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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Autoren: David Weber
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Honor Harrington den ›Salamander‹ getauft, weil sie immer dort war, wo das Feuer am heißesten brannte. Für jemanden, der wie sie noch relativ jung war, hatte sie White Havens Art von Gefecht schon allzu oft geführt. Sie besaß jene Ausstrahlung, jene persönliche Zauberkraft, die Crews dazu bringt, ohne mit der Wimper zu zucken neben ihr in den Feuerofen zu marschieren. Im Gegensatz zu White Haven hatte sie jedoch schon Menschen, die sie zu töten versuchten, so nah gegenübergestanden, dass sie ihnen in die Augen sehen und ihren Schweiß riechen konnte. Gott allein wusste, wie sie ihren Arm verloren hatte. Gewiss würde White Haven es bald erfahren, und genauso gewiss würde er sich daraufhin noch häufiger um sie sorgen und sich fragen, ob sie sich in nächster Zukunft wieder in solch unmittelbare Todesgefahr bringen wollte. Und das war unvernünftig von ihm. Schließlich ging sie nicht hin und suchte nach Gelegenheiten, sich umbringen zu lassen, auch wenn es einem Zuschauer manchmal so erscheinen musste. Es war nur …
    White Haven begriff, dass er einen Augenblick zu lang vor ihr gestanden hatte wie eine Salzsäule. Er spürte die Neugierde der zahllosen Leute, die ihn beobachteten. Er zwang sich zu lächeln. Eins durfte er keinesfalls zulassen: dass irgendjemand erriet, was ihm durch den Kopf gegangen war. Er streckte Honor Harrington die Hand hin.
    »Willkommen daheim, Lady Harrington«, sagte er, und sie schloss ihre langen, schlanken Finger um seine Rechte – mit der bedachtsam gebändigten Kraft, die typisch war für Menschen, welche auf einer Welt mit hoher Schwerkraft geboren worden waren.
     
    »Willkommen daheim, Lady Harrington.«
    Die Worte hörte Honor wohl, doch schienen sie zu leise zu sein und aus weiter Entfernung zu kommen – wie vom anderen Ende einer schlechten Comverbindung. Sie ergriff die Hand, die White Haven ihr entgegenstreckte. Seine tiefe, sonore Stimme klang genauso, wie Honor sie in Erinnerung hatte. Sie erinnerte sich sogar genauer an sie, als ihr lieb war –, und doch erschien ihr die Stimme so neu, als hätte sie ihn noch nie zuvor sprechen hören. Honor vernahm den Admiral auf mehreren Ebenen zugleich. Schon seit geraumer Zeit vermutete sie, dass sich ihre Empfänglichkeit für anderer Leute Emotionen weiter verstärkt hatte; nun wusste sie es definitiv. Es sei denn , überlegte sie, ich bin für White Havens Emotionen besonders empfänglich – doch fand sie diese Möglichkeit noch bestürzender als die andere. Was auch immer hier geschah, sie hörte nicht nur seine Worte und verstand nicht nur die Botschaften, die ihr seine lachenden blauen Augen verrieten. Nein, sie hörte auch, was er unausgesprochen ließ. Honor spürte, wogegen er so tapfer ankämpfte und welch bewundernswerte Selbstbeherrschung er aufbrachte, um auf keinen Fall auch nur anzudeuten, was er ihr vielleicht gern gesagt hätte.
    All das hätte er ihr genauso gut aus vollem Hals zubrüllen können und ahnte doch nicht im Mindesten, wie sehr er sich ihr offenbarte.
    Einen flüchtigen Augenblick lang ergab sich Honor der Maßlosigkeit und ließ die Gefühle, die White Haven hinter seiner Miene verbarg, als berauschenden Wirbel auf sich einströmen. Sie konnte gar nicht anders, denn sie spürte … nein, sie schmeckte , wie sehr es ihn freute, dass sie überlebt hatte. Auf dem Fuße folgten Verwunderung, Wiedersehensfreude – und das Verlangen, sie eng in die Arme zu schließen. Nicht die Spur davon äußerte sich in seinem Gesicht oder seinem Gebaren, und doch vermochte er sie in keiner Weise vor ihr zu verbergen. In der intensiven Anspannung des Augenblicks schlugen diese Empfindungen blitzartig zu ihr über, wie die Druckwelle einer Explosion.
    Dann überkam White Haven das Bewusstsein, dass keiner seiner Wünsche sich je erfüllen würde.
    Das war noch schlimmer, als Honor befürchtet hatte. Der Gedanke durchbrauste sie und deprimierte sie nach dem eben erst ausgekosteten Moment des Entzückens umso mehr. Sie hatte gewusst, dass er ihr nicht aus dem Kopf und aus dem Herzen gegangen war. Nun aber begriff sie, dass er sie ebenfalls nicht vergessen hatte, es ihr gegenüber aber niemals zugäbe.
    Alles hatte seinen Preis – und je größer die Gabe, desto höher fiel dieser Preis aus. Davon war Honor Harrington seit jeher überzeugt gewesen, tief in ihrem Innersten, in den Regionen, in die sich die Logik nur selten verirrt. Im Laufe der letzten beiden Jahre hatte sie erkannt, welchen Preis sie für den
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