Bootsmannschaft trug scharlachrote Röcke und Hüte mit goldenen Litzen. Hornblower hatte Fregattenkapitäne gekannt, die ihre Gigmannschaft ebenfalls in Phantasieuniformen steckten, aber das waren reiche Leute gewesen, die Glück mit dem Erwerb von Prisengeldern gehabt hatten; nicht solche Habenichtse wie er. Er begab sich an Bord. Beim Fallreepspodest türmte sich Lady Barbaras Gepäck und wartete darauf, in die Barkaß geschafft zu werden. Aus der achteren Kajüte tönte das Schwatzen weiblicher Stimmen herauf. Lady Manningtree und Lady Barbara saßen dort in eifrigem Gespräch. Offenbar gab es so viel zu erzählen, daß man damit nicht warten konnte, bis man die Hanbury Castle erreicht hatte. Ein fesselndes Thema hatte zum anderen geführt, so daß die beiden Damen alles um sich herum vergaßen; die Barkaß, das wartende Gepäck und sogar das Frühstück.
    Offensichtlich hatte Lady Barbara aus ihrem großen Gepäck, zu dem sie jetzt gelangt war, einige neue Kleidungsstücke ausgepackt. Sie trug eine Robe, die Hornblower noch nicht kannte, einen neuen Hut und einen neuen Schleier. Nun war sie wieder ganz die große Dame. Als sie sich erhob, kam es dem überraschten Hornblower so vor, als sei sie in der Zwischenzeit um mehrere Zoll gewachsen. Sein Erscheinen war das Signal zum Aufbruch.
    »Lady Barbara hat mir schon alles, was Ihre Reise betrifft, erzählt«, sagte Lady Manningtree, die sich gerade die Handschuhe zuknöpfte. »Sie verdienen unendlichen Dank dafür, daß Sie sich ihrer in so ungemein fürsorglicher Weise angenommen haben.«
    Die gutherzige alte Dame gehörte zu den Menschen, die nie etwas Schlechtes denken können. Sie sah sich in der engen und häßlichen Kajüte um.
    »Dennoch denke ich, daß es höchste Zeit für sie geworden ist, wieder ein wenig mehr Bequemlichkeit zu genießen, als Sie ihr hier bieten können, Herr Kapitän«, setzte sie hinzu. Hornblower brachte es fertig, ein paar Worte zu murmeln, die sich auf die vortrefflichen Einrichtungen der für die Aufnahme von Passagieren bestimmten, luxuriösen Ostindienfahrer bezogen.
    »Selbstverständlich will ich Ihnen damit keine Schuld beimessen, Herr Kapitän«, beeilte sich Lady Manningtree zu versichern. »Ich finde Ihr Schiff sogar wunderschön. Eine Fregatte ist es, nicht wahr? Aber schließlich wurden Fregatten niemals gebaut, um Frauen zu befördern, und damit ist bereits alles gesagt. Nun müssen wir uns aber verabschieden, Herr Kapitän. Ich hoffe, daß wir später das Vergnügen haben werden, Sie an Bord der Hanbury Castle empfangen zu dürfen. Während der höchst langweiligen Heimreise wird sich dazu sicherlich öfter Gelegenheit bieten. Auf Wiedersehen, Herr Kapitän.«
    Hornblower verneigte sich und ließ sie an sich vorübergehen.
    Dann folgte Lady Barbara.
    »Leben Sie wohl«, sagte sie. Hornblower beantwortete ihren Knicks mit einer abermaligen Verbeugung. Er sah sie dabei an, konnte indessen merkwürdigerweise keine Einzelheiten ihres Gesichtes erkennen, das er nur als etwas Helles empfand.
    »Ich danke Ihnen für all Ihre Güte«, sagte Lady Barbara. Die Barkaß legte ab und glitt unter gleichmäßigen Schlägen davon.
    Auch sie verschmolz vor Hornblowers Augen zu einem undeutlichen
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