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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Autoren: David Weber
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sein.
    Die Gefühle, die Honor umbrandeten, erfuhren erst durch diesen Zwiespalt ihre wahre Stärke – und diese Stärke konzentrierte sich auf Honor, die Anführerin, das Symbol des Triumphs und Verlustes zugleich.
    Ihr war es entsetzlich peinlich, vor allem, weil ihre Leute nicht ahnten, dass Honor deren Gefühle spürte. Sie kam sich vor, als würde sie bei Menschen, die ihr vertrauten, draußen unter dem offenen Schlafzimmerfenster hocken und geflüsterte Gespräche belauschen, die nicht für ihre Ohren bestimmt waren. Dass sie keine Wahl hatte – dass sie die Gefühle der Menschen in ihrer Nähe nicht mehr auszusperren vermochte –, flößte ihr nur ein umso grimmigeres Schuldgefühl ein.
    Am meisten aber bedrückte Honor, dass sie ihren Leuten niemals vergelten könnte, was sie ihr gegeben hatten. Die ›Elysäer‹ glaubten zwar, Honor habe das meiste geleistet, doch da irrten sie sich. Die Flucht war allein deshalb gelungen, weil ihre Leute nicht nur alles getan hatten, was Honor von ihnen verlangte, sondern sogar mehr. Die Elysäer stammten aus den Streitkräften dutzender Sternennationen und hatten ihren Peinigern die schwerste Niederlage zugefügt, die diese bisher hinnehmen mussten: Sie hatte sich vereinigt und erhoben, obwohl die Haveniten glaubten, sie bereits auf die Mülldeponie der Geschichte verfrachtet zu haben. Die Niederlage Havens bedeutete nicht etwa solch einen schweren Schlag, weil Millionen Tonnen von Schiffsraum vernichtet worden waren, und die Aufständischen hatten auch kein einziges Sonnensystem erobert – nein, die Niederlage hatte etwas erschüttert, das man in der Volksrepublik von jeher für unantastbar gehalten hatte. Die Erhebung auf Hell hatte dem wichtigsten Terrorinstrument im Arsenal der Unterdrückung den Garaus gemacht: dem Mythos von der Allmacht des Amts für Systemsicherheit.
    Getan aber hatten die Elysäer es für Honor. Als sie versuchte, ihnen nur einen winzigen Bruchteil ihrer Dankbarkeit zu zeigen, war sie gescheitert. Anderen Menschen fehlte der zusätzliche, empathische Sinn, den Honor entwickelt hatte: die Fähigkeit, gefühlsmäßig zu erkennen, was mit dem behäbigen Verständigungsmittel der menschlichen Sprache kaum auszudrücken war. So sehr Honor sich bemüht hatte, sie konnte nicht einmal eine Kerbe in die Ergebenheit schlagen, die diese Menschen für sie empfanden.
    Wenn, ja wenn …
    Ein klares, melodisches Glockensignal – nicht laut, aber eindringlich – unterbrach ihre Gedanken. Die erste Pinasse steuerte den Hangar an, und Honor atmete tief durch. Dem führenden Raumfahrzeug folgten weitere Beiboote, darunter Dutzende Pinassen der drei Schlachtgeschwader, von denen die Farnese abgefangen worden war, und über ein Dutzend Schwerlast-Personenshuttles vom Planeten San Martin. Hinter der Führungspinasse bildeten sie eine Warteschlange und hielten Position, bis sie an die Reihe kamen. Als Honor klar wurde, was die Ankunft der Personenshuttles bedeutete, verbarg sie auf der Stelle ihre Erleichterung. Sie und Warner Caslet, der Erste Offizier der Farnese , hatten den Schlachtkreuzer wie die anderen Schiffe der Elysäischen Navy bis zum Bersten voll stopfen müssen, um alle Flüchtigen unterzubringen. Da bei den Lebenserhaltungssystemen von Kampfschiffen grundsätzlich gewaltige Sicherheitsreserven eingeplant wurden, hatten sie die Überlast (gerade eben) verkraftet, doch war der Platz in den Schiffen äußerst knapp gewesen. Nachdem die Lebenserhaltungssysteme so viele Tage lang derart übermäßig beansprucht worden waren, mussten sie unbedingt gewartet werden. Die Personenfähren, die nun vor dem Hangar ausharrten, waren nur die erste Welle der Beiboote, die Honors Leute aus der sardinenbüchsenhaften Enge des Schlachtkreuzers befreien und nach San Martin bringen sollten. Durch seine hohe Schwerkraft eignete sich der gebirgige Planet nicht gerade als Erholungsort, aber wenigstens gab es dort sehr viel Platz. Nach vierundzwanzig T-Tagen in den überfüllten Mannschaftsräumen der Farnese ließ es jeden ziemlich kalt, ob er oder sie plötzlich doppelt so viel wog wie sonst – Hauptsache, man durfte dafür den unfassbaren Luxus genießen, sich behaglich ausstrecken zu können, ohne dabei jemand anderem mit dem Daumen ein Auge auszustechen.
    Honor spürte, wie sehr sich ihre Leute das Ende der Beengung herbeisehnten, und richtete ihre Aufmerksamkeit auf die Führungspinasse. Sie wusste, welcher Offizier in dem Beiboot saß. Mehr als zwei T-Jahre waren
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