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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund
Autoren: James Herbert
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fair zu sein, ist wohl das Beste, was ich sagen kann, dass sie mich wie einen Hund behandelte.
    Worte waren für mich nur Laute, aber ich konnte die Empfindung in ihnen fühlen. Ich fühlte, ohne zu verstehen, dass ich ein Ersatz für etwas anderes war, und jetzt ist es recht einfach zu erkennen, was das war. Soweit ich mich erinnern kann, waren sie ein reifes Paar, und sie waren alleine. An den Geräuschen, die das Paar oft zueinander machte, konnte ich erkennen, dass der Riese voll Scham und seine Gefährtin voll Zorn waren. Als junger Hund war ich recht verwirrt, und die Atmosphäre zwischen den beiden tat nichts dazu, mir emotionelle Stabilität zu vermitteln. Jedenfalls war ich als Ersatz kein sonderlich großer Erfolg.
    Ich weiß nicht, ob ein bestimmter Vorfall oder die Ansammlung von Katastrophen letztlich zu meiner Entfernung führte. Alles, was ich weiß, ist, dass ich mich eines Tages wieder inmitten hündischer Gefährten befand. Mein zweites Zuhause war ein Hundeheim.
    Und dort kam der Durchbruch.

4

    Ich war etwa eine Woche dort gewesen, recht glücklich mit meinen neuen Freunden, obwohl einige von ihnen ein wenig rauhe Gesellen waren. Man fütterte mich einigermaßen gut (freilich musste man um seinen fairen Anteil kämpfen — aber so war das Leben) und versorgte mich auch sonst. Die großen zweibeinigen Lebewesen zogen an den meisten Tagen an uns vorbei, riefen zu uns hinunter, gaben alberne glucksende Geräusche von sich und deuteten dann auf einen von uns. Ein älterer Hund sagte mir, dass man diese Geschöpfe Leute nannte, und sie waren es, die alles regierten; sie beherrschten die Welt. Als ich fragte, was die Welt war, wandte er sich ungeduldig und angeekelt ab und rannte zu den Leuten, steckte die Nase durch das Drahtgitter, um seine Ergebenheit zu bekunden. Ich lernte bald, dass er in dem Spiel der Auswahl recht erfahren war, denn dies war nicht sein erster Besuch in dem Hundeheim. Ich lernte auch, dass es nicht gut war, nicht ausgewählt zu werden — denn dann brachte einen am Ende eine Weißhaut weg, und der Geruch des Todes, der dann über einem hing, war nicht zu verkennen.
    Die erfahreneren Hunde erzählten mir von den Leuten: wie sie, wenn sie es wollten, ihre Haut ablegen konnten, weil es nur tote Haut war wie das Ding um meinen Hals; dass es männliche und weibliche Leute gab, so wie bei uns auch, und dass sie ihre Welpen Kinder nannten. Wenn sie vor einem Hund einen bestimmten Laut ständig wiederholten, manchmal freundlich manchmal schroff, dann war das wahrscheinlich der Name, den sie einem gegeben hatten. Sie fütterten einen und kümmerten sich um einen, wenn man gehorsam war. Sie hatten vor langer, langer Zeit gelernt, auf zwei Beinen zu gehen und hatten sich seitdem stets überlegen gefühlt. Sie waren ein wenig dumm, konnten aber sehr freundlich sein.
    Sie besaßen die Macht alle Lebewesen zu töten, selbst jene, die größer als sie selbst waren.
    Und jene Macht war es, und nur die, die sie zu Meistern machte.
    Ich entdeckte, dass ich etwas war, was man eine Kreuzung nannte — mit anderen Worten: ein Bastard. Unter Hunden gibt es natürlich kein Klassensystem, aber unterschiedliche Rassen haben unterschiedliche Eigenschaften. So ist zum Beispiel ein Labrador-Retriever sanft und intelligent, wohingegen ein Windhund im allgemeinen nervös und etwas neurotisch ist; zu letzteren kann man kaum etwas sagen, ohne eine schnippische Antwort zu bekommen. Es ist komisch, wie die Hunde wussten, was sie waren: Ein Terrier wusste, dass er ein Terrier war; ein Spaniel war ein Spiel. Ein
    Scotch-Terrier andererseits konnte nicht sagen, dass er etwas anderes war als ein Airedale, noch wusste ein Cocker-Spaniel, dass er etwas anderes als ein Clumber-Spaniel war. Diese Unterschiede waren nicht wichtig genug, um aufzufallen.
    Etwas anderes, was ich bald herausfand, war, dass gewöhnliche Hunde, je größer sie waren, auch desto friedfertiger waren. Die kleinen Scheißer waren es, die den meisten Ärger bereiteten. Und zu jener Zeit war ich ein kleiner Scheißer.
    Ich heulte um meine tägliche Mahlzeit; ich winselte in die Schwärze der Nacht; ich quälte die dümmeren Hunde; ich raufte mich mit den lebhafteren. Und dann schnappte ich nach jedem und knurrte jeden an, der mir nicht gefiel, und wurde immer wieder ärgerlich und jagte das lange Ding, das sich von meinem Hinterteil nach oben ringelte. (Ich fing es nie, und es dauerte eine Weile, bis ich akzeptierte, dass ich es auch nie fangen
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