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Honecker privat

Honecker privat

Titel: Honecker privat
Autoren: L Herzog
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Jedenfalls sah ich Erich Honecker erst wieder auf dem Weiterflug, er absolvierte in Sambia ein umfangreiches Programm.
    Das war in Mocambique eher nicht der Fall. Auf der vierten Station seiner Afrika-Reise – zum Auftakt waren wir in Libyen gewesen, wozu ich noch ein paar Worte verlieren werde – zeigte Erich Honecker erste Ermüdungserscheinungen, wie auch wir alle schon ziemlich malade waren. Klima und Umstände glichen denen in Angola. Das Hotel in Maputo war ziemlich luxuriös, doch es floss kaum Wasser und der elektrische Strom nur gelegentlich. Dass die Versorgung kaum unseren Vorstellungen entsprach, hatten wir bereits als Vorkommando festgestellt. Trotz gepfefferter Übernachtungskosten gab es zum Frühstück lediglich eine gebutterte Toastscheibe und eine Tasse Tee, Lunch und Diner fielen ebenfalls sehr bescheiden aus. Honecker drückte aufs Tempo. Er unterzeichnete mit Präsident Samora Machel einen Vertrag über Freundschaft und Zusammenarbeit.
    Die anschließende Kundgebung zog sich in die Länge, weil Honeckers Rede absatzweise ins Portugiesische übertragen wurde, dann wurde sie gruppenweise überall auf dem Platz in verschiedene Landessprachen übersetzt und schließlich brachte Machel Honeckers Hauptgedanken auch noch in Ronga zu Gehör. Das ist eine Batu-Sprache, die im Süden des Landes von vielleicht einer Dreiviertelmillion Menschen gesprochen wird. Danach kehrten wir glücklich, aber geschlaucht nach Europa zurück.
    Den Auftakt der ersten Afrikareise Erich Honeckers – im Herbst 1979, also noch im gleichen Jahr, besuchte er Äthiopien und danach den Jemen – bildete Libyen. Es sollte das erste islamische Land sein, das das DDR-Staatsoberhaupt einlud. Es bestanden bereits wirtschaftliche und auch politische Beziehungen zwischen beiden Staaten, die namentlich von Werner Lamberz angeschoben worden waren. Lamberz war vor Jahresfrist, am 6. März 1978, mit einem Hubschrauber auf dem Flug nach Tripolis abgestürzt.
    Mit ihm starben auch Paul Markowski, der Leiter der ZK-Abteilung Internationale Verbindungen, der ADN-Fotograf Hans-Joachim Spremberg und der Dolmetscher Armin Ernst.
    Das Unglück überschattete in gewisser Weise Honeckers Staatsvisite, auch wenn er in seinen Erinnerungen davon unberührt schrieb: »Die Gespräche mit Muammar el Ghaddafi ergaben viele Anregungen für eine langfristige, den gemeinsamen Interessen dienende Zusammenarbeit unserer Staaten und Völker.« Und: »Unsere libyschen Freunde erläuterten uns ausführlich ihren Standpunkt zu den Lebensfragen der arabischen Völker, zum Recht des palästinensischen Volkes, in seine Heimat zurückzukehren und seinen eigenen, unabhängigen Staat zu bilden. Nicht länger wollen die arabischen Völker Opfer von imperialistischen Aggressionen, von Landraub und Erniedrigung sein.«
    Als wir mit unserer IL 62 in Tripolis landen wollten, tobte über der Hauptstadt ein Sandsturm, und wir wurden nach Bengasi umgeleitet. Ohne dass es jemand an Bord aussprach, wertete das fast jeder als ein schlechtes Omen. Schon die erste Station eine Panne. Und im Hinterkopf der Hubschrauberabsturz von Lamberz im Hinterkopf.
    In Bengasi warteten wir einige Stunden, ehe sich der Sandsturm legte und wir in die Hauptstadt fliegen konnten. Dadurch geriet der minutiös erarbeitete Zeitplan schon am ersten Tag durcheinander. So schrumpfte das Gespräch mit Revolutionsführer Gaddafi, der im Vorjahr die DDR besucht hatte und damals mit dem Großen Stern der Völkerfreundschaft geehrt worden war, zur kurzen Höflichkeitsvisite.
    Eine derart intensive Reisetätigkeit wie 1979 sollte Erich Honecker in den 80er Jahren nicht entfalten, eine Wiederholung fand nicht statt. Er hatte nun Afrika und Asien gesehen und sich einen Eindruck verschafft, das sollte genügen. Mehrtägige Tourneen durch mehrere Staaten gab es nie wieder. Die Gründe werden gewiss subjektiver wie auch objektiver Natur gewesen sein.
    Warum in die Ferne schweifen?
    Obgleich Honecker wiederholt private Einladungen aus dem Ausland erhielt, zog er es vor, sich in der Heimat zu erholen. Er nutzte dazu die Insel Vilm, dann das Jagdhaus Wildfang, später Hubertusstock und das Gästehaus am Döllnsee, das Ulbricht bereits in den letzten Lebensjahren als eine Art Alterssitz bewohnte. In den 80er Jahren kam Drewitz in der Mecklenburger Seenplatte hinzu, ein 14 Hektar großes Anwesen, die Jagdresidenz. Die einzelnen Objekte hatten also verschiedene Eigentümer. Das Gästehaus Dölln war dem Staatsrat
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