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Homogen

Homogen

Titel: Homogen
Autoren: Franziska Nelka
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interessiert.

 
     
     
    „Was denn für ein Gen?“, stellte sich die Andere dumm.

     
     
    „Na das Schwulengen! Die haben jetzt herausgefunden, woran es liegt, dass die Männer schwul werden oder sind!“

 
     
     
    „Aha. Gut für uns“, und beide kicherten darüber und zogen an Christian vorüber.

     
     
    Diesem stockte der Atem. Die unabsichtlich hingeworfenen Worte der Frauen lagen nun vor seinen Füßen und versperrten ihm den Weg zu weiterem Amüsement. Er schien eine böse Vorahnung zu haben. Sein Blick verdunkelte sich und die zuvor erlebte Unbeschwertheit war einem trüben Gefühl gewichen. Ernüchtert machte er sich auf den Heimweg.

     
     
    Der nächste Morgen ließ einen sonnigen Tag erwarten. Der Wind hatte ein paar Blüten von den Bäumen rieseln lassen und der dichte, leicht beblühte Fliederbusch wiegte sich schwer hin und her und verströmte eine leichte, angenehme Duftnote. Christian bummelte nachdenklich an den Läden vorbei.   Er war schon sehr früh aufgestanden, da er schlecht geschlafen hatte. Während er einen Becher Kaffee in der Hand hielt und unter seinem Arm eine Zeitung trug, stockte plötzlich sein Schritt. Vor einem Hifi Laden blieb er stehen. Er schaute im Schaufenster auf einen Fernseher. Dort wurde gerade das Wissenschaftslabor Sentic gezeigt. Im Laufband unterhalb wurde eingeblendet: Das Homogen ist entschlüsselt!

     
     
    Christian schaute bestürzt drein und las den Text vom Laufband:

    Die Forschung an eineiigen Zwillingen hat weitreichende Bedeutung, da sie die gleiche DNS haben. Wenn beide in einer bestimmten Eigenschaft immer übereinstimmen, dann kann angenommen werden, dass diese Eigenschaft genetisch bestimmt ist. Wie dieses Gen allerdings für Homosexualität sorgt, ist bisher noch unklar und wird weiterhin im Genetiklabor Sentic untersucht.

     
     
    Aufgebracht lief er über die Straße und rannte fast in einen vorbeifahrenden PKW. Auf der anderen Straßenseite hielt er kurz inne und erholte sich von seinem Schock. Da bemerkte er hinter sich Geräusche einer Menschenmenge. Er drehte sich um und sah einige Demonstranten vor dem Rathaus marschieren.

     
     
    Es waren vor allem Männer, die Schilder gegen Genversuche trugen. Christian ging näher heran. Plötzlich wurde er von hinten an der Schulter angefasst. „Na, mein Freund.
    Kommst du auch zur Demonstration?“, fragte ihn ein attraktiver Dunkelhaariger.

     
     
    Christian drehte sich verdutzt um und sah den gutaussehenden, jungen Mann. Dieser lächelte ihn an und zeigte auf die Demonstranten. „Ja...ich meine Nein! Ich weiß auch nicht so recht“, entgegnete Christian verwirrt.
    Durch seine majestätische   Größe mit dem muskulösen Oberkörper und den wohligen Proportionen stellte dieser junge Mann eine beeindruckende Augenweide für Christian dar.

 
     
     
    „Du bist doch einer von uns. Komm, wir brauchen jede Hilfe, die wir bekommen können“, sagte er zu Christian in einem enthusiastischen Tonfall. Er war so lebendig und so ehrlich begeistert, dass sich Christian wie von einem Magneten angezogen fühlte.

     
     
    Natürlich folgte Christian der Aufforderung und reihte sich in die Truppe der Streikenden ein. Der Dunkelhaarige heizte die Leute etwas an. Plötzlich kamen ein paar Reporter aus dem Rathaus gestürmt. Sie umzingelten einige Männer in Anzügen. Unter ihnen war auch der Leiter des Genetiklabors Sentic, Professor Horitsch. Sie gingen die Treppe hinunter und wurden sofort Ziel des Streikangriffes.
    „ Seht ihn euch an, den Mann des Tages. Den sogenannten Helden! Das ist einer dieser Genpfuscher, die uns glauben machen wollen, wir seien krank!“, rief der Dunkelhaarige laut aus. In seiner Stimme schwebte die Kraft der Unbeugsamkeit mit. Er schien ganz erregt, denn sein Gesicht war gerötet und seine Wangen glühten.

     
     
    Professor Horitsch blickte zu ihm und dann zu den Streikleuten und deren Schildern. Er wirkte etwas nervös und wollte schnell in seinen Wagen einsteigen. Seine kleine gedrungene Statur lies ihn pummelig und unvorteilhaft proportioniert aussehen. Die unpassende und schlecht geschnittene Kleidung verstärkte den Effekt darüber hinaus.

     
     
    „Fühlen Sie sich nicht schuldig? Sie wollen Gott spielen und können doch nur einen Bruchteil seiner Schöpfung verstehen! Glauben Sie der Mensch besteht nur aus DNS?“, machte der junge Mann energisch weiter.

     
     
    Der Professor stieg in seinen Wagen und sauste davon. Der attraktive Demonstrant blickte
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