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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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hatte die Aufgabe, ihnen diesen Fluchtweg abzuschneiden. Dazu wurde entlang der Wasserfront eine Postenkette aufgestellt, die jeden abfing, der sie passieren wollte.
    Aber der Geleitzug war noch immer nicht gemeldet, als diese Vorbereitungen bereits getroffen waren.
    »Es ist eine Lust zu leben«, meinte Simpson.
    Solche Reden war man von ihm nicht gewöhnt, aber heute ging es ihm ja auch ganz besonders gut. Er saß im Nebenzimmer des Gasthofs »Zum Lamm« in einem bequemen Lehnsessel und hatte die Beine auf einen zweiten Sessel gelegt. Vor ihm prasselte ein gewaltiges Feuer im Kamin, neben ihm stand ein mächtiger Krug Bier mit einem Schuß Gin.
    »Trinken wir auf den Westindienkonvoi«, sagte Simpson und nahm einen tiefen Schluck. »Daß er noch recht lange ausbleiben möge.«
    Simpson war heute ganz umgänglich, die Führerrolle, die er spielen konnte, das Bier und das wärmende Feuer hatten ihn in Stimmung gebracht, und er hatte wiederum noch nicht so viel getrunken, daß er mit jedermann Händel suchte. Hornblower saß auf der anderen Seite des Kamins, auch er nahm ab und zu einen Schluck Bier, aber ohne Gin, und studierte unterdes sein Gegenüber. Er konnte es noch nicht fassen, daß die endlosen Schikanen endlich einmal für eine Weile unterblieben und nur ein dumpfes Unbehagen hinterließen, das mit dem abklingenden Schmerz in einem hohlen Zahn zu vergleichen war.
    »Los, einen Trinkspruch, Knabe!« sagte Simpson.
    »Nieder mit Robespierre!« sagte Hornblower schwunglos.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür, und zwei weitere Offiziere betraten das Zimmer. Der eine war Fähnrich, der andere trug das einzelne Epaulett eines Leutnants - es war Chalk von der Goliath, der den Befehl über sämtliche an Land gesetzten Preßgangs führte. Selbst Simpson fühlte sich bemüßigt, seinem Vorgesetzten einen Platz am Feuer einzuräumen.
    »Der Konvoi ist noch immer nicht gemeldet«, verkündete Chalk und faßte alsbald Hornblower ins Auge. »Ich glaube nicht, daß wir bereits das Vergnügen hatten...«
    »Mr. Hornblower - Leutnant Chalk«, stellte Simpson vor.
    »Mr. Hornblower hat sich dadurch vor allen Fähnrichen hervorgetan, daß er hier im Spithead seekrank wurde.«
    Hornblower hätte sich am liebsten in die Erde verkrochen, als ihn Simpson in dieser abgeschmackten Art lächerlich machte. Er war Chalk herzlich dankbar, daß er aus Höflichkeit sofort auf etwas anderes zu sprechen kam.
    »He, Kellner! - Darf ich Sie zu einem Gläschen einladen, meine Herren? Ich fürchte, wir werden noch recht lange zu warten haben. Haben Sie Ihre Leute auch alle richtig verteilt, Mr. Simpson?«
    »Jawohl, Sir.«
    Chalk war ein unruhiger Geist. Er rannte im Zimmer herum, starrte zum Fenster hinaus in den Regen und stellte den beiden anderen seinen Fähnrich Caldwell vor, als die Getränke serviert wurden. Das aufgezwungene Warten machte ihn sichtlich nervös.
    »Wie wäre es zum Zeitvertreib mit einem Spielchen?« schlug er vor. »Sind Sie einverstanden? Ausgezeichnet. He, Kellner!
    Karten, einen Tisch und noch ein Licht!«
    Man setzte den Tisch vors Feuer und rückte die Stühle zurecht, die Karten lagen bereit.
    »Was wollen wir denn spielen?« meinte Chalk mit einem fragenden Blick. Da er als einziger Leutnant mit drei Fähnrichen am Tisch saß, war sein Wunsch natürlich für die anderen Befehl, und sie warteten respektvoll darauf, daß er ihn äußerte.
    »Siebzehn und Vier? Nein, das ist ein Spiel für Schwachköpfe. Oder Loo? Das würde für Schwachköpfe mit dickem Geldbeutel passen. Aber wie wäre es mit einer Partie Whist? Das wäre wenigstens ein gutes Training für unsere eingerosteten Gehirne. Caldwell hat eine ungefähre Ahnung davon, das weiß ich. Wie steht es mit Ihnen, Mr. Simpson?«
    Ein Mensch wie Simpson, der für Mathematik überhaupt kein Organ besaß, konnte wohl auch kein guter Whistspieler sein.
    Aber wahrscheinlich war er sich darüber nicht im klaren.
    »Bitte, verfügen Sie über mich, Sir«, sagte er. Spielen war nun einmal seine Leidenschaft, und für seine Begriffe taugte ein Spiel dazu so gut wie das andere.
    »Und Sie, Mr. Hornblower, spielen Sie auch?«
    »Jawohl, Sir, mit größtem Vergnügen.«
    Das war nicht etwa nur eine konventionelle Phrase, sondern ganz ehrlich gemeint. Hornblower hatte in Whist eine recht gute Schule genossen, da er seit dem Tode seiner Mutter immer als Vierter mit von der Partie gewesen war, wenn der Vater mit den Pastorseheleuten spielte. Allmählich wurde ihm dieses
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