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Honigsüßer Tod

Honigsüßer Tod

Titel: Honigsüßer Tod
Autoren: Stefan Alexander; Ummenhofer Rieckhoff
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gekommen.
    Hummel wurde klar, dass er nicht einfach so herumsitzen konnte. Er
musste mehr über den Mann in Weiß herausfinden. Nicht zu fassen: Da machte er
sich unglaubliche Sorgen wegen seiner Gefühle für Carolin. Seine Frau hingegen
hatte offenbar parallel jemanden kennengelernt, redete aber nicht darüber. Das
war ja wohl der Gipfel der Heuchelei!
    Und wem verdankte er das Ganze?
    »Hallo, Huby«, begrüßte ihn Klaus-Dieter an der Tür. Sein
Gesichtsausdruck war gewohnt freundlich, verriet aber doch etwas Überraschung.
Von Feindseligkeit keine Spur. Natürlich nicht, nicht bei Klaus-Dieter!
    »Wo ist meine Frau?«
    Er nahm sich ein Beispiel an Burgbacher und betrat das Nachbarhaus,
ohne hereingebeten worden zu sein.
    Hummel war stinksauer: Beim Versuch, das Kennzeichen auf dem Video
abzulesen, war ihm klar geworden, dass er am Schluss die Kamera vor Entsetzen
auf sich gerichtet hatte, während er mit offenem Mund aus dem Fenster gestarrt
hatte.
    »Raus mit der Sprache, wo ist sie?« Hummel kam sich vor wie in einem
Gangsterfilm. Die harte Tour. Das war gut. Das brauchten diese unnatürlich
freundlichen Typen.
    »Das dürfen wir dir nicht sagen, Hubertus. Das haben wir der Elke
fest versprochen. Es ist für euch beide besser.«
    Klaus-Dieter benahm sich eigentlich wie immer. Das Feuer in
Hubertus’ Augen irritierte ihn trotzdem.
    »Es ist mir egal, was du ihr versprochen hast. Ich bin immer noch
ihr Mann. Auch wenn ihr vielleicht denkt, dass wir so gut wie geschiedene Leute
sind. Du sagst mir jetzt sofort, wo sie ist. Oder du musst die Konsequenzen
tragen.«
    Verdammt, es fühlte sich gut an, so zu reden. Hummel berauschte sich
an der eigenen Stärke, die er wahrscheinlich auch deshalb so deutlich spürte,
weil sein Gesprächspartner butterweich war.
    »So leid es mir tut, Hubertus. Wir sind zum Schweigen verpflichtet.
Und wir denken natürlich überhaupt nicht, dass ihr euch scheiden lassen
solltet«, beeilte sich Pergel-Bülow zu betonen. »Ihr müsst tiefer ansetzen,
glaub mir. Seelische Prozesse …«
    Das reichte.
    »Aber Huby«, protestierte Klaus-Dieter sanft. Hubertus hatte ihn am
Hemdkragen gepackt und gegen die Wand sowie das von Regine gemalte Ölbild ihres
Gartenidylls gedrückt. »Gewalt löst keine Probleme«, keuchte der Nachbar.
    Warum eigentlich nicht? Hummel kannte sich selbst nicht wieder. »Ich
werde noch etwas ganz anderes tun. Ich werde hier alles kurz und klein
schlagen, wenn ich erst mal mit dir fertig bin. Und dann werde ich eure Bäume
foltern, mit denen ihr immer ach so liebevoll sprecht. Es sei denn, ihr sagt
mir jetzt endlich, wo Elke ist.«
    »Aber Hubertus. Was ist denn in dich gefahren? Beruhige dich doch«,
mischte sich jetzt die aus dem Wohnzimmer herbeigeeilte Regine ein. Auch sie
sprach trotz der durchaus gefährlich anmutenden Situation gewohnt sanft.
    »Du tust dir selbst nicht gut, Hubertus«, sagte sie. »Elke braucht
einfach nur ein paar Tage Ruhe. Sie möchte nicht, dass du weißt, wo sie sich
aufhält. Das solltest du respektieren. Wir sind doch reife Wesen. Und wir
werden in dieser Angelegenheit natürlich absolut loyal und diskret sein.«
    »Aha. Diskret müsst ihr jetzt auch noch sein. Das klingt ja höchst
verdächtig. Deckt ihr etwa diesen schmierigen Typen in dem weißen Kostüm? Ist
das ein Heiratsschwindler?«
    »Ach, das war doch nur Brindur«, sagte Regine Pergel-Bülow, ohne
weitere Erklärungen folgen zu lassen. Als hätte sie gesagt: Das war doch nur
der Außenminister.
    Zwei Wutanfälle später hatte Hubertus ein Einsehen. Er ließ von
Pergel-Bülow ab, war sich jetzt aber völlig im Klaren darüber, dass er dazu in
der Lage wäre, einen Menschen windelweich zu prügeln. Aber auch das war ihm klar:
Er hätte nichts aus ihm oder Regine herausbekommen, sich lediglich eine Anzeige
wegen Körperverletzung eingehandelt. Womöglich wäre Pergel-Bülow mit seiner
radikalpazifistischen Haltung aber nicht mal dazu im Stande gewesen.
    Darauf ankommen lassen wollte es Hummel aber nicht. Für einen Lehrer
machte sich so etwas nicht wirklich gut. Andererseits: Wenn er an seine 9a dachte … Robin Schlenker etwa. Oder Torben Kaczmarek.
Mit einer Vorstrafe hätte er bei denen endlich die nötige Autorität.
    Er rieb sich die Hände an seiner Hose, als müsse er sie nach der
Berührung mit Pergel-Bülows Hemd säubern. »Wenn ihr mit Elke sprecht, dann sagt
ihr, dass sie sich bei mir melden soll«, sagte er noch und  schlug die Haustür ohne Abschiedsgruß
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