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Holy Shit

Holy Shit

Titel: Holy Shit
Autoren: Rolf-Bernhard Essig
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verwenden darf oder nicht. Nur Geübte sind in der Lage, Schimpfwörter, Beleidigungen und Flüche in einer Fremdsprache angemessen, kreativ und pannenfrei zu gebrauchen. Wie bei Redensarten und Sprichwörtern lauern für den Nichtmuttersprachler überall Fettnäpfchen, Missverständnisse, falsche Freunde, nur können sie im Fall der Tabuwörter und des Schimpfens tödlich beleidigen. Für dieses Buch wie für andere gilt also: Bevor Sie in einem arabischsprachigen Land »Omak zanya fee erd!« (»Deine Mutter brach die Ehe mit einem Affen!«) oder gar »Elif air ab dinikh!« (»Tausend Schwänze in deine Religion!«) sagen, fragen Sie eine Vertrauensperson des entsprechenden Landes, in welchen Situationen solch ein Ausdruck angebracht sein könnte oder ob Sie ihn lieber gleich vergessen sollten.
    Ich lernte beispielsweise einmal einen russischen Trinkspruch von einer Deutschen, die mehrfach in Moskau gewesen war, verwendete ihn fröhlich bei Reisen an die Wolga und erntete stets Gelächter. Erst spät machte mich eine Freundin darauf aufmerksam, dass es sich um einen sehr ordinären Spruch handele, den man unter Saufbrüdern, aber nicht unter Freunden und schon gar nicht im offiziellen Umfeld verwenden sollte. Das Gelächter sei ein peinlich berührtes gewesen.
    Im Ausnahmefall kann ein extremer Fluch aber auch Leben retten, wie der Journalist Ulrich Kienzle in einem Interview mit dem Zeit-Magazin erzählt. Im Libanon hätten ihn schwerbewaffnete palästinensische Gangster unterwegs angehalten, um ihm sein Auto abzunehmen. »Auf Arabischschrie ich den Anführer an. Mit einem damals typischen Schimpfwort, das ich gelernt hatte: ›Ente manjuk al akbar anibarif.‹ Das heißt: ›Du bist das größte, schwulste Arschloch, das ich kenne.‹ Frei übersetzt.« Kienzle hatte Glück, denn in seiner grenzenlosen Verblüffung schoss der Gangster nicht auf ihn, sondern ließ sich auf einen kurzen Dialog ein, in dem der Journalist argumentierte, dass er, wenn sie ihn beklauten, den Deutschen berichten müsste, die Palästinenser seien Verbrecher. Da ließen sie ihn in Frieden. Doch Kienzle betont, dass es leicht sein Ende hätte sein können. Frechheit siegt oft, aber nicht immer.
    Überlegen Sie also, ehe Sie einem Bewohner Tongas »laho si’isi’i« zurufen, was »Krabbenpimmel« bedeutet, und selbst wenn ein türkischer Mensch Ihnen zu nahe kommt, sagen Sie vielleicht nicht gleich: »Dokunma bana, sapık!« (»Fass mich nicht an, du Arsch!«) Möglicherweise lacht der Nepalese, dem Sie ein munteres »Mero gu kha!« entgegenschleudern, über Ihre Sprachkenntnisse. Wahrscheinlich ist es nicht, denn Sie selbst hörten auch nicht gern: »Iss meine Scheiße!«
    Ach ja, die koreanischen Flüche zu Beginn: »Nyeon!« bedeutet »Schlampe«, »Nom!« ist die männliche Form dazu und bedeutet »Kerl!/Typ!« Während »Nyeon!« immer ein Schimpfwort ist, das aber kurioserweise männliche Homosexuelle als normale Anrede untereinander verwenden, hat »Nom!« in der Umgangssprache und unter Freunden einen freundlichen Klang, der mit der Anrede »Hallo Alter!« verglichen werden könnte. Der häufigste Fluch ist freilich »Shibal/Ssibal!«, das von »ssip-hal« kommt und »ficken« bedeutet. Dessen Aussprachevarianten und Anwendungsbandbreite kann man repräsentativ in einer Szenenmontage von Yang Ik-Joons erstem Film Breathless sehen und hören ( www.youtube.com/watch?v=q3CwLKbR6U8 ). Der Held drückt dort mit immer demselben Wort Abscheu, Ärger, Beleidigung, Verstärkung, Überraschung, Hoffnungslosigkeit und so weiter aus. Ofthört man auch als Schimpfworte »Gä-Sä-KKi«, was »Welpe«, und »Jot-ga-tun«, was »wie ein Schwanz« bedeutet. Auch hier gilt selbstverständlich: Seien Sie vorsichtig beim Gebrauch!

So flucht die Welt
    Spanien: »¡Asi te tragues un pavo y todas las plumas se conviertan en cuchillas de afeitar!« (»Mögest du einen Truthahn verschlucken, und alle seine Federn sollen sich in Rasierklingen verwandeln!«) Sehr nett auch: »¡Hostias en vinagre!« (»Verflucht!«, wörtlich: »Hostien in Essig!«)
    China: »Cao ni ma de, er bai wu!« (»Schlaf mit deiner Mutter, Zweihundertfünfzig!«) Außer »Zweihundertfünfzig« ist auch »Drei-acht« (»san ba«) ein Wort für »Dummkopf, Blödmann«. Selbst Muttersprachler konnten nicht erklären, warum.
    Slowakei: »Zabi sa a uteč!« (»Verende und lauf davon!«)
    Tschechien: »Jdi do hajzlu, pièa!« (»Verschwinde, Fotze!«, wörtlich »Geh zum Klo, Fotze!«)
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