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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
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Möglichkeit, daß er, nachdem man elf Wochen lang außer Sicht von Land geblieben war, tadellos navigiert hatte. Hornblower vermochte nicht länger still zu sitzen. Er stand auf, besann sich noch gerade rechtzeitig darauf, daß er langsam gehen mußte, und begab sich mit völlig gleichgültigem Gesichtsausdruck an Oberdeck.

2. Kapitel
    Auf dem Achterdeck drängten sich die Offiziere. Die vier Leutnants waren zur Stelle, außerdem der Obersteuermann Crystal. Simmonds von den Seesoldaten, der Zahlmeister Wood und der Midshipman der Wache. Die Wanten wimmelten von Unteroffizieren und Matrosen. Sämtliche Ferngläser des Schiffes schienen in Gebrauch zu sein. Hornblower sagte sich, daß ein streng auf Manneszucht achtender Vorgesetzter an solchem ganz begreiflichen Verhalten Anstoß nehmen würde, und so tat er desgleichen.
    »Was soll denn das heißen?« rief er scharf »Hat hier an Bord kein Mensch etwas zu tun? Mr. Wood, bitte, lassen Sie den Küfer kommen und bereiten Sie mit ihm das Auffüllen der Wasserfässer vor. Lassen Sie die Royals und die Stagsegel festmachen, Mr. Gerard.«
    Sofort kam wieder Leben ins Schiff. Die Bootsmannspfeifen trillerten, und Harnson brüllte: »Alle Mann auf, klar zum Segel bergen.« Mit fast schlaffen Segeln rollte die Lydia in der Dünung.
    »Jetzt glaube ich den Rauch schon von Deck aus erkennen zu können, Sir«, meinte Gerard schuldbewusst. Er reichte dem Kommandanten sein Glas und deutete nach vorn. Unterhalb eines weißen Wolkenstreifens lag dicht über dem Horizont etwas grau aussehendes, das immerhin Rauch sein konnte.
    »Ha... hm«, räusperte sich Hornblower nach seiner Gewohnheit statt einer allgemeinen Redensart. Er begab sich zum Vorschiff und begann in die Unterwanten des Vortopps zu entern. Da er von Natur kein Turner war, empfand er einen leichten Widerwillen gegen diese Tätigkeit, doch mußte sie durchgeführt werden. Dabei war ihm das Bewußtsein unbehaglich, daß sich unzählige Augenpaare auf ihn richteten. Obwohl ihn das mitgenommene Fernglas behinderte, mußte er auf die Benutzung des sogenannten Soldatenloches verzichten und den schwierigeren Weg außen um den Mars herum wählen.
    Unterhalb dieser Plattform befanden sich die Puttings, bei deren Passieren er zeitweilig hintenüberhing. Nicht einmal eine Atempause durfte er sich gönnen, um sich vor seinen Midshipmen keine Blöße zu geben, denn diese jungen Burschen pflegten mit unglaublicher Behendigkeit ohne weiteres bis zum Flaggenknopf des Großtopps aufzuentern. Hand über Hand strebte er nach oben Die Arbeit strengte ihn gehörig an. Endlich erreichte er schweratmend die Bramsaling, eine dem Mars ähnliche, aber viel schmalere Plattform. Er suchte dem Fernrohr einen festen Halt zu geben, soweit ihm das die arbeitende Brust und seine plötzlich einsetzende Nervosität gestatteten. Clay saß wenige Meter von ihm entfernt in lässiger Haltung im Reitsitz auf der Rahe, aber Hornblower beachtete ihn nicht. Die leicht rollende Bewegung des Schiffes hob und senkte ihn in korkzieherartigen Windungen, aufwärts ging es, vorwärts, nach der Seite und wieder abwärts. Zunächst konnte er nur selten einen Blick auf die fernen Berge erhaschen, doch gelang es ihm nach einem Weilchen, das Ziel ziemlich gleichmäßig im Auge zu behalten. Eine fremdartige Landschaft sah er vor sich. Dort waren die spitzen Kegel mehrerer Vulkane, zwei sehr große an Backbord und beiderseits eine Menge kleinerer. Noch während er beobachtete, quoll eine graue Dampfwolke aus dem einen Berg hervor, doch geschah das nicht am eigentlichen Krater, sondern an einer seitlichen Spalte. Träge stieg der Dampf aufwärts, um sich mit der darüberhängenden weißen Wolke zu vereinigen. Außer diesen Kegeln befand sich dort drüben eine langgestreckte Bergkette, der die Peaks vorgelagert waren, doch schien auch das Gebirge selbst aus alten verwitterten Vulkanen zu bestehen. Jener Küstenstreifen mußte einer Höllenküche geglichen haben, als sich noch sämtliche Feuerschlunde in Tätigkeit befanden. Die oberen Teile der Berghänge sahen grau aus mit einem ins Rötliche gehenden Schimmer, und weiter unten bemerkte Hornblower etwas wie grüne Wasserfälle.
    Offenbar waren es Vegetationsstreifen, die sich in den Schluchten und Spalten der Berge hinaufzogen. Der Kapitän schätzte die unterschiedlichen Höhen der Vulkane und verglich sie mit den ihm geläufigen Angaben der Seekarte. Zweifellos stimmten sie damit überein.
    »Ich glaube, soeben Brecher
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