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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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Kameraden aufzudrängen. Wir hätten also wieder einmal so einen begriffsstutzigen, ahnungslosen Zeitgenossen unter uns, der uns das Leben schwer macht, weil wir ihm mühsam beibringen müssen, was er zu tun und zu lassen hat. Schaut euch den Kerl nur einmal an...«, der Sprecher wies mit einer Geste auf Hornblower, und alle Anwesenden sahen sich nach ihm um. »Ja, seht ihn euch an! Mit dem ist der König wieder einmal verdammt schlecht bedient... Wie alt sind Sie eigentlich?«
    »Si - siebzehn, Sir«, stammelte Hornblower.
    »Was, schon siebzehn Jahre?« Der Ton des Sprechers verriet nur zu deutlich, wie er darüber dachte. »Bilden Sie sich nur ja nicht ein, daß da noch ein richtiger Seemann aus Ihnen wird.
    Dazu hätten Sie mit zwölf anfangen müssen.«
    In diesem Augenblick holte das Schiff von neuem über, so daß Hornblower nach der Tischkante greifen mußte, um sein Gleichgewicht zu halten.
    »Meine Herren«, begann er feierlich, ohne recht zu wissen, wie er sich dieser Gesellschaft verständlich machen sollte.
    »Ach du großer Gott«, rief da einer aus der Tafelrunde, »der Mensch ist ja seekrank!«
    »Seekrank im Spithead!« bemerkte ein anderer. Aus der Art, wie er das sagte, ließ sich unschwer entnehmen, daß er diesen Sachverhalt ebenso erstaunlich wie verächtlich fand.
    Aber Hornblower war jetzt schon alles gleich, er faßte überhaupt nicht mehr richtig auf, was rings um ihn vorging. An seinem gegenwärtigen Zustand trugen die Aufregungen der letzten Tage mindestens ebensoviel Schuld wie die stürmische Bootsfahrt und die unberechenbaren Bewegungen der Justinian.
    Aber das spielte hier natürlich keine Rolle, für die anderen war er fortan der Fähnrich, der im Spithead seekrank wurde. Der Fluch der Lächerlichkeit, der ihn damit traf, hatte notwendig zur Folge, daß er sich erst recht von aller Welt verlassen fühlte und doppelt unter Heimweh litt. Der seelische Druck, der sich da auf ihn legte, wollte nicht mehr von ihm weichen, solange der Teil der Kanalflotte, dem es noch nicht gelungen war, die Besatzungen aufzufüllen, in Lee der Isle of Wight vor Anker lag. Fürs erste half ihm der Messesteward in seine Hängematte, und dort erholte er sich innerhalb einer Stunde wenigstens so weit, daß er sich beim Ersten Offizier melden konnte.
    Nach einigen weiteren Tagen an Bord fand er sich schon überall im Schiff zurecht und wußte auch in den unteren Decks, wo vorn und achtern war. Auch die Gesichter seiner Kameraden verloren allmählich ihre verschwommene Ähnlichkeit und zeigten ihm jetzt deutlich unterschiedene, individuelle Züge. In mühsamer Übung lernte er mit der Zeit die Stationen kennen, die ihm die Rolle zuwies, wenn Klarschiff angeschlagen wurde, wenn er die Wache hatte oder wenn die Besatzung zum Segelsetzen oder bergen an Deck gepfiffen wurde. Bald hatte er sogar schon so viel Verständnis für sein neues Dasein gewonnen, daß er sich darüber Rechenschaft gab, wieviel schlimmer diese erste Zeit womöglich für ihn ausgefallen wäre, wenn ihn das Schicksal gleich zu Anfang an Bord eines Schiffes verschlagen hätte, das nicht vor Anker liegenblieb, sondern sofort in See zu gehen hatte.
    Aber das war eben doch nur ein schwacher Trost, er war und blieb ein todunglücklicher, einsamer Junge. Seine Schüchternheit allein hätte es ihm schon schwer genug gemacht, sich an andere anzuschließen, hier auf der Justinian hatte es überdies ein böser Zufall gefügt, daß die übrigen Fähnriche alle um ein gut Teil älter waren als er. Sie hatten im ersten Augenblick ihren Schabernack mit ihm getrieben, dann aber ließen sie ihn bald links liegen, und er hatte nichts dagegen einzuwenden. Am liebsten verkroch er sich wie eine Schnecke ins Gehäuse und war vor allem ängstlich darauf bedacht, nicht aufzufallen.
    Auf der Justinian herrschte in jenen düsteren Januartagen auch wirklich kein guter Geist. Kapitän Keene war ein kranker Mann und litt unter melancholischen Depressionen. Seine Offiziere bekamen ihn wenig zu Gesicht und waren alles andere als begeistert, wenn er wirklich einmal in Erscheinung trat. Als Hornblower zu seiner ersten Meldung in die Kajüte gerufen wurde, empfing auch er keinen besonderen Eindruck. Hinter einem mit Papieren bedeckten Tisch saß ein Mann mittleren Alters, dessen gelbe, eingefallene Wangen von jahrelangem Leiden zeugten.
    »Mr. Hornblower«, begann er in förmlichem Ton, »ich freue mich, Sie an Bord meines Schiffes begrüßen zu können.«
    »Jawohl, Sir«, gab
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