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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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hinter
sich zu.

3. Bei Anruf Elke
    Der »Monsun« ging ihm auf die Nerven – und zwar mit
Windstärke 12. Er konnte ihn schon auswendig
mitsingen, obwohl das Geplärre dieser gepiercten Halbstarken nun weiß Gott
nicht seine Musik war. Aber Martinas, weshalb sie sich den Tokyo
Hotel -Hit als Klingelton auf das Mobiltelefon geladen hatte. Man merkte
mitunter, dass sie ziemlich jung Mutter geworden war.
    Das Handy seiner Tochter lag irgendwo zwischen den Kissen auf der
Wohnzimmer-Couch und klingelte in einem fort. Sie lebte seit zwei Tagen zusammen
mit Maximilian mehr im Hummelschen Haus als in der Hausmeister-Wohnung ihres
Mannes Didi. Nachdem ein Großfeuer das Münster-Gemeindezentrum zerstört und als
Kollateralschaden auch ihre Wohnung angesengt hatte, war weder mit der Wohnung
noch mit ihrem Mann viel anzufangen. Letzterer befand sich im
Renovierungs-Dauereinsatz.
    Wie gut, dass ihre Eltern immer ein Bett für sie und den Enkel
hatten.
    Dank der eben begonnenen Schulferien war die Gelegenheit für Martina
eigentlich besonders günstig. Einen – wenn auch schlecht gelaunten – Babysitter
für den zweijährigen Maximilian gab’s inklusive. Die Verpflegung ließ
allerdings nach dem zwischenzeitlichen Auszug der Frau des Hauses etwas zu
wünschen übrig.
    Nicht nur Martina hatte Sehnsucht nach ihrer Mutter. Auch Maximilian
durchlebte gerade eine ausgeprägte Mama-Phase. Jedes Mal, wenn Martinas Handy
plärrte, schienen sich die Synapsen im Enkel-Gehirn derart zu verschalten, dass
er an sie dachte und stakkatohaft mit dem »Monsun« um die Wette brüllte.
    Martina saß in ihrem alten Kinderzimmer und guckte Verbotene Liebe . Das hätte sich Maximilian auch gern
angeschaut, aber Hubertus lehnte bis auf das Sandmännchen jeglichen Fernsehkonsum für den Kleinen ab. Elkes TV -Abstinenz
ging sogar noch weiter. Sie hatte schon angeregt, den Apparat gänzlich aus dem
Haushalt zu verbannen. Das freilich hatte Hubertus verhindert – allein schon
wegen der Nachrichten. Oder, ehrlicherweise: wegen der Sportberichterstattung.
    Er nahm den schreienden Enkel auf den Arm, balancierte auf
Zehenspitzen über den Wohnzimmerboden, damit er nicht über die dort verteilten
Bauklötze fiel, und drückte auf den grünen Knopf des Handys.
    »Mama«, schrie der Kleine immer noch.
    Am Telefon war die Mama der Mama.
    Elke! Endlich ein Lebenszeichen. Nach drei Tagen.
    »Wir machen uns große Sorgen. Wo bist du denn? Hast du keine
Sehnsucht nach deinem Enkel? Ja, Maxi, da ist die Oma am Telefon.«
    Maximilian unterbrach seine Schreiorgie und stellte auf ein
fragendes, sich permanent wiederholendes »Oooma?« um. Er streckte seine
Fingerchen nach dem rosa verschalten Nokia aus, doch Hubertus gab es ihm nicht.
Telekommunikation war nichts für Zweijährige.
    Hier trafen sich seine konservativen Ansichten wieder mit denen
seiner Frau – auch wenn er sich weniger Sorgen um die Handy-Strahlung machte
als sie.
    Seine Weigerung sorgte jedenfalls dafür, dass Maximilian wieder
einen Schreianfall bekam.
    Hubertus ließ sich davon nicht beirren. »Elke, das ist doch keine
Art, einfach so vor den Problemen wegzulaufen!«
    »Ich laufe nicht weg, sondern zu mir hin. Mir geht es wirklich gut.«
    Was war denn das schon wieder für eine Metapher?
    Hubertus probierte es mit einer Überrumpelungstaktik. »Wir fahren
gleich los und holen dich ab. Und dann reden wir mal richtig über alles, ja?«
    »Ich kann und will dir nicht sagen, wo ich gerade bin. Es ist
wichtig, dass ich ein paar Tage, vielleicht auch Wochen allein verbringe.«
    »Allein mit deinem Liebhaber?«, verlor Hubertus nun die
Beherrschung.
    »Ach, Hubertus. Ich merke schon: du hast die Ratgeber nicht gelesen.
Sonst würdest du nicht wieder in die alten Muster verfallen.« Fast sanft klang
ihre Stimme nun. Nervig sanft.
    Natürlich hatte sie recht. Nach dem Besäufnis mit Edelbert hatte
Hubertus mal an einem der Ratgeber geschnuppert, war aber sehr bald übermüdet
eingeschlafen.
    Und seither war es aufregend genug gewesen. Mit Elkes Abreise, mit
Pergel-Bülows, mit Maximilian, mit Edelbert, mit Carolin, die dreimal angerufen
hatte, ohne dass er gewagt hatte, ans Handy zu gehen.
    Es war Zeit für einen weiteren Überraschungsangriff: »Wie geht’s
denn Brindur?«, fragte Hubertus geradeheraus.
    »Brindur?« Hubertus glaubte durchs Telefon spüren zu können, wie
Elke bei der Nennung des Namens lächelte. »Ach ja – Regine und Klaus-Dieter
sagten mir, dass sie dich aufgeklärt hätten …«
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