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Hornblower 05 - Der Kapitän

Hornblower 05 - Der Kapitän

Titel: Hornblower 05 - Der Kapitän
Autoren: C. S. Forester
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öffnen!«
    Mit der ganzen Würde, die der Tochter eines Earls zustand, rauschte sie aus der Kajüte, und falls sie in der Stille ihrer Kammer weinte, so erfuhr Hornblower doch nichts davon. Er ging hastigen Schrittes droben an Deck hin und her, hin und her.
    Das also war das Ende seiner hochfliegenden Träume! So also erwies er sich als Mann, dem Gefahr und Wagnis einen Plan nur reizvoller machten. Wahrhaftig, ein feiner Herzensbrecher war er, ein richtiger Teufelskerl! In seinem Schamgefühl verhöhnte er sich, weil er, der sich ausgemalt hatte, wie er der ganzen Sippe der Wellesley hatte Trotz bieten wollen, aus Furcht vor dem Spott Gerards zurückwich.
    Es hätte übrigens noch alles gut werden können. Wenn die Flaute einige Tage angehalten hätte, so daß Lady Barbara imstande gewesen wäre, ihren Zorn zu vergessen und Hornblower seine Bedenken, dann könnte sich wohl mehr ereignet haben. Vielleicht hätte es einen aufsehenerregenden gesellschaftlichen Skandal gegeben. Das Schicksal wollte es indessen, daß gegen Mitternacht ein wenig Wind aufkam - vielleicht war er durch Crystals Messer angelockt worden - und gleich darauf erschien Gerard, um sich nach den Befehlen des Kommandanten zu erkundigen. Abermals durfte Hornblower nicht die öffentliche Meinung unberücksichtigt lassen. Er konnte auch nicht den Gedanken an das Mißtrauen und die heimlichen Fragen ertragen, die zweifellos dann spürbar geworden wären, wenn er ungeachtet des günstig wehenden Windes das Schiff auf anderen Kurs gelegt und auf ein Anlaufen St. Helenas verzichtet haben würde.

24. Kapitel
    »Da liegen ja verteufelt viel Schiffe«, meinte Bush, durchs Glas spähend, als im Dämmerlicht die Reede vor ihnen lag.
    »Kriegsschiffe, Sir; keine Indienfahrer... Doch, ein paar Indienfahrer sind auch dabei. Und ein Dreidecker liegt dort!
    Wahrhaftig, es ist die gute alte Téméraire, und die Konteradmiralsflagge weht am Stock. Scheint das Rendezvous für den nach England fahrenden Geleitzug zu sein, Sir.«
    »Mr. Marsh soll kommen«, sagte Hornblower.
    Na ja, es würde Salut geschossen, und es würden Besuche gemacht werden müssen. Unwiderstehlich zog ihn jetzt der Dienstbetrieb des größeren Verbandes in seinen Bann. Für die nächsten Stunden würde er viel zu beschäftigt sein, ein Wort mit Lady Barbara zu sprechen, sofern sie ihm solche Unterredung überhaupt zugestanden haben würde. Er wußte nicht recht, ob er sich über diese Wendung der Dinge freuen oder ärgern sollte.
    Die Lydia setzte ihr Erkennungszeichen, und der Donner der Salutschüsse begann langsam über die Bucht zu rollen.
    Hornblower hatte seine verblichene Paradeuniform angelegt - den abgetragenen blauen Rock mit den blindgewordenen Epauletten, den schäbigen weißen Kniehosen und den Seidenstrümpfen, deren unzählige›Leitern‹Polwheal notdürftig zusammengezogen hatte. Der Hafenoffizier kam und erhielt die Bescheinigung, daß keine ansteckenden Krankheiten an Bord herrschten. Einige Augenblicke später polterte der Anker aus der Klüse, und Hornblower ließ den Kutter klarpfeifen, um sich zum Flaggschiff übersetzen zu lassen. Er begab sich gerade ins Boot, als Lady Barbara an Oberdeck erschien. Nur für Sekunden konnte er beobachten, wie sie erfreut zu den grünen Hängen hinüberschaute und erstaunt die große Zahl der ankernden Schiffe gewahrte. Es trieb ihn, stehenzubleiben und sie anzureden, aber wiederum zwang ihn die Notwendigkeit seiner Stellung, darauf zu verzichten. Auch durfte er sie nicht mitnehmen. Kein Kapitän konnte eine dienstliche Besuchsfahrt mit einer Dame beginnen, selbst wenn spätere Erklärungen erwiesen haben würden, daß es sich um eine Wellesley handelte.
    Mit gleichmäßigem Schlag näherte sich der Kutter der Temeraire .
    »Lydia!« schrie der Bootsmann als Antwort auf den Anruf.
    Dabei hielt er vier Finger empor, um die Anwesenheit eines Fregatten-Kapitäns anzudeuten und dem wachhabenden Offizier zu ermöglichen, den vorschriftsmäßigen Empfang vorzubereiten.
    Sir James Saumarez empfing den Kapitän Hornblower auf der Heckgalerie seines Flaggschiffes. Er war ein hochgewachsener, schlanker Mann von noch jugendlichem Aussehen, das allerdings einige Einbuße erlitt, als er den Hut lüftend sein schneeweißes Haar enthüllte. Höflich nahm er Hornblowers dienstliche Meldung entgegen. Seine vierzigjährige Dienstzeit, von der er die letzten sechzehn Jahre in einem endlosen Krieg verbracht hatte, ließen ihn manches von den wilden Abenteuern
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