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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
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erraten, die Hornblower bei diesem mündlichen Bericht nicht eingehender schilderte, aber in seinen streng dreinblickenden blauen Augen leuchtete etwas wie Anerkennung, als er erfuhr, daß die Lydia in hartem Kampf einen Zweidecker von fünfzig Kanonen versenkt hatte.
    »Sie können sich dem Geleitzug anschließen«, sagte er zum Schluß. »Ich verfüge nur über zwei Linienschiffe und über keine einzige Fregatte, um die ganze von Ostindien kommende Gesellschaft nach Hause zu bringen. Eigentlich hätte die Regierung mittlerweile die Notwendigkeit, Fregatten bei so etwas einzusetzen, erkennen können, denn der Krieg begann doch bereits im Jahre dreiundneunzig. Meinen Sie nicht auch?
    Sie bekommen noch heute vormittag Ihre schriftlichen Befehle.
    Aber nun, Herr Kapitän, machen Sie mir vielleicht das Vergnügen, an einem Frühstück teilzunehmen, das ich gerade geben will.«
    Hornblower wies darauf hin, daß es seine Pflicht sei, sich beim Gouverneur zu melden.
    »Seine Exzellenz ist mein Gast«, sagte der Admiral.
    Hornblower wußte, daß es sich nicht schickte, Bedenken gegen die Einladung eines höheren Vorgesetzten zu erheben, aber er befand sich in einer Zwangslage.
    »An Bord der Lydia befindet sich eine Dame, Sir«, sagte er, und als Sir James die Brauen emporzog, begann er schleunigst die Gegenwart der Lady Barbara zu erklären. Der Admiral pfiff leise.
    »Eine Wellesley!... Und Sie haben sie mit ums Kap Hoorn genommen? Das muß ich gleich der Lady Manningtree erzählen.«
    Eilig begab er sich mit Hornblower in die geräumige Admiralskajüte. Neben dem langen, mit einem blütenweißen Tuch bedeckten, reich mit Kristall und Silber geschmückten Tisch stand eine kleine Gruppe lebhaft plaudernder und sehr eleganter Gäste. Der Admiral stellte hastig vor - Seine Exzellenz der Herr Gouverneur nebst Gattin; Earl und Countess Manningtree, Sir Charles und Lady Wheeler.
    Lady Manningtree war eine kleine, dickliche Frau, deren Gutmütigkeit aus jedem Zug ihres Gesichtes sprach. Sie zeigte durchaus nichts von der vornehmen Zurückhaltung, die man vielleicht von der Gattin eines gerade auf der Heimreise befindlichen Generalgouverneurs von Indien hätte erwarten dürfen, dessen Dienstzeit abgelaufen war. »Herr Kapitän Hornblower hat Lady Barbara Wellesley mit von Darien herübergebracht«, sagte Sir James, worauf er sich in erklärenden Einzelheiten verlor. Ganz entsetzt hörte Lady Manningtree zu.
    »Und Sie haben sie drüben gelassen auf dem kleinen Schiff?« rief sie. »Das arme Kind! Keinen Augenblick darf sie länger dort bleiben! Sofort fahre ich hin, um sie zu holen. Sir James, Sie müssen mich entschuldigen. Ich habe keine Minute lang Ruhe, bis ich sie an Bord der Hanbury Castle in der mir benachbarten Kabine untergebracht habe. Bitte, wollen Sie die Güte haben, mir ein Boot zur Verfügung zu stellen, Sir James.«
    Eine Flut von Entschuldigungen und Erklärungen hervorsprudelnd, in die sich allerlei vorwiegend an Hornblowers Adresse gerichtete tadelnde Bemerkungen mischten, verließ sie mit flatternden Röcken die Admiralskajüte.
    »Wenn Frauen das Kommando übernehmen«, murmelte Sir James philosophisch, nachdem sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, »dann tun die Männer gut daran, beiseite zu treten. Bitte, wollen Sie hier Platz nehmen, Herr Kapitän?«
    Sonderbarerweise konnte Hornblower fast nichts von dem köstlichen Frühstück genießen. Es gab himmlische Hammelkoteletts; es gab Kaffee mit frischer Milch; es gab Weizenbrot, Butter, Obst und Gemüse; alle jene Dinge, von denen Hornblower geträumt hatte, wenn seine Gedanken nicht von Lady Barbara in Anspruch genommen wurden, und nun konnte er nur hin und wieder einen Bissen herunterbringen. Zum Glück blieb seine Appetitlosigkeit unbeachtet, weil er vollauf beschäftigt war, die auf ihn einstürmenden Fragen nach Lady Barbara, den im Stillen Ozean erlebten Abenteuern, der Umsegelung des Kap Hoorn und wieder nach Lady Barbara zu beantworten.
    »Ihr Bruder tut große Dinge in Spanien«, sagte Sir James.
    »Nicht der ältere, der Marquis, sondern Arthur, der seinerzeit die Schlacht bei Assaye gewann. Glänzend gerechtfertigt ging er damals aus den kriegsgerichtlichen Verhandlungen hervor. Jetzt hat er den Soult aus Portugal verjagt, und als ich Lissabon verließ, befand er sich in unaufhaltsamem Vormarsch auf Madrid. Seit Moore fiel, ist er der aussichtsreichste Soldat der Armee.«
    Lady Wheeler räusperte sich. In gewissen Kreisen der angloindischen
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