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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
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so würden die Narren bereits alles verraucht haben, und ohne Tabak wurden die Männer unzuverlässig. Er wußte auch, daß die Leute sich die Kürzung des Tabaks mehr zu Herzen nahmen als den Mangel an Brennstoff, der es mit sich brachte, daß ihnen tagtäglich das gepökelte Schweinefleisch ausgegeben wurde, sowie das zur Zubereitung verwendete Seewasser den Siedepunkt erreichte.
    Dennoch bedeuteten alle diese Einschränkungen noch nichts im Vergleich mit der weitgehenden Verringerung der Grogration. Sie vollends zu streichen, hatte Hornblower nicht gewagt, aber nun befand sich nur noch für zehn Tage Rum an Bord. Der besten Kriegsschiffsbesatzung der ganzen Welt war nicht mehr zu trauen, wenn man sie ihrer Rumration beraubte.
    Man weilte in der Südsee, und im Umkreis von zweihundert Seemeilen gab es kein anderes Schiff des Königs von England.
    Dafür aber lagen dort irgendwo im Westen Inseln der Romantik mit schönen Frauen und reichlicher Nahrung, die man sich mühelos beschaffen konnte. Ein Leben glückseligen Nichtstuns schien zum Greifen nahe zu sein. Es brauchte sich bloß ein Halunke unter den Leuten zu befinden, der, besser unterrichtet als die übrigen, davon erzählte. Wohl würde er zunächst keinen Einfluß ausüben können, aber wenn es in Zukunft mittags nicht mehr das erfreuliche Grogstündchen gab, so mußte damit gerechnet werden, daß die Mannschaft solchen Einflüsterungen zugänglich wurde. Seitdem die von den Reizen des Pazifiks betörte Besatzung der Bounty gemeutert hatte, lastete dieses Ereignis auf der Seele eines jeglichen Kommandanten Seiner Großbritannischen Majestät, den der Dienst in jene Gewässer führte.
    Immer noch raschen Schrittes auf und nieder gehend, warf Hornblower den Matrosen nochmals einen scharf prüfenden Blick zu. Sieben Monate ununterbrochener Seefahrt hatten zwar glänzende Gelegenheit geboten, aus dieser Bande von Galgenvögeln und gepreßten Menschen brauchbare Seeleute zu machen, aber die Reise dauerte dafür, daß es keinerlei Ablenkung gab, nachgerade zu lange. Je eher man die Küste von Nicaragua erreichte, desto besser. Ein Landurlaub würde die Leute zerstreuen, und zudem konnten frische Lebensmittel, Wasser, Tabak und alkoholische Getränke beschafft werden.
    Hornblowers Gedanken beschäftigten sich mit den Ergebnissen des letzten Bestecks, durch das der Standort des Schiffes festgestellt werden sollte. Der Richtigkeit der errechneten Breite war er gewiß, und die Mondbeobachtung der vergangenen Nacht schien die mittels des Chronometers bestimmte Länge zu bestätigen, obwohl es eigentlich unglaublich war, nach siebenmonatiger Reise überhaupt noch den Chronometer zu Rate ziehen zu können. Wahrscheinlich lag die Küste Zentralamerikas keine hundert Seemeilen weit mehr vor dem Bug des Schiffes, und höchstens handelte es sich noch um dreihundert. Crystal, der Obersteuermann, hatte zwar zu Hornblowers bestimmter Versicherung zweifelnd den Kopf geschüttelt, aber Crystal war ein alter Idiot, den man als Navigationsoffizier nicht brauchen konnte. Jedenfalls würde es sich binnen weniger Tage herausstellen, wessen Meinung die richtige war.
    Wiederum sprangen die Gedanken des Kapitäns um. Wie sollte man die nächsten zwei oder drei Tage zubringen? Die Mannschaft mußte beschäftigt werden. Nichts war für das Entstehen einer Meuterei günstiger als lange, faule Tage.
    Während der wilden zehn Wochen, die ihn das Umsegeln des Kap Hoorn gekostet hatte, war ihm überhaupt nicht die Möglichkeit einer Empörung vor Augen getreten. Also der Vormittag sollte zu einer Klarschiffübung und zu einem Scharfschießen verwendet werden, wobei jedes Geschütz fünf Schuß verfeuern sollte. Möglicherweise würde das bißchen Wind durch die Erschütterung der Luft zeitweilig gänzlich vertrieben, aber daran ließ sich nichts ändern. Vielleicht war dies die letzte Gelegenheit zur Übung, ehe es zu wirklichen Gefechtshandlungen kam. Eine neue Erwägung drängte sich dem Kommandanten auf. Fünf Lagen würden das Schiff durch den Verbrauch von Pulver und Kugeln um über eine Tonne erleichtern. Dabei lag die Lydia, deren Vorräte fast völlig verbraucht waren, ohnehin leicht auf dem Wasser. Vor seinem geistigen Auge sah Hornblower die unteren Räume und vor allem die Vorratslasten der Fregatte. Es war Zeit, an das Trimmen, an den Ausgleich der Gewichte zu denken. Nach dem Mittagessen der Leute gedachte er, sich in einem Kutter um das Schiff pullen zu lassen. Vermutlich lag es
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