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PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo

PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo

Titel: PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
Autoren: Perry Rhodan
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    Sie fanden das Mädchen auf einem durch das All treibenden
Meteoriten und nannten es Lorelei.
    Die Besatzung des Touristenschiffes HOLLIDAY 25 staunte nicht
schlecht, als die Stelle erreicht wurde, von der die SOS-Rufe kamen
und man das Mädchen vorfand. Sie besaß nur das, was sie am
Leib trug; das war ein recht mitgenommen wirkender Raumanzug und
darunter ein ärmliches Kostüm. Später stellte sich
heraus, dass sie auch 20.000 Solar in Bargeld besaß. Aber man
fand keine Spuren von einem Raumschiff— weder ein Wrack, noch
irgendwelche Überreste.
    Nachdem das Mädchen an Bord geholt worden war und das
Touristenschiff den Flug nach Terra fortsetzte, nahm sich der
Kommandant ihrer an. Er war ein bulliger, sich mürrisch gebender
Raumfahrer, der zur Zeit Moby Dicks einen stattlichen Seebären
abgegeben hätte. Aber sein Aussehen konnte auch im Zeitalter der
Raumfahrt als milieugerecht angesehen werden, und die Gesellschaft,
für die er flog, stellte ihn in ihrer Werbung als Mann mit rauer
Schale und dem Herzen am rechten Fleck hin. Charles H. Ankara war
also das, was man einen Bilderbuchkapitän nennen konnte.
    Er verhörte das Mädchen recht behutsam. Seine Fragen
waren einfach zu beantworten — Name, Alter, Geburtsstätte,
Familienstand und dergleichen mehr. Aber er erhielt immer die
gleiche, unbefriedigende Antwort:
    »Ich weiß es nicht.«
    Das brachte selbst, den geduldigen Charles H. Ankara aus der Ruhe.
»Hören Sie, Mädchen«, sagte er. »Ich weiß
nicht, was Sie mit Ihrem beharrlichen Schweigen bezwecken. Aber eines
ist gewiss, Sie erreichen damit nichts. Ganz im Gegenteil, Sie werden
sich nur in Schwierigkeiten bringen. Momentan ist es noch nicht
besonders wichtig, dass Sie den Mund auf tun. Doch ich fliege das
Solsystem an und werde Sie den Behörden aufTerra übergeben
müssen. Wenn Sie denen nicht eine plausible Geschichte erzählen,
wird man kurzen Prozess mit Ihnen machen. Die irdischen
Einreisebehörden fackeln nicht lange, wenn sie es mit suspekten
Personen zu tun haben. Die halten Sie glatt für eine Spionin —
und dann gnade Ihnen Gott!«
    Das Mädchen sah ihn aus großen Augen an, die sich
langsam mit Tränen füllten. Der Kommandant konnte Frauen
nicht weinen sehen. Deshalb legte er ihr behutsam die Hand um die
Schulter und fuhr mit der Stimme eines Seelsorgers fort:
    »Ich möchte Sie nicht ängstigen. Es kann schon
sein, dass Sie Ihr Gedächtnis verloren haben. Ich glaube
Ihnenjedenfalls. Aber die Terraner sind weniger gutgläubig. Den
Zollbeamten können Sie nicht einfach sagen: >Guten Tag,
lassen Sie mich durch. Ich bin Lorelei, die auf einem Gesteinsbrocken
durch das All trieb< ...«
    Das Mädchen lächelte schwach. »Lorelei ist ein
schönerName.«
    Charles H. Ankara seufzte. »Sie dürfen ihn behalten.«
    Von diesem Augenblick an wurde sie von allen nur noch Lorelei
genannt — zumindest solange, bis sie vorgab, sich ihres
wirklichen Namens zu entsinnen.

    Charles H. Ankara sehnte sich zurück in den Kommandostand.
Das hier war kein Fall für ihn, sondern eher für einen
Psychodynamiker.
    »Ich mache Ihnen einenVorschlag«, sagte er
abschließend. »Ich werde Sie als Schiffbrüchige
aufnehmen, was nach den intergalaktischen Rechten heißt, dass
Sie an Bord die gleichen Rechte und Pflichten haben wie die zahlenden
Passagiere. Zumindest solange wir im All sind. Außerdem werde
ich die psychiatrische Abteilung anweisen, Sie einer gründlichen
Behandlung zu unterziehen. Wer weiß, vielleicht erhalten Sie
Ihr Gedächtnis zurück, bis wir Terra erreichen.«
    Der Kommandant gab einem Leutnant einen Wink, und dieser brachte
Lorelei auf die Krankenstation zu Professor Edwin Farkas.
    *
    Lorelei mochte den kleinen, blassen Mann mit dem wirren Kraushaar
vom ersten Augenblick an. Wenn sie bei ihm war, vergaß sie die
schreckliche Zeit, die sie auf dem leblosen Meteoriten verbracht
hatte. Er verstand es auch ausgezeichnet, ihr die Angst vor der
fremden Wirklichkeit zu nehmen. Er war der einzige Mensch, der ihr
Problem zu verstehen schien.
    Als sie zum erstenmal bei ihm auf der Couch lag, sagte er:
    »Es muss schrecklich sein, wenn man ein ausgereifter Mensch
ist, einen vollentwickelten Körper besitzt — aber die
Erinnerungen eines Neugeborenen. Ich habe in meiner Laufbahn als
Psychodynamiker viele solcher Menschen kennengelernt. Aber obwohl ich
die verschiedenen Arten ihrer Amnesien immer zu diagnostizieren
vermochte, war es mir nicht möglich, mich in ihre Lage zu
versetzen. Es erging mir
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