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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Autoren: David Weber
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Sichtfensters an und musterte dabei sein Gesicht. Erstaunlich, wie natürlich ich aussehe , dachte er und nickte seinem Spiegelbild zu. Dann straffte er die Schultern und wandte sich zur Luke.
     
    Über der Personenröhre zeigte ein grünes Licht dichten Verschluss und Luftdruck an. Honor legte die Hand auf den Rücken, als die galeriewärtige Luke zur Seite glitt. Noch immer erstaunte es sie, wie unbeholfen sie sich mit nur einer Hand vorkam. Sie schüttelte den Gedanken ab und nickte Major Chezno zu, dem Befehlshaber des Marineinfanteriedetachments der Farnese . Chezno erwiderte das Nicken, machte auf dem Absatz kehrt und wandte sich der Ehrenwache zu, die hinter den angetretenen Navyleuten stand.
    »Ehrenwache, Aach- tunk !«, bellte er, und Hände klatschten auf die Kolben von ehemals havenitischen Pulsergewehren. Parademäßig nahmen die ehemaligen Gefangenen Haltung an. Honor beobachtete sie mit gewissem Besitzerstolz und war nicht einmal versucht zu lächeln. Gewiss, mancher hätte es absurd gefunden, dass Männer und Frauen, die so eng in ihr Schiff gepackt worden waren wie eiserne Rationen in die Büchsen, ihre Zeit mit Exerzieren verschwendeten; noch absurder erschien es, dass sie dabei auch noch so etwas wie Perfektion anstrebten – zumal sie wussten, dass ihre Einheit aufgelöst wurde, sobald sie ihr Ziel erreicht hätte. Die Besatzung der Farnese hingegen hielt es keineswegs für absurd – und Honor Harrington ebenfalls nicht.
    Wahrscheinlich bekunden wir auf diese Weise, wer und was wir sind. Wir sind keine gewöhnlichen Kriegsgefangenen oder politischen Häftlinge, die sich zum Trost wie die Schafe aneinander drängen, während sie vor den Wölfen fliehen. Hier sind wir die ›Wölfe‹, und bei Gott, wir wollen, dass jeder es weiß! Honor schnaubte amüsiert. Nicht, dass sie sich über die Marines und ihren Drill belustigt hätte, nein, sie amüsierte sich über sich selbst. Honor schüttelte den Kopf. Was diese Leute angeht, machen wir uns wahrscheinlich doch ein wenig zu sehr der Hybris schuldig.
    Kaum schwebte der erste Pinassenpassagier durch die Röhre, als die Navyleute ebenfalls Haltung annahmen. Honor atmete noch einmal tief durch und wappnete sich für das Kommende. In der Royal Manticoran Navy war es Tradition, dass der ranghöchste Offizier als letzter Passagier an Bord eines Beiboots ging und es als Erster wieder verließ. Schon lange bevor der hoch gewachsene, breitschultrige Mann im makellosen Schwarz und Gold eines RMN-Admirals die Haltestange ergriff und sich aus der Schwerelosigkeit der Röhre ins künstliche Gravitationsfeld des Schiffes schwang, wusste sie, wer vor sie treten würde.
    Bootsmannspfeifen schrillten – die altmodische, mit Lungenkraft betriebene Variante, eine Konzession an die Traditionalisten innerhalb der Elysäischen Navy –, und der Admiral nahm Haltung an. Er salutierte vor dem Ersten Offizier der Farnese , der die Seite kommandierte. Trotz seiner sechzigjährigen Erfahrung im Flottendienst zeigte sich der Admiral erstaunt, und Honor konnte es ihm nicht verdenken. Sie spürte, dass ein breites – wenngleich halbseitiges – Grinsen durch die Fassade der Disziplin auf ihrem Gesicht zu brechen drohte. Während der Comgespräche mit den Verteidigungskräften von Trevors Stern, in denen sie die Vertrauenswürdigkeit ihres Schiffes beweisen musste, hatte sie es mit Absicht unterlassen, die Identität ihres I.O.s preiszugeben. Der Earl von White Haven verdiente durchaus die eine oder andere Überraschung, und er hätte wohl als Letztes erwartet, an Bord dieses Schiffes von einer Seitenmannschaft begrüßt zu werden, die ein Mann in der Paradeuniform der Volksflotte von Haven kommandierte.
     
    Der Befehlshaber der Seitenmannschaft erwiderte die Ehrenbezeugung des Admirals, und Hamish Alexander bemühte sich um Fassung. Ein Havie? Hier? Trotz aller Anstrengung zeigte sich sein Erstaunen, aber White Haven glaubte kaum, dass irgendjemand es ihm übel nahm. Nicht unter diesen Umständen.
    Er ließ den Blick über das kunterbunte Durcheinander hinter dem Haveniten schweifen, während die Bootsmannspfeifen weiter schrillten. Erneut überkam ihn Erstaunen. Dieses visuelle Chaos gehorchte keiner durchdachten Farbkomposition, und einen kurzen Moment lang wusste er nicht einzuordnen, was er dort eigentlich sah. Im nächsten Augenblick aber begriff er und empfand Anerkennung. Woran auch immer es den Gefangenen auf Hades gemangelt hatte, auf dem Planeten gab es
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