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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
Autoren: C. S. Forester
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seiner Gegenwart wie ein zerlumpter Zigeuner vorkam. Hätte er sich doch am Morgen wenigstens etwas besser rasiert! »Was treiben Sie denn hier, Kapitän Hornblower?«
    »Ich bin auf dem Treffpunkt, der für den Verband Kapitän Moore bestimmt wurde.«
    »Kapitän Moore ist längst in England.«
    Die Nachricht ließ Hornblower unberührt, weil er nichts anderes erwartet hatte, aber er schuldete Parker eine Antwort.
    »Das überrascht mich, Sir.«
    »Haben Sie denn nicht davon gehört?«
    »Ich bin seit einer Woche ganz ohne Nachricht.«
    »Moore hat die spanische Schatzflotte abgefangen. Wo waren Sie denn unterdessen?«
    »Ich hatte ein Gefecht mit einer französischen Fregatte, Sir.«
    Ein Blick nach der Hotspur , die beigedreht querab der Dreadnought lag, zeigte ihm die gelaschte Großrah und die behelfsmäßigen Flicken auf ihrer Bordwand.
    »Sie haben sich ein Vermögen an Prisengeldern entgehen lassen.«
    »Darüber bin ich mir klar, Sir.«
    »Sechs Millionen Taler. Die Dons setzten sich zur Wehr, eine ihrer Fregatten flog mit der ganzen Besatzung in die Luft, dann ergaben sich die anderen.«
    An Bord eines Schiffes mußte im Gefecht unerbittliche Zucht und Ordnung herrschen. Ließ sich ein Pulverjunge oder eine Ladenummer am Geschütz auch nur einen Augenblick gehen, so konnte das für alle den Untergang bedeuten.
    Hornblower ließ sich diese Zusammenhänge durch den Kopf gehen und vergaß darüber ganz, wenigstens mit ein paar unverbindlichen Worten auf diese Nachricht einzugehen. Parker wartete gar nicht erst darauf, sondern fuhr unbeirrt fort:
    »Wir haben also Krieg mit Spanien, die Dons werden ihn in aller Form erklären, sobald sie erfahren, was geschehen ist - wahrscheinlich haben sie es schon getan. Mein Geschwader wurde von der Kanalflotte detachiert, um sofort mit der Blockade von Cadiz zu beginnen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Für Sie wird es das beste sein, daß Sie Moore nach Norden folgen. Melden Sie sich bei der Kanalflotte vor Ouessant, um weitere Befehle zu empfangen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Die kalten grauen Augen verrieten nicht einen Funken menschlichen Gefühls. Ein Bauer betrachtete eine Kuh mit mehr Anteilnahme als dieser Admiral einen Kommandanten. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Kapitän.«
    »Danke, Sir.«
    Der Wind war ein ganzes Stück nördlicher als West, die Hotspur mußte einen langen Schlag nach See zu machen, um von Kap St. Vincent freizukommen, und einen noch längeren, um Kap Roca passieren zu können. Parker und seine Schiffe hatten günstigen Wind nach Cadiz. Obwohl Hornblower seine Befehle gab, sobald er das Deck seines Schiffes betreten hatte, war das Geschwader schon hinter der Kimm verschwunden, kaum daß die Hotspur ihr Boot wieder geheißt und mit Steuerbordhalsen hart am Wind Fahrt aufgenommen hatte. So begann sie ihre Reise zurück nach Ouessant. Jedes Mal, wenn sie in die Seen einsetzte, gegen die sie sich mit ihrem Vorschiff stemmte, gab es für Ohr und Gefühl immer wieder eine neue ungewohnte Wahrnehmung. Nahm sie den Kamm einer See, und begann dann ihr Bug wieder zu sinken, so hörte man jedes Mal ein gedämpftes Geräusch und zugleich einen kurzen Ruck, der den ganzen Rumpf des Schiffes durchfuhr. Das gleiche wiederholte sich, wenn sie den Abstieg beendet hatte und den Bug wieder zu heben begann. Zweimal geschah das also bei jeder See, so daß Ohr und Verstand es bei jedem Auf und Nieder des Schiffes schon erwarteten. Das Geräusch kam von der gelaschten Großrah, die mittels der beiden Leesegelspieren zusammengeflickt worden war. So steif auch die Laschings durchgeholt waren, die die Rah zusammenhielten, eine kleine Lose blieb dabei immer zurück, und die beiden schweren Stücke der Rah ruckten daher bei jeder See mit einem dumpfen Schlag nach hinten und nach vorn, bis Kopf und Ohr dieses ewige Einerlei gründlich satt bekamen. Am zweiten Tage, während die Hotspur immer noch mit Steuerbordhalsen in den Atlantik hinaus lag, um genügend Luv zu gewinnen, gab es für Hornblower ein kleines aufregendes Zwischenspiel, verursacht durch seinen Steward Bayley.
    »Dieses Papier war in der Tasche Ihres Nachthemds, Sir. Ich fand es, als ich das Hemd waschen wollte.«
    Es war ein zusammengefalteter Zettel, auf dem eine kurze Nachricht stand. Allem Anschein nach war sie geschrieben worden, als die Hotspur an jenem Abend in der Bucht von Cadiz vor Anker lag - Bayley war offensichtlich nicht dafür, Nachthemden so oft zu waschen.
    Sir, Von den Vorräten der Kajüte sind
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