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Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche

Titel: Honor Harrington 11. Wie Phoenix aus der Asche
Autoren: David Weber
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blinzelte und atmete nicht zum ersten Mal tief durch. Myriaden Fragen schossen ihm durch den Kopf, sämtlich aufgeworfen durch die bloße Möglichkeit, Honor Harrington könne doch überlebt haben. Ganz gewiss war er damit nicht allein. Wenn es sich erst herumsprach, stürzte sich jeder einzelne Journalist in der Allianz – und ohne Zweifel die Hälfte aller solarischen Reporter , dachte er – auf Honor und jeden, der sie begleitet hatte. Jedes Versteck würden sie ausfindig und unsicher machen. In ihren Anstrengungen, noch die allerkleinste Einzelheit der unglaublichen Geschichte zu erfahren, würden sie ihre Opfer bitten, anflehen, bedrängen, bestechen und möglicherweise sogar zu Drohungen Zuflucht nehmen. Obwohl die Fragen, die diese Reporter stellen würden, auch White Haven keine Ruhe ließen, verblassten sie vor der Tatsache, dass Honor Harrington überlebt hatte.
    Harrington gehörte zu den besten Raumoffizieren ihrer Zeit. Nun war das unschätzbare militärische Potenzial, das sie darstellte, der Allianz sozusagen aus dem Reich der Toten wiedergegeben worden. White Haven musste jedoch gestehen, wenn auch nur sich selbst, dass er ihrer Wiederkehr nicht nur aus militärischen Gründen solche Bedeutung zumaß.
    Seine Pinasse folgte einer bogenförmigen Bahn unter der gewölbten Flanke der Farnese und steuerte den Hangar an. Hamish Alexander spürte einen sanften Stoß, als die Traktorstrahler das kleine Beiboot ergriffen, und riss sich zusammen. Er hatte bereits einmal einen Kardinalfehler begangen und versehentlich – irgendwie – bekundet, dass er in der Frau, die über zehn Jahre lang sein Protege gewesen war, plötzlich mehr sah als eine brillante Untergebene und ein wertvolles Instrument für die Royal Manticoran Navy. Noch immer konnte er sich nicht erklären, wie er sich damals verraten hatte, er wusste nur, dass es geschehen war. Er hatte gespürt, welche Gezwungenheit plötzlich zwischen ihnen herrschte, und nie hatte er vergessen können, dass Honor Harrington früher als nötig in den aktiven Flottendienst zurückgekehrt war, um eben dieser Gezwungenheit zu entgehen. Zwei Jahre lang musste White Haven mit dem Wissen leben, dass sie nur aufgrund ihrer vorzeitigen Rückkehr den Einsatz zugeteilt bekam, bei dem sie in einen havenitischen Hinterhalt geriet und gefangen genommen wurde – sodass die Haveniten an ihr ein Exempel statuieren konnten.
    Wie Säure nagte dieses Wissen an ihm, und immer wieder bestrafte er sich, indem er den HD-Bericht von Honor Harringtons Hinrichtung ansah. Durch einen eigenartigen Mechanismus hatte ihr Tod es ihm erspart, sich mit den Gefühlen auseinander zu setzen, die er ihr entgegenbrachte – und dieses Versäumnis wog nun umso schlimmer, da er wusste, dass sie nicht tot war. Wieso musste er sich auch ausgerechnet in eine Frau verlieben, die halb so alt war wie er und nie auch nur das leiseste romantische Interesse an ihm gezeigt hatte! Er war mit einer anderen Frau verheiratet, die er tief und leidenschaftlich liebte, obwohl ihre Verletzungen sie seit fast fünfzig T-Jahren an einen Lebenserhaltungssessel fesselten. Kein Mann von Ehre hätte es so weit kommen lassen, er jedoch schon, und er war sich selbst gegenüber zu aufrichtig, als dass er sein Fehlverhalten verleugnet hätte, nachdem es ihm erst zur Gänze bewusst geworden war.
    Oder gefalle ich mir nur zu sehr in der Rolle des ach so Selbstkritischen, als dass ich mir etwas vormachen würde? , überlegte er sarkastisch, während die Traktorstrahler seine Pinasse aus der tiefen Schwärze des Alls in die hell erleuchtete Hangaröffnung zogen. Natürlich musste ich erst warten, bis sie tot war, bevor ich diesen plötzlichen Ausbruch von Aufrichtigkeit mir selbst gegenüber wecken konnte. Wenigstens bin ich am Ende so weit gekommen … ach, verdammt noch mal!
    Mit Hilfe ihrer Schubdüsen und Kreisel rollte die Pinasse und setzte sich auf die Pralldämpfer. White Haven gab sich im Stillen ein Versprechen. Was für ein Mann er auch sein mochte, Honor Harrington war jedenfalls eine Frau von Ehre. Seiner eigenen Gefühle konnte er sich vielleicht nicht erwehren, aber er konnte sehr wohl verhindern, dass sie jemals etwas von ihnen bemerkte, und das nahm er sich fest vor. So viel konnte er noch immer tun.
    Die Pinasse kam zur Ruhe, Dockarme schlossen sich, Nabelschnüre schlängelten sich herbei. Hamish Alexander stand von seinem gepolsterten Sitz auf. Lächelnd blickte er die Reflexion auf dem Armoplast des
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