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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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Hornblower zur Antwort - das schien ihm für diese Gelegenheit passender als »Aye, aye, Sir«, und eine andere Wahl war nicht zu treffen, da man von einem jungen Fähnrich offenbar bei jedem denkbaren Anlaß eine von diesen beiden Antworten erwartete. »Sie sind - lassen Sie mich nachsehen -, Sie sind also siebzehn Jahre alt, nicht wahr?«
    Kapitän Keene nahm ein Blatt Papier zur Hand, das offenbar über seine kurze dienstliche Laufbahn Auskunft gab.
    »Jawohl, Sir.«
    »4. Juli 1776«, murmelte Keene lesend vor sich hin. Das war Hornblowers Geburtstag. »Ihr Vater ist Arzt, ja? Sie hätten sich besser einen Lord als Vater ausgesucht, wenn Sie bei uns vorwärtskommen wollen.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wie steht es mit Ihrer Schulbildung?«
    »Ich habe das humanistische Gymnasium besucht.«
    »Da können Sie also neben Cicero auch Xenophon übersetzen.«
    »Jawohl, Sir. Aber nicht besonders gut, Sir.«
    »Es wäre besser, Sie verstünden sich auf Sinus und Cosinus, noch besser, Sie könnten eine Bö früh genug erkennen, um rechtzeitig die Bramsegel zu bergen. Für den Ablativus absolutus haben wir in der Marine wenig Verwendung.«
    »Jawohl, Sir«, sagte Hornblower.
    »Aber das hat nichts zu sagen. Wenn Sie alle Befehle gewissenhaft befolgen und gründlich lernen, was der Dienst von Ihnen verlangt, dann kann Ihnen hier nichts Schlimmes widerfahren. Ich danke Ihnen.«
    »Danke, Sir«, sagte Hornblower und zog sich zurück.
    Es schien, als wollte das Schicksal die letzten Worte des Kommandanten sofort und gründlich Lügen strafen.
    Ausgerechnet von diesem Tage an widerfuhr Hornblower nämlich eine Fülle von Unbill, obwohl er jedem Befehl gehorchte und seine dienstlichen Obliegenheiten immer besser erfüllen lernte. Alle diese Widrigkeiten hingen mit der Rückkehr John Simpsons zusammen, der als Dienstältester sofort den Vorsitz in der Fähnrichsmesse übernahm. Hornblower saß gerade mit seinen Kameraden bei Tisch, als er zur Tür hereinkam, ein kräftiger, gutaussehender Mann, der schon an die dreißig Jahre zählen mochte. Zunächst blieb er stehen und blickte über die Tafelrunde, genau wie Hornblower vor wenigen Tagen dagestanden hatte.
    »Hallo!« begrüßte ihn irgendwer - es klang alles andere als herzlich.
    »Freund Cleveland«, meinte der ungebetene Gast, »was soll das eigentlich heißen, daß Sie einfach sitzenbleiben? Los, runter von diesem Stuhl, ich führe jetzt wieder den Vorsitz hier am Tisch.«
    »Aber...«
    »Weg von diesem Platz, sage ich!« schnauzte ihn Simpson an.
    Cleveland räumte mit etwas gespieltem Zögern das Feld, Simpson nahm seinen Platz ein und begegnete mit finsterer Miene den neugierigen Blicken, die ihn von allen Seiten trafen.
    »Ja, meine teuren Kameraden«, sagte er, »ich bin leibhaftig in den Schoß der Familie zurückgekehrt. Denkt euch, ich bin nicht einmal überrascht, daß niemand davon begeistert ist. Eure Begeisterung wird sich noch mehr verflüchtigen, wenn ich euch erst wieder richtig in Schwung habe. Aber das nur nebenbei.«
    »Was ist denn mit Ihrer Beförderung?« wagte jetzt endlich jemand zu fragen.
    »Was mit meiner Beförderung ist?« Simpson lehnte sich über den Tisch und trommelte mit den Fingerspitzen auf der Platte, dabei musterte er den neugierigen Frager mit finsteren Blicken.
    »Dieses eine Mal will ich auf deine Frage antworten, aber dann ist Schluß, und wehe dem, der sich herausnimmt, noch einmal darauf zurückzukommen. Also: eine Kommission von Fetthälsen, die sich Kapitäne schimpfen, hat mir meine Beförderung versalzen. Die Burschen waren der Meinung, mit meinen mathematischen Kenntnissen würde ich nie einen zuverlässigen Nautiker abgeben. Na ja. So wurde denn aus dem diensttuenden Leutnant Simpson wieder der alte Fähnrich Simpson von früher. Den aber sollt ihr jetzt kennenlernen, und dazu gnade Gott euren armen Seelen.«
    Die Tage vergingen, aber es hatte nicht den Anschein, als ob der liebe Gott auch nur das geringste Einsehen mit ihnen hätte.
    Seit Simpson wieder da war, wurde alles bisher Erlebte durch die unaufhörlichen Schikanen in den Schatten gestellt, mit denen er wahllos jeden bedachte. Offenbar war dieser Simpson schon immer ein übler Menschenschinder gewesen, jetzt kam dazu, daß er über seinen Durchfall bei der Offiziersprüfung verbittert und wohl auch heimlich beschämt war. Die Folge war, daß er gegen seine Kameraden schlimmer wütete als je zuvor und vor allem im Ausdenken neuer Quälereien immer erfinderischer wurde. In
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