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Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur

Titel: Hornblower 03 - Hornblower auf der Hotspur
Autoren: C. S. Forester
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lästige kleine Gegner wollte das nicht zulassen. Selbst als die Felicite genügend Seeraum hatte, um Kap St. Vincent zu runden und abzudrehen, ließ die kleine Korvette nicht von ihr ab. Immer wieder jagte sie ihr eine Breitseite in ihr zerschmettertes Heck, immer neue Löcher schoß sie ihr in die Segel, ihre Kugeln heulten durch die Takelage der Fregatte und zerrissen ihr das laufende Gut.
    Während dieses langen Tages feuerte auch die Felicite viele Breitseiten, alle auf große Entfernungen und meist schlecht gezielt, zumal die Hotspur immer sofort aus der Feuerlinie schor. Und Hornblower stand den ganzen langen Tag hindurch auf seinem Achterdeck, beobachtete die wechselnde Windrichtung, gab mit lauter Stimme Befehl auf Befehl und führte sein kleines Schiff mit unermüdlicher Sorgfalt und unerschöpflichem Scharfsinn. Zuweilen traf auch ein Schuß der Felicite . Unter Hornblowers Augen schlug eine Neunzehnpfünderkugel in eine Stückpforte und fegte fünf seiner Leute nieder, daß sie sich blutend und zappelnd an Deck wälzten. Dennoch blieb die Hotspur bis in die späteren Nachmittagsstunden vor größeren Schäden bewahrt. Der Wind holte unterdessen weiter nach Süden aus, und die Sonne kroch langsam über den Himmel nach Westen. Mit dem Schiften des Windes wuchs für die Hotspur die Gefahr, zumal Hornblower im Lauf des Tages immer deutlicher fühlte, wie zunehmende Müdigkeit seinen Verstand betäubte.
    Auf eine Entfernung von dreiviertel Meilen erzielte die Felicite endlich doch ihren ersten schwerwiegenden Treffer, den einzigen von einer ganzen Breitseite, die sie nur abfeuern konnte, indem sie weit aus dem Kurs schor. In der Takelage der Hotspur krachte es, und als Hornblower daraufhin den Blick nach oben richtete, sah er gerade, wie seine Großrah in zwei Hälften herabsank. Sie war nahe der Mitte glatt durchschossen, jede der beiden Hälften baumelte wie trunken von oben und drohte, einem Pfeil gleich das Deck zu durchbohren. Es war ein neues und vordringliches Problem, das Verhalten dieser gefährlich schwingenden Ungeheuer zu ergründen und vor allem das Schiff so zu steuern, daß die Segel killten und dadurch der Druck auf die Takelage nachließ.
    »Mr. Wise, holen Sie so viele Leute heran, wie Sie brauchen, und sichern Sie die gebrochene Rah!«
    Dann hob er das Glas wieder an sein schmerzendes Auge, um zu sehen, was die Felicite auf ihren Erfolg hin unternahm. Wenn sie ihren Vorteil sofort voll nutzen wollte, dann erzwang sie jetzt ein Nahgefecht. Das hieß für ihn, für die Hotspur , Kampf bis zum letzten Atemzug. Aber sein Glas zeigte ihm sogleich etwas ganz anderes, etwas so Unglaubliches, daß er ein zweites Mal hinschauen mußte, ehe er sich auf seinen schwindeligen Kopf und sein müdes Auge verließ. Die Felicite hatte vollgebraßt und abgedreht, mit vollen Segeln lief sie der sinkenden Sonne entgegen. Sie hatte die Flucht ergriffen und strebte mit fliegender Fahrt ins Weite, fort, nur fort von dem unerträglichen Quälgeist, der ihr in neunstündigem ununterbrochenem Kampf den letzten Rest an Kraft abgefordert hatte.
    Die Männer sahen das auch, sie sahen, wie der Feind die Flucht ergriff. Irgendwer schrie hurra, und überall an Deck fielen rauhe Stimmen in das Triumphgeschrei ein. Alles grinste und lachte, weiße Zähne leuchteten seltsam aus pulvergeschwärzten Gesichtern. Bush kam aufs Achterdeck, er war genauso schwarz im Gesicht wie alle anderen. »Sir!« sagte er. »Ich finde keine Worte, Sie zu beglückwünschen.«
    »Besten Dank, Mr. Bush. Bitte kümmern Sie sich ein wenig um Wise. Wir haben zwei Leesegelspieren in Reserve, lassen Sie doch die Großrah damit laschen.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Selbst Bush wurde trotz aller Energie seiner Müdigkeit nicht mehr Herr. Dennoch zeigte er jetzt wieder jenen seltsamen Ausdruck, der forschenden Neugier, Bewunderung und Staunen zugleich verriet. Was brannte ihm nicht alles auf der Zunge!
    Man sah ihm an, welche Willenskraft er aufbringen mußte, sich dennoch schweigend abzuwenden. Und Hornblower feuerte ihm gar noch einen Schuß zum Abschied in den Rücken:
    »Ich möchte, daß das Schiff vor Sonnenuntergang wieder gefechtsklar ist.«
    Gurney, der Stückmeister, meldete:
    »Wir haben die ganze obere Lage Pulverfässer verschossen, Sir, die zweite Lage ist angebrochen. Das sind im ganzen eineinhalb Tonnen Pulver und dazu fünf Tonnen Kugeln. Die Kartuschbeutel sind sämtlich verbraucht, meine Leute nähen gerade neue.« Nach ihm kam der Zimmermann,
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