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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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geistvolle Spiel fast zur Leidenschaft, es machte ihm Freude, den Ablauf einer Partie scharfsinnig vorauszuberechnen und die unzähligen Möglichkeiten auszukosten, die bald Vorsicht, bald Kühnheit von ihm verlangten. Seine Zusage verriet eine so ehrliche Freude, daß Chalk aufhorchte und sich den jungen Mann noch einmal ansah. Er war selbst ein guter Spieler und wußte darum sofort, daß er hier eine verwandte Seele gefunden hatte.
    »Ausgezeichnet«, sagte er noch einmal. »Dann wollen wir gleich die Plätze und die Partner auslosen. Noch eins, wie hoch wollen wir denn spielen, meine Herren? Einen Schilling für den Stich, ein Pfund für den Rubber, ja? Oder ist Ihnen das zu hoch?«
    Eine Weile nahm das Spiel einen ruhigen Verlauf.
    Hornblower zog erst Simpson und dann Caldwell als Partner.
    Simpson war ein hoffnungsloser Fall, darüber gab es schon nach zwei Spielen keinen Zweifel mehr, dennoch gewann er mit Hornblower den ersten Rubber, weil sie beide unschlagbare Blätter in die Hand bekamen. Dann verlor Simpson den nächsten Rubber mit Chalk, bekam Chalk ein zweitesmal als Partner und verlor von neuem. Seine Verluste stiegen, er kippte einen Schnaps nach dem anderen hinunter und wurde offenbar immer nervöser. Auch die Röte, die sein Gesicht übergoß, rührte sicher nicht nur vom Widerschein des Feuers her. Er war eben das, was man einen schlechten Verlierer nennt, und konnte obendrein nicht viel vertragen. Sogar Chalk mit seinen unerschütterlichen Manieren wahrte nur mühsam die Haltung und atmete sichtlich auf, als er beim nächstenmal Hornblower als Partner erhielt. Sie gewannen ihren Rubber mit Leichtigkeit, und wiederum wanderten ein Sovereign und eine Anzahl Schillinge in Hornblowers schmale Börse. Er war bis jetzt der einzige Gewinner, Simpson hatte am schwersten verloren.
    Hornblower war ganz in sein Spiel vertieft und genoß das lange entbehrte Vergnügen mit vollen Zügen. Wenn Simpson neben ihm aufgeregt auf seinem Stuhl herumrutschte und leise vor sich hin fluchte, dann empfand er das höchstens als lästige Störung und vergaß ganz, wie gefährlich die Demütigung des anderen für ihn selbst noch werden konnte. In dieser Stunde kam ihm überhaupt nicht in den Sinn, daß er seinen Erfolg bestimmt mit neuen teuflischen Quälereien zu bezahlen hatte. Noch einmal wurde gelost, er blieb auch diesmal der Partner Chalks. Sie bekamen gleich beide gute Karten und gewannen damit das erste Spiel. Auch das zweite nahm einen günstigen Verlauf. Als es zu Ende ging, sah Hornblower, daß die letzten fünf Stiche ihm gehörten und legte daher seine Karten auf den Tisch. »Der Rest ist für mich«, sagte er.
    »Was soll das heißen?« sagte Simpson, der noch den Karo-König hatte.
    »Fünf Stiche«, sagte Chalk erfreut. »Spiel und Rubber für uns.«
    »Aber ich mache doch noch einen Stich!« ereiferte sich Simpson.
    »Wird Karo oder Herz ausgespielt, dann steche ich mit Trumpf, außerdem mache ich drei Stiche in Treff.«
    Für ihn war das so einfach wie das kleine Einmaleins, ein Endspiel, wie es hundertmal vorkam. Er konnte nicht so ohne weiteres begreifen, daß es einem stumpfen Menschen wie Simpson einfach nicht gelang, sich den Verbleib der zweiundfünfzig Karten des Spiels zu merken. Simpson warf seine Karten auf den Tisch.
    »Das geht nicht mit rechten Dingen zu«, sagte er. »Sie müssen die Karten auch von hinten erkennen.«
    Hornblower mußte schlucken. Er sagte sich, daß dieser Augenblick über sein ganzes ferneres Leben entschied, wenn er es darauf ankommen ließ. Vor einer Sekunde hatte er noch harmlos Karten gespielt und seinen Spaß daran gehabt, jetzt ging es auf Leben und Tod. Eine Flut von Gedanken wirbelte ihm durch den Kopf. Ungeachtet aller Annehmlichkeiten, die er zur Stunde genoß, stand ihm das elende Dasein an Bord der Justinian nur allzu deutlich vor Augen. Dorthin mußte er wieder zurück, ob er wollte oder nicht. Aber wie denn? War nicht jetzt die Gelegenheit da, dem Jammer so oder so ein Ende zu machen? Er hatte doch ohnehin mit dem Leben abgeschlossen, was gab es also noch zu bedenken? Das gab den Ausschlag. Ein Gedanke, zunächst kaum ernstlich ins Auge gefaßt, reifte ihm in Sekundenschnelle zum Entschluß.
    »Das ist eine Beleidigung, Mr. Simpson«, sagte er. Als er sich umsah, begegnete er den Blicken Chalks und Caldwells, die beide sehr ernst geworden waren. Simpson starrte nur blöde vor sich hin. »Ich muß daher Satisfaktion verlangen.«
    »Satisfaktion?« warf Chalk
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