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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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gleich unverrichteterdinge wieder zu, da ihn offenbar die Schüchternheit übermannte. Endlich riß er sich nochmals sichtlich zusammen und stieß die vorgeschriebenen Worte hervor, die man ihm für diese Gelegenheit eingetrichtert hatte:
    »Melde mich an Bord, Sir.«
    »Sie heißen?« fragte Masters nach einer kurzen, erwartungsvollen Pause.
    »H - Horatio Hornblower, Sir - Fähnrich«, stammelte der Neue.
    »Danke, Mr. Hornblower«, gab Masters ebenso förmlich zur Antwort. »Haben Sie Ihr Garnier gleich mitgebracht?«
    Hornblower hatte diesen Ausdruck noch nie gehört, aber er fand gerade noch genug Überlegung, um zu erraten, was damit gemeint war.
    »Meine Seekiste, Sir? Jawohl, sie steht mittschiffs an der Fallreepspforte.«
    Er brachte diesen Satz fast ohne Zögern heraus, weil ihm wohlbekannt war, wie man sich an Bord auszudrücken hatte, daß er also mittschiffs und durch die Fallreepspforte an Bord gekommen war. Dennoch kostete es ihn Überwindung, diese Worte in den Mund zu nehmen.
    »Ich werde die Kiste unter Deck bringen lassen«, sagte Masters. »Auch für Sie selbst wüßte ich im Augenblick keinen besseren Aufenthalt. Der Kommandant ist nämlich an Land, und der Erste Offizier will auf keinen Fall vor acht Glasen gestört sein. Ich rate Ihnen also, Ihre nassen Sachen auszuziehen, solange Sie noch Zeit dazu haben.«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Hornblower und fuhr etwas verspätet mit der Hand an den Hut, weil es ihm nicht rechtzeitig eingefallen war. Masters erwiderte seinen Gruß und wandte sich an einen der Läufer, die kältebebend im unzureichenden Schutz der Reling hockten.
    »Junge! Führ Mr. Hornblower unter Deck in die Fähnrichsmesse.«
    »Aye, aye, Sir.«
    Hornblower ging mit dem Schiffsjungen nach vorn zum Hauptniedergang. Die Seekrankheit bewirkte ohnehin, daß er unsicher auf den Beinen stand, als aber nun die Justinian während seines kurzen Wegs unter dem Druck besonders harter Böen gar noch zweimal heftig in ihre Ankertroß ruckte, taumelte er jedesmal nach vorn, als ob er über eine Leine an Deck gestolpert wäre. Schließlich glitt der Schiffsjunge wie ein Aal den steilen Niedergang hinunter, während sich Hornblower richtig Zeit nehmen mußte, ehe er ungeschickt und behutsam in die Dämmerung der Unterbatterie und weiter ins Zwielicht des Zwischendecks hinuntertauchte. Der Geruch, der ihm dort in die Nase stieg, war ebenso seltsam und undefinierbar wie die Geräusche, die an seine Ohren drangen. Am Fuß eines jeden Niederganges erwartete ihn der Schiffsjunge mit der Geduld, die er offenbar dem Neuling schuldig zu sein glaubte. Als er den letzten glücklich hinter sich hatte, waren es nur noch wenige Schritte - Hornblower hatte schon ganz die Richtung verloren und wußte nicht, ob sie voraus oder achteraus führten - bis zu einem düsteren Verschlag, dessen Dunkelheit durch ein Talglicht auf einem kupfernen Teller eher betont als gemildert wurde. Dieses Licht stand auf einem Tisch, um den ein halbes Dutzend Männer in Hemdsärmeln saßen.
    Der Schiffsjunge verschwand und ließ Hornblower allein zurück. Es verstrichen mehrere Sekunden, ehe der Mann mit dem Backenbart, der am Kopf des Tisches saß, von ihm Notiz nahm.
    »Bist du ein ehrliches Gespenst, so sprich«, sagte er endlich.
    Hornblower fühlte, wie ihn plötzlich ein Anfall von Übelkeit überkam - er litt immer noch unter der Nachwirkung der Bootsfahrt, und darum setzten ihm die Stickluft und der Gestank im Zwischendeck erklärlicherweise besonders zu. Es fiel ihm also an sich schon schwer zu sprechen, am ärgsten aber war, daß er überhaupt keine Ahnung hatte, wie er sich diesen Leuten gegenüber benehmen sollte.
    »Mein Name ist Hornblower«, brachte er schließlich stammelnd hervor.
    »Da hast du aber lausiges Pech gehabt«, meinte ein anderer aus der Runde ohne jede Spur von Mitgefühl.
    In diesem Augenblick schoß der heulende Sturm, der draußen herrschte, ganz plötzlich um mehrere Striche aus, so daß sich die schwere Justinian ein wenig auf die Seite legte, ehe sie in die neue Richtung schwojte und wieder einmal heftig in die Ankertrossen ruckte. Für Hornblower war das ein Gefühl, als ob sich die Welt aus den Angeln höbe. Alles schien sich um ihn zu drehen, und zugleich spürte er, wie ihm der Schweiß auf die Stirn trat, obwohl er am ganzen Leib vor Kälte zitterte.
    »Ich habe den Eindruck«, sagte der Bärtige am Kopf des Tisches, »daß Sie an Bord dieses Schiffes gekommen sind, um sich Ihren seebefahrenen
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