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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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der mit Frischluft gespeisten Taucherluftpumpe führte, als die Plattform hochgezogen und auf das Deck geschwungen wurde. Sie waren kaum an Bord, als bereits ein anderes Team die Leitern hinabkletterte und sich auf die Plattform stellte, die in das vom langen Winter in Montana immer noch eisige Wasser glitt.
    Der große Mann sah schweigend zu. Er wirkte fehl am Platz unter den Männern der Schiffscrew in ihrer schmutzstarrenden Arbeitskleidung und den Overalls. Er trug scharf gebügelte braune Hosen und einen teuren Kaschmirpullover unter einer Kaschmirjacke. Seine Schuhe waren auf Hochglanz poliert und hatten inmitten rostiger Drahtseile auf dem ölverdreckten Deck erstaunlicherweise ihren Glanz nicht verloren.
    Er betrachtete die dicken Schlammschichten auf den Stufen zum Führerhaus und drehte sich zu Kaufman um. »Lassen Sie eine Leiter bringen, damit wir in das Führerhaus klettern können.«
    Kaufman gab einem Crewmitglied in der Nähe einen Befehl, und sogleich wurde eine Leiter an die Kante hinter dem Sitz des Lokomotivführers gelehnt. Der Bergungsleiter stieg zuerst hinauf, gefolgt von dem älteren Gast. Wasser rann in breitem Schwall vom Dach, während sich aufgelöste Kohle mit dem Matsch vermengte, der durch die offene Tür aus der Feuerkammer auf den Stahlboden floss.
    Zuerst sah es so aus, als wäre das Führerhaus leer. Das Gewirr aus Ventilen, Rohrleitungen und Hebeln über dem Heizkessel war überzogen von Schlammschichten und grünem Seegras. Der Schlick auf dem Boden war knöcheltief, doch der große, schweigsame Beobachter schien nicht zu merken, wie er oben in seine Schuhe hineinlief. Er ging in die Hocke und begutachtete drei Erhebungen, die wie kleine Hügel aus dem Schlamm aufragten.
    »Der Lokführer und der Heizer«, verkündete er.
    »Sind Sie sich sicher?«
    Er nickte. »Ganz sicher. Der Lokführer war Leigh Hunt. Er hatte eine Frau und zwei Kinder, die jetzt im mittleren Alter sind. Der Heizer war Robert Carr. Er wollte nach der Fahrt heiraten.«
    »Wer ist der dritte Mann?«
    »Sein Name war Abner Weed. Ein harter Hund. Er zwang Hunt und Carr mit einer Pistole im Rücken, die Lok zu bedienen.«
    »Sie sehen nicht gerade hübsch aus«, murmelte Kaufman, den der Anblick ekelte. »Ich bin überrascht, dass nicht nur die Skelette übrig sind.«
    »Es wäre gar nichts von ihnen übrig, wenn sie in Salzwasser gestorben wären, aber das kalte Wasser des Flathead Lake hat sie erhalten. Was Sie hier sehen, ist das Fettgewebe. Es löst sich mit der Zeit auf, wenn es unter Wasser liegt, und gibt den Leichen dieses wächserne Aussehen, das man als Verseifung bezeichnet.«
    »Wir müssen den Sheriff informieren und einen Leichenbeschauer herbestellen.«
    »Wird das die Bergung verzögern?«, fragte der Fremde.
    Kaufman schüttelte den Kopf. »Nein, das sollte die Aktion nicht behindern. Sobald das zweite Tauchteam die Hebeseile angebracht hat, können wir den Kohlentender heraufholen.«
    »Ich muss unbedingt sehen, was in dem angehängten Waggon ist.«
    »Das werden Sie.« Kaufman blickte den Mann an und versuchte vergeblich, seine Gedanken zu lesen. »Wir sollten uns lieber zuerst um den Tender kümmern, das macht es einfacher. Es könnte sich als unheilvoll erweisen, wenn wir erst den Waggon heben, bevor er vom Tender abgekoppelt wurde. Er ist vielleicht nicht so schwer wie die Lokomotive, aber wenn wir nicht vorsichtig sind, könnte er auseinanderbrechen. Es ist eine viel schwierigere Aktion. Außerdem ist das vordere Ende des Gepäckwagens teilweise unter dem Tender eingeklemmt.«
    »Das ist kein Gepäckwagen, sondern ein Güterwaggon.«
    »Woher wollen Sie das wissen?«
    Der Beobachter ignorierte die Frage. »Holen Sie den Kohlentender ruhig zuerst rauf. Sie sind hier schließlich der Boss.«
    Kaufman starrte hinunter auf die hässlichen Klumpen, die einmal Menschen gewesen waren. »Wie sind sie nur hierhergekommen? Wie kann ein Zug über so lange Zeit in einem See verschwinden?«
    Der Mann ließ den Blick über die ruhige blaue Wasseroberfläche schweifen. »Vor vierundvierzig Jahren gab es hier eine Fähre, die mit Holz beladene Güterwaggons über den See transportierte.«
    »Schon seltsam«, sagte Kaufmann langsam. »Die Zeitungen und Vertreter von Southern Pacific behaupteten damals, dass der Zug gestohlen wurde. Wenn ich mich richtig erinnere, war es im 21. April 1906.«
    Der alte Mann lächelte. »Eine Vertuschungsaktion der Firma. Der Zug wurde nicht gestohlen. Ein Fahrdienstleiter
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