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Höllenjagd

Höllenjagd

Titel: Höllenjagd
Autoren: Clive Cussler
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was stimmt?«
    »Dass dieses Glas nach der Brust von Marie Antoinette geformt wurde.«
    Cromwell lachte. »Ja, in der Geschichte steckt ein Körnchen Wahrheit.«
    Margaret blickte aus dem Fenster, das Cromwell auf der Rückseite des Wagens aufgeklappt hatte. Es war in die Wand eingelassen und unsichtbar, wenn es geschlossen war. Das Gleis, über das sie dahinbrausten, schien endlos zu sein. Sie konnte sehen, dass sie durch ein Tal fuhren, das von bewaldeten Bergen umgeben war.
    »Wo sind wir?«
    »Im Flathead Valley, mitten in den Rocky Mountains.«
    »Wie weit ist es noch bis zur Grenze?«
    »Noch dreißig Minuten bis zur Fähre am Flathead Lake«, sagte Cromwell und öffnete die zweite Flasche Champagner an diesem Tag. »Wir brauchen eine halbe Stunde, um den See zur Bahnstrecke der Great Northern zu überqueren, und bei Sonnenuntergang sind wir in Kanada.«
    Sie erhob ihr Glas. »Auf dich, Bruderherz, und die großartige Flucht aus San Francisco. Darauf, dass unser neues Unternehmen so erfolgreich sein möge wie unser letztes.«
    Cromwell lächelte selbstgefällig. »Darauf trinke ich.«
    Vorn im Führerhaus trieb Abner die Crew an, die er aus einem kleinen Café am Rangierbahnhof in Brigham City, Utah, mit vorgehaltenem Schießeisen entführt hatte. Leigh Hunt, der Lokführer mit dem lockigen Rotschopf, und sein Heizer Bob Carr, ein bärenstarker Mann, der zuvor als Bremser gearbeitet hatte und hoffte, es bis zum Lokführer zu bringen, waren gerade von einer Fahrt zurückgekommen und hatten eine Tasse Kaffee getrunken, bevor sie sich auf den Heimweg machen wollten, als Abner ihnen seinen Revolver an den Kopf gehalten und sie in das Führerhaus der Lok gezwungen hatte, die Cromwells eleganten Güterwaggon zog.
    Wilbanks und Hall hatten sie, wie schon die Crew davor, irgendwo unterwegs abgesetzt, als Abner die Telegrafenleitungen gekappt hatte.
    Abner saß auf dem Dach des Tenders, von wo aus er Hunt und Carr dazu antrieb, dass sie die Pacific-Lokomotive über die Schienen zum Flathead Lake jagten. Er bemerkte die schwarzen Wolken über den östlichen Rocky Mountains.
    »Sieht aus, als würde sich ein Sturm zusammenbrauen«, sagte Abner.
    »Wahrscheinlich ein Chinook!«, brüllte Carr über die Schulter, während er Kohle in den Feuerkasten schaufelte.
    »Was ist ein Chinook?«, wollte Abner wissen.
    »Das sind trockene Fallwinde, die an den Rockies hinunterrauschen. Die Temperatur kann in einer Stunde um fast zwanzig Grad steigen, und die Winde können über 160 Stundenkilometer schnell werden - genug, um Züge von den Schienen zu blasen.«
    »Wann erreicht uns der Sturm?«
    »Vielleicht in einer Stunde«, antwortete Carr. »Ungefähr dann, wenn wir die Eisenbahnfähre in Woods Bay erreichen. Sie müssen wohl abwarten, bis er sich gelegt hat. Während eines Chinooks legt die Fähre nicht ab.«
    »Warum nicht?«, fragte Abner.
    »Bei Windgeschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern verwandelt sich der See in ein wildes Ungeheuer. Der Wind peitscht die Wellen bis zu sechs Meter hoch auf. Die Eisenbahnfähre ist für einen solchen Seegang nicht gebaut. Keine Chance, dass die Crew auf den See hinausfährt.«
    »Wir haben telegrafiert, damit die Fähre auf uns wartet«, sagte Abner. »Ob Wind oder nicht, wir setzen über.«
    In Cromwells rollendem Palast war Margaret vom Champagner in einen leichten Schlaf gefallen, während ihr Bruder entspannt eine Zeitung las, die Abner in Brigham City besorgt hatte. Die meisten Nachrichten behandelten das Erdbeben von San Francisco. Er las, dass die Feuer schließlich gelöscht worden waren, und er fragte sich, ob seine Villa auf dem Nob Hill und das Bankgebäude noch existierten.
    Er blickte auf, weil er ein Geräusch gehört hatte, das nicht das Rattern der Stahlräder auf den Gleisen war. Es war schwach und klang weit entfernt. Er erstarrte, als er erkannte, dass es sich um eine Zugpfeife handelte. Cromwell war fassungslos, weil er davon überzeugt war, dass er verfolgt wurde.
    »Bell!«, stieß er wütend hervor.
    Aufgeschreckt von der lauten Stimme setzte sich Margaret auf. »Was schreist du so?«
    »Bell!«, stieß Cromwell hervor. »Er ist uns von San Francisco gefolgt!«
    »Was redest du da?«
    »Hör mal!«, befahl er ihr.
    Dann bemerkte sie es ebenfalls - den unverwechselbaren Klang einer Zugdampfpfeife, kaum wahrnehmbar, aber eindeutig vorhanden.
    Margaret eilte zum rückwärtigen Fenster und starrte auf die Gleise hinaus. Es war, als hätte sie einen Schlag in die
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