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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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Penner zog eine Colt-Automatik Kaliber 38, Modell 1902 aus dem Stiefel, schlug der Frau mit dem Lauf ins Genick und beobachtete aufmerksam, wie sie langsam auf den Holzboden sank. Es geschah so unvermittelt und in aller Stille, dass der Bankdirektor von seinem Büro aus weder etwas sah noch hörte.
    Dann wurde aus dem betrunkenen Minenarbeiter auf einmal ein Bankräuber, der schwungvoll über den Tresen sprang, in das Büro des Direktors eindrang und ihm die Mündung seines Schießeisens an den Kopf hielt. »Keine Bewegung, oder es knallt«, sagte er leise, aber bestimmt. »Rufen Sie Ihren Mitarbeiter her.«
    Der glatzköpfige, dicke Bankdirektor sah ihn schockiert und angstvoll aus aufgerissenen braunen Augen an. Widerspruchslos rief er: »Roy, kommen Sie mal!«
    »Augenblick, Mr. Castle!«, rief Roy aus dem Tresorraum zurück.
    »Sagen Sie ihm, er soll den Tresor nicht zumachen«, befahl der Bankräuber in ruhigem, aber scharfem Tonfall.
    »Lassen Sie die Tresortür offen, Roy«, befolgte Castle den Befehl, während er einen schielenden Blick bekam, als er die Augen auf die Waffe richtete, die gegen seine Stirn gedrückt wurde.
    Roy trat mit einem Kontenbuch unter dem Arm aus dem Tresorraum. Die bewusstlose Frau hinter dem Schalter konnte er nicht sehen. Arglos betrat er Castles Büro und erstarrte, als er den Bankräuber sah, der seinem Boss die Mündung des Schießeisens an den Kopf hielt. Der Bankräuber nahm den Pistolenlauf von Castles Kopf und deutete mit der Mündung zum Tresor.
    »Sie beide«, sagte er ruhig, »in den Tresor.«
    Widerstand war zwecklos. Castle erhob sich von seinem Schreibtisch und ging voraus, während der Bankräuber kurz ans Fenster trat, um zu überprüfen, ob irgendjemand auf dem Weg zur Bank war. Bis auf ein paar Frauen, die einkaufen gingen, und einen vorbeifahrenden Bierwagen war die Straße leer.
    Der Tresorraum wurde von einer Edison-Messinglampe, die von der Stahldecke hing, hell erleuchtet. Neben der Kiste mit dem Gold stapelten sich Banknoten, hauptsächlich die Löhne der Bergbaugesellschaften, in den Regalen. Der Bankräuber warf dem Angestellten den Jutesack entgegen. »Okay, Roy, packen Sie sämtliche Dollarnoten da rein.«
    Roy tat, wie ihm geheißen. Mit zitternden Händen schob er die Stapel mit Banknoten verschiedener Nennwerte in den Sack. Als er damit fertig war, spannte sich das Leinen und schien der Größe eines gutgefüllten Wäschesacks zu entsprechen.
    »Und jetzt auf den Boden!«, befahl der Bankräuber.
    Castle und Roy, die glaubten, dass sich der Räuber nun aus dem Staub machen würde, legten sich, die Hände am Hinterkopf, flach hin. Der Bankräuber zog ein dickes, wollenes Halstuch aus einer Tasche und wickelte es um die Mündung seiner Automatik. Dann schoss er nacheinander den beiden Männern in den Kopf. Es klang eher wie dumpfe Schläge als das scharfe Knallen von Schüssen. Ohne einen Moment zu zögern, lud er sich den Sack auf die Schulter und verließ den Tresor.
    Unglücklicherweise war er noch nicht fertig. Die Frau vor dem Schalter stützte sich stöhnend auf die Ellbogen. Mit völliger Teilnahmslosigkeit beugte er sich zu ihr hinunter, richtete die Pistole auf sie und schoss ihr in den Kopf, wie er es mit dem Bankdirektor und dem Angestellten getan hatte. Es gab kein Erbarmen und nicht das kleinste Anzeichen von Mitgefühl. Es kümmerte ihn nicht, ob jemand von ihnen eine Familie hinterließ. Er hatte drei wehrlose Menschen getötet, kaltblütig und mit derselben Anteilnahme, als wäre er auf eine Ameisen Kolonne getreten.
    Er blieb stehen, um sich nach einer Patronenhülse umzusehen, die, wie er meinte, aus dem um die Pistole gewickelten Tuch zu Boden gefallen war, doch er konnte sie nirgends entdecken. Er gab es auf, spazierte aus der Bank und stellte zufrieden fest, dass niemand die gedämpften Schüsse gehört hatte.
    Mit dem prall gefüllten Jutesack über der Schulter ging er durch die Gasse hinter der Bank. Nachdem er in eine kleine Nische unter einer Treppe getreten war, wo ihn niemand sehen konnte, zog er die schmutzigen Sachen aus, nahm die graue Perücke und den grauen Bart ab und legte alles in einen kleinen Handkoffer. Ein teurer Maßanzug kam zum Vorschein, und er setzte sich keck eine Melone auf die ordentlich frisierten roten Haare. Dann band er sich eine Krawatte um, bevor er auch die abgelatschten Stiefel in den Koffer warf. Er war in Wirklichkeit ein kleiner Mann; die Sohlen und Absätze der Stiefel hatten ihn knapp fünf
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