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Hokus Pokus Zuckerkuss

Hokus Pokus Zuckerkuss

Titel: Hokus Pokus Zuckerkuss
Autoren: M Cabot
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des guten Geschmacks und der Etikette verletzen würde. Doch da Hochzeiten ja heutzutage immer teurer werden, erscheint es manchen Eltern immer noch günstiger, die Flucht ihrer Töchter zu finanzieren.
     
    Wenn doch nur alle so ein Glück hätten …
     
     
    LIZZIE NICHOLS DESIGN ®

24
    Es gibt nichts Edleres und Bewundernswerteres,
als wenn zwei Menschen, die sich gut verstehen,
zum Ärger ihrer Feinde und zur Freude ihrer
Freunde als Mann und Frau zusammenleben.
     
    HOMER (8. JAHRHUNDERT V. CHR.),
GRIECHISCHER DICHTER
    Am nächsten Morgen treffe ich Monsieur Henri in seinem Garten an. Dort trainiert er – genauso, wie seine Frau es mir gesagt hat – auf seiner Pétanque -Bahn, die er eigenhändig angelegt hat.
    Mein Anblick scheint ihn zu überraschen.
    Nun ja, in seinem vorstädtischen New-Jersey-Domizil in Cranbury empfängt er sicher nur selten Besucher aus Manhattan.
    Besonders, wenn er noch seinen Frotteebademantel trägt.
    »Elizabeth!«, ruft er, lässt den Pétanque -Ball in den Staub fallen und zieht hastig seinen Bademantel zusammen. Ärgerlich starrt er seine Frau an, die mir mit einem Tablett Eistee gefolgt ist.
    »Tut mir leid, Jean«, entschuldigt sie sich. Aber falls man mich fragt – sie verspürt nicht die geringste Reue. »Vorhin rief Elizabeth an, weil sie uns heute
Vormittag besuchen und etwas Wichtiges mit uns besprechen möchte. Ich hatte es dir erzählt. Aber ich nehme an, du hast es nicht gehört.«
    Verwirrt beobachtet Monsieur Henri, wie sie das Tablett auf einen kleinen Metalltisch unter der Rosenlaube am Ende seiner Pétanque -Bahn stellt. Dann setzt sie sich auf die Bank daneben. Ihr Mann, der früher groß und kräftig gebaut war, hat seit seiner Operation stark abgenommen. Sogar im Schatten der Laube treibt die Sommerhitze Schweißperlen auf seine Stirn. »Sicher kann ich mir eine kleine Trainingspause erlauben«, meint er und betrachtet die Eisteegläser.
    »Oh, das wäre nett«, sage ich und schaue zum Haus hinüber. Chaz fährt in der Gegend herum. In einer halben Stunde wird er mich mit dem Auto abholen, das wir heute Morgen bei Avis gemietet haben.
    »Ich werde mich in der Zwischenzeit ein wenig im Einkaufscenter umsehen«, hat er angekündigt. »Da kaufe ich dir einen Tanga von Victoria’s Secret. Noch nie habe ich dich in einem Tanga bewundert. Oder in irgendwas von Victoria’s Secret.«
    Dafür gäbe es auch gar keinen Grund, habe ich ihm versichert.
    Bevor ich mich neben Madame Henri auf die Bank setze, ziehe ich sorgsam meinen Vintage-Lilly-Pulitzer-Wickelrock glatt und warte, bis Monsieur Henri vorsichtig in den Adirondack-Stuhl aus Teakholz gesunken ist. »Es tut mir so leid, dass ich Sie zu Hause stören muss, Monsieur Henri«, beginne ich. »Aber es geht um den Laden und das Haus …«

    »Bitte, Elizabeth«, unterbricht er mich in überaus freundlichem Ton, nimmt sich ein Eisteeglas und wirbelt den Minzezweig herum, den seine Frau hineingesteckt hat. »Da gibt es wirklich nichts mehr zu besprechen. Goldmark wird das Haus verkaufen, und dabei bleibt es. Natürlich bedauere ich, dass Sie eine neue Stellung und ein Apartment suchen müssen. Aber wie gesagt, wir werden bei Maurice ein gutes Wort für Sie einlegen. Also haben Sie die besten Referenzen. Sicher werden Sie bald einen Job finden. Und damit müssen Sie sich zufriedengeben. Also wirklich, diese Bettelei – irritiert mich ein bisschen. Wie ich gestehen muss, Sie erstaunen mich, Elizabeth.«
    »Genau genommen …« Auch ich ergreife ein Eisteeglas und freue mich, weil meine Hand nicht zittert. Nur zu, Lizzie! »… bin ich nicht hierhergekommen, um Sie um einen Job anzubetteln, Monsieur Henri. Mittlerweile habe ich einen anderen gefunden, und ich möchte Ihnen ein Angebot für das Haus in der Seventy-eighth Street unterbreiten.«
    Beinahe fällt ihm das Glas aus der Hand. Und Madame Henri verschluckt sich an ihrem Eistee.
    »Wie – bitte, Elizabeth?«, würgt sie hervor und hustet.
    »Ich weiß, Sie haben sich bereits an eine Immobilienmaklerin gewandt«, erwidere ich hastig. »Und im Augenblick besitze ich noch nicht die ganze Summe. Aber die werde ich einnehmen. Schon bald. Den Rest werde ich im Lauf einiger Jahre abzahlen. Gewiss, nicht ganz das, was Sie erhofft haben, aber …«
Ich beuge mich vor. Mit leiser, eindringlicher Stimme spreche ich weiter, während irgendwo in der Ferne ein Rasenmäher zu surrendem Leben erwacht und ein Vogel ein jammervolles, aber melodisches Lied zu zwitschern anfängt.
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