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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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Magengrube erhalten. Sie konnte einen Streifen dunklen Rauchs sehen, der hinter einer Kurve über einem Windschutz aus kleinen Bäumen aufstieg.
    »Du musst Abner Bescheid sagen!«, schrie sie.
    Cromwell kletterte bereits eine Leiter zur Lüftung im Dach des Güterwaggons hinauf und feuerte seinen Revolver ab, um Abner im Lärm der Lokomotive auf sich aufmerksam zu machen. Abner hörte den Schuss und lief über den Tender, bis er nur noch vier Meter von Cromwell entfernt war.
    »Da fährt ein Zug hinter uns her!«, schrie Cromwell.
    Abner stand breitbeinig auf dem schlingernden Tender und blickte über das Dach des Güterwaggons. Der andere Zug hatte die Kurve hinter sich gelassen und war in der Ferne zu erkennen. Schnell kam er näher, wie am dichten Rauch zu erkennen war, der aus dem Schornstein quoll und im Gegenwind zu einem flachen Streifen wurde.
    Die beiden Züge waren schließlich in Hör- und Sichtweite zueinander, und der Fähranleger von Woods Bay am Flathead Lake war nur noch dreißig Kilometer entfernt.

47
    Es war tatsächlich, als wäre Adeline ein Vollblüter, der auf einer Rennbahn in der großen Kurve von hinten herangeprescht kam und an den anderen Pferden vorbeizog, um die Führungsposition zu übernehmen. Ihre Pleuelstangen waren verwischte Schemen, so schnell bewegten sie die Antriebsräder auf den Gleisen. Noch nie war eine Lokomotive so sehr beansprucht worden. Die Entfernung vom Rangierbahnhof in Oakland bis zu den Weiten von Montana hatte sie schneller als jede andere Lokomotive in der Geschichte zurückgelegt. Niemand maß die Geschwindigkeit, doch es zweifelte auch niemand im Führerhaus oder an der Strecke daran, dass sie auf geraden und flachen Strecken die 140 Stundenkilometer überschritten hatte.
    Jongewaard hatte den Dampfhebel bis zum Anschlag aufgezogen und jagte Adeline über Schienen, die für eine solche Geschwindigkeit nicht geschaffen waren. Beide Lokführer saßen auf den Sitzen und starrten unablässig auf das Gleis vor ihnen. Bell und Long schaufelten Kohle, während Shea systematisch das Feuer schürte, damit es das Maximum an Hitze für eine optimale Verbrennung hatte.
    Das zischende Geräusch des Dampfs war ununterbrochen zu hören, und Rauch stieg in einer immer größer werdenden Wolke aus dem Schornstein auf.
    Bell hörte gelegentlich auf zu schaufeln, um einen Blick auf den Zug vor ihnen zu werfen, der von Minute zu Minute größer wurde. Sie näherten sich Cromwell fast mühelos, und Bell zog an der Schnur der Dampfpfeife, die einen langen Ton ausstieß; er schnitt durch die Brise, die über den See ging. Bells Lippen waren zu einem schmalen Lächeln verzogen. Er wollte, dass Cromwell spürte, wie er ihm auf den Leib rückte.
    Bell blickte nach oben in den Himmel. Durch den Chinook, der von den Rocky Mountains herabwehte, hatte sich das Blau mit einem grauen Schleier überzogen. Staub und Blätter wirbelten durch die Luft, und kleine Steine flogen wie die Spreu aus einer Dreschmaschine herum. Die glatte Oberfläche des Flathead Lake hatte sich in weniger als zwanzig Minuten zu tosenden Wellen aufgetürmt.
    Plötzlich schrien Jongewaard und Lofgren wie aus einem Mund: »Fahrzeug auf dem Gleis!«
    Alle wirbelten herum und starrten auf die Schienen.
    Ein Farmer auf einem Heuwagen, der von zwei Pferden gezogen wurde, fuhr auf einer Straße über die Schienen. Er musste die Pfeife der Lok gehört haben, dachte Bell, doch hatte er die Geschwindigkeit des Zugs falsch eingeschätzt und geglaubt, noch genügend Zeit zu haben, das Gleis zu überqueren. Jongewaard schob den Dampfhebel nach vorn und verlangsamte die Antriebsräder, bis sie stoppten, und legte dann den Rückwärtsgang ein, um die Lokomotive zum Anhalten zu zwingen.
    Als der Fahrer das stählerne Monster bemerkte, war es nur noch hundert Meter entfernt, und im verzweifelten Versuch, dem nahenden Tod zu entkommen, peitschte er auf seine Pferde ein. Doch es war bereits zu spät.
    Adeline krachte in einer Explosion aus Heu, zersplitterten Holzplanken und zerschmetterten Rädern in den Wagen. Die Männer im Führerhaus duckten sich instinktiv hinter den schützenden Kessel, als die Trümmer über das Dach gegen den Tender flogen.
    Wundersamerweise hatten die Pferde rechtzeitig einen Satz gemacht und waren unverletzt geblieben. Bell und die anderen wussten nicht, was mit dem Farmer geschehen war. Sobald Jongewaard Adeline hundert Meter weiter zum Stehen gebracht hatte, sprangen Bell und die Crew aus dem Führerhaus
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