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Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower

Titel: Hornblower 01 - Fähnrich zur See Hornblower
Autoren: C. S. Forester
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Jahren viel zu schwerblütig, um den Spaßmacher zu spielen. Vor den anderen unterdrückte er tapfer die aufsteigenden Tränen, dafür weinte er sich des Nachts in seiner Hängematte oft genug in den Schlaf, wenn ihn das bittere Knabenweh seiner siebzehn Jahre übermannte. Dann spielte er wohl auch mit dem Gedanken an Desertion, aber nur, um alsbald zu erkennen, daß er sich durch einen solchen Schritt in eine schlimmere Lage brächte, als wenn er freiwillig aus dem Leben schied. Ein Drittes gab es nicht, so blieb ihm also nur die Wahl, endgültig Schluß zu machen, wenn er dem Elend seines Daseins entrinnen wollte. Er spann sich ganz in diese Vorstellung ein und erging sich in selbstquälerischen Phantasien, wie er seinem Leben ein Ende machen wollte.
    Wäre das Schiff in See gewesen, so hätte die Fülle der Arbeit von selbst alle dummen Gedanken aus den Köpfen dieser jungen Menschen verjagt, ein energischer Kommandant mit einem tüchtigen Ersten Offizier hätte es sogar vor Anker zuwege gebracht, die Besatzung so in Schwung zu halten, daß kein Mißstand aufkommen konnte. Aber Hornblower hatte eben leider das Pech, daß die Justinian in jenen bösen Januarwochen des Jahres 1794 unter einem todkranken Kommandanten und einem unfähigen Ersten Offizier untätig vor Anker lag. Selbst das bißchen gemeinsamer Dienst, an dem die Fähnriche teilnehmen mußten, hatte für Hornblower zuweilen Mißhelligkeiten zur Folge. Eines Tages gab zum Beispiel Mr. Bowles, der Steuermann, seinen Maaten und den Fähnrichen Navigationsunterricht. Wie es das Unglück wollte, kam der Kommandant dazu und sah sich die Lösungen der Besteckaufgabe an, die der Klasse gestellt worden war. Die Krankheit hatte Keene bitter und hämisch gemacht, überdies war ihm Simpson gründlich zuwider. Er warf nur einen Blick auf Simpsons Bogen und meinte dann mit sarkastischem Lächeln:
    »Das ist ja großartig. Meinen herzlichen Glückwunsch. Endlich sind also die Quellen des Nils entdeckt.«
    »Bitte, Sir?« fragte Simpson.
    »Soweit ich Ihrem unmöglichen Geschreibsel entnehmen kann«, erklärte Keene, »befindet sich Ihr Schiff mitten in Zentralafrika. Jetzt will ich einmal sehen, welche Terrae incognitae von den übrigen tapferen Seefahrern dieser Klasse dem Verkehr erschlossen wurden.«
    Was nun kam, war eine Laune des Schicksals, das die Wirklichkeit oft dramatischer fügt, als es ein Dichter vermöchte.
    Hornblower wußte bereits, was ihm bevorstand, als Keene die übrigen Blätter, das seine eingeschlossen, zur Hand nahm. Seine Lösung war als einzige richtig, die anderen hatten entweder die Korrektur für Strahlenbrechung addiert statt subtrahiert oder Fehler beim Multiplizieren gemacht oder aber, wie Simpson, überhaupt die ganze Aufgabe verpfuscht.
    »Meinen Glückwunsch, Mr. Hornblower«, sagte Keene. »Sie haben als einziger unter dieser Schar von Geistesriesen eine anständige Arbeit geliefert. Darauf können Sie sich etwas einbilden. Ich schätze, Sie sind etwa halb so alt wie Mr. Simpson. Wenn sich auch Ihre Kenntnisse noch verdoppeln, bis Sie so alt sind wie er, dann stellen Sie uns noch alle in den Schatten. Mr. Bowles, bitte sorgen Sie dafür, daß sich Mr. Simpson noch eifriger als bisher mit dem Mathematiklehrbuch befaßt.«
    Damit wandte er sich ab und entfernte sich langsam durch das Zwischendeck. Sein unsicherer Gang verriet jedem, der ihn sah, daß er ein todkranker Mann war. Hornblower saß mit niedergeschlagenen Augen auf seinem Platz, er fühlte sich einfach außerstande, den Blicken standzuhalten, die jetzt bestimmt von allen Seiten nach ihm zielten und deren Bedeutung er nur zu gut kannte. Am liebsten wäre er auf der Stelle gestorben, und in der Nacht darauf betete er sogar flehentlich zu Gott, er möge ihn zu sich nehmen.
    Zwei Tage später befand sich Hornblower an Land, und zwar ausgerechnet unter dem Kommando Simpsons. Die beiden Fähnriche hatten eine Abteilung Matrosen unter sich, die zusammen mit Mannschaften von den anderen Schiffen des Geschwaders einen sogenannten »Preßgang« bildeten. Die Ankunft des Westindienkonvois stand dicht bevor, seine Besatzungen waren sicher schon zum größten Teil von der Flotte gepreßt, auf die er draußen im Kanal getroffen sein mußte, der Rest reichte dann gerade noch aus, die Schiffe vollends auf ihren Ankerplatz zu bringen. Diese Leute schlichen sich dann unter Anwendung jeder erdenklichen List an Land, um dort irgendwo ein sicheres Versteck zu finden. Die Landungsabteilung
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