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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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ihm wütend nach. Christian war sprachlos. Sein eher zurückhaltender Charakter war solchen Emotionen nicht gewachsen.

     
     
    Die Reporter wendeten sich an den Dunkelhaarigen. Er sollte ein Statement stellvertretend für die `schwule Gemeinde´ abgeben.

 
     
     
    „Wir werden das nicht zulassen. Wir sind nicht krank und diese Gentechnik verstößt gegen alle Menschenrechte!“, sagte er entschieden und seine Stimme klang dabei so kraftvoll und schön, dass sie Christian an den Klang einer Klarinette im Zusammenspiel mit Pauken und Trompeten erinnerte. Der junge Modedesigner wusste, wie sehr ihn eine schöne Stimme erschüttern konnte. Diese, dass schien ohne Zweifel für ihn, würde er nie vergessen können.

 
     
     
    Der Reporter entgegnete: „Das Gericht wird sich heute wahrscheinlich gegen weitere Forschungen in diesem Bereich aussprechen. Was sagen sie dazu?“

 
     
     
    „Es ist einfach lächerlich. Die behandeln uns, als wären wir ein paar von   ihren Laborratten! Ich werde dagegen entschieden antreten“ Der junge Mann wendete sich von dem Reporter ab. Die offenkundige Ohnmacht der Gerechtigkeit und das fehlende Verständnis bei seinen Mitmenschen machte ihn wütend und er ballte seine schönen großen Hände zu Fäusten zusammen.

     
     
    Als die Reporter sich endlich zurückgezogen hatten, nahm der junge Demonstrant einen Zettel und notierte eine Nummer darauf.

     
     
    „ Hier. Ruf mich an. Ich muss jetzt los. Ich bin übrigens Gordon“, und dann sauste er davon wie der Wind. Christian stand immer noch fassungslos da und hielt den Zettel fest in seiner Hand.

     
     
    Am nächsten Morgen saß Christian bereits zeitig an seinem Computer. Nachdem er einige Emails beantwortet hatte, war er nun in einen Tagtraum geglitten. Der helle Schein der Sonne tanzte glitzernd über das glatte Holz von seinem Schreibtisch. Draußen ließ das erste zarte Grün der Frühlingsgräser bereits viel mehr erahnen und schürte die Hoffnung für folgende warme Tage in seinem Herzen.

     
     
    Wie er so in Gedanken versunken aus dem Fenster blickte, erinnerte er sich wieder an seine erste homosexuelle Situation. Damals war er gerade 14 Jahre alt gewesen, als er erkannte, dass er sich mehr für ein Mädchen als für einen Jungen hielt. Schon immer begeisterten ihn die Gespräche der Mädchen mehr als die seiner männlichen Mitschüler. Als er dann Olaf kennen lernte, wusste er, dass er anders war als die anderen Schüler. Olaf war bereits vier Jahre älter gewesen und hatte einen beeindruckenden Körperbau. Er war groß und muskulös und bereits weit in seiner Entwicklung voran gekommen. Heimlich malte sich der kleine Christian damals Geschichten mit sich selbst und Olaf als Hauptrollen aus. Wie Olaf ihn vor anderen Schülern beschützen würde oder er ihn bei einem Unfall retten würde. Letztlich stellte sich heraus, dass Olaf ein gewalttätiger Schläger war. Doch nahm er immer den Platz seiner ersten großen Liebe ein.

     
     
    Die Erinnerung an diese emotionalen Momente lies Christian ein Lächeln auf seine Lippen legen. Er schloss die Augen und hielt die Lider mit seinen Fingern zu, um sich die Bilder noch einmal ganz genau vor Augen zu führen. Mit einem Mal schoss Emilian ganz aufgelöst zur Tür hinein und weckte ihn unsanft aus seiner Träumerei.

 
     
     

    „Hast du` s schon gehört?“, fragte Emilian kurzatmig. Christian musste sich erst einmal wieder sammeln und rückte seinen Hemdkragen etwas zurecht.

 
     
     
    „Nein, aber gelesen“, antwortete er ihm, als er wieder zu sich gekommen war. „Die scheinen fleißig weiter zu forschen!“

 
     
     
    „Ich finde, die sollten nicht weitermachen dürfen!“, sagte Emilian beleidigt. Offenbar hatte er sich von Christians Enthusiasmus anstecken lassen.

     
     
    „Ach lass sie doch! Die werden schon dahinter kommen,
    dass das alles Unsinn ist! Du glaubst doch nicht etwa, dass ein Gen für unsere Besonderheit verantwortlich ist!“, blieb Christian gelassen. Heute, so schien es ihm, konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen.

     
     

    „Nein, nein. Alles Quatsch! Und wenn es so wäre, dann ist es auch egal. Hauptsache die lassen uns wieder in Ruhe“, winkte Emilian ab.

     
     

    „Nein, ist es nicht. Wenn wirklich ein Gen dafür verantwortlich ist, dann hieße das, wir wären irgendwie abnormal und hätten keine Wahl. Ich glaube aber nicht, dass dies wirklich so ist. Die sexuelle Neigung ist schon mehr als nur ein Gen. Oder was denkst
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