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Höllenhund

Höllenhund

Titel: Höllenhund
Autoren: James Herbert
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machten.
    Immer noch von allem verblüfft, das mir an jenem Tag widerfahren war, und immer noch zitternd vor Aufregung über das alles, spreizte ich die Beine und urinierte auf den Boden. Die Pfütze breitete sich unter mir aus, und ich musste mich ein wenig zur Seite bewegen, um zu verhindern, dass meine Füße nass wurden. Obwohl viele der Geräusche, die zu mir drangen, von dieser vergnügten Art waren, gab es diesmal andere, die mich schrecklich beunruhigten. Ich spürte einen Schlag an meiner Flanke, scharfes Knurren, dann zerrte man mich am Hals quer durch die riesige Kaverne. Die Sonne stach in meine Augen, blendete mich nach der Düsternis. Der Riese kauerte neben mir, und strenge Geräusche kamen von ihm, und sein Finger fuchtelte vor meiner Nase herum. Ich versuchte natürlich in den Finger zu beißen, aber ein kräftiger Klaps ließ mich erkennen, dass das jetzt das falsche Verhalten wäre. Ich fühlte mich wieder völlig elend und ließ den Schwanz zwischen den Beinen hängen. Der Riese musste meine Bedrückung gespürt haben, denn sein Ton wurde weicher, und ich wurde wieder hochgehoben und an seine Brust gedrückt.
    Als er ging, nahm ich eine neue Empfindung wahr. Sie war ein frischer Laut in meinem inneren Ohr, und ich blickte überrascht auf. Der Mund des Riesen hatte einen seltsamen kleinen Kreis gebildet, und er blies Luft da durch, erzeugte dabei ein angenehmes hohes Geräusch. Ich beobachtete ihn ein paar Sekunden lang und rief ihm dann aufmunternd zu. Das Geräusch hörte abrupt auf, und er blickte herunter. Ich spürte sein Vergnügen, und das Geräusch fuhr fort. Das Pfeifen hatte eine beruhigende Wirkung auf mich, und ich machte es mir auf dem Arm bequem, den Bauch auf seinen Ellbogen gestützt, die Finger unter meiner Brust und mein Kopf an seinem Herzen. Ich begann mich schläfrig zu fühlen.
    Dass ich mich müde fühlte, war ganz gut so, denn das nächste Stadium in meiner traumatischen Reise vollzog sich im Inneren eines jener mammutgroßen roten Geschöpfe. Ich erkannte jetzt, dass diese Dinge keine Lebewesen wie der Riese und ich waren; doch das machte sie nur noch beunruhigender. Doch meine Schläfrigkeit war stärker als meine Furcht, und so schlief ich den größten Teil der Reise auf seinem Schoß.
    Das nächste, woran ich mich erinnere, ist eine lange, eintönige graue Straße mit gleichermaßen eintönigen grauen Häusern zu beiden Seiten. Zu jener Zeit wusste ich natürlich nicht, was Häuser oder Straßen waren, für mich war die Welt angefüllt mit fremdartigen Formen, die keine Identität und keine besondere Bedeutung hatten. Aber ich lernte schnell, weil ich einmalig war; die meisten Tiere lernen nicht, sondern akzeptieren nur.
    Er blieb stehen und drückte gegen einen hölzernen Käfig, der ihm bis an die Hüfte reichte. Ein Teil davon öffnete sich, und er ging über eine harte, glatte Oberfläche, die von wunderschönem grünen Pelz umgeben war. Dieses Grün mit zahlreichen Schattierungen blendete mich fast, und ich erkannte, dass dieser Pelz ein lebendes, atmendes Ding war. Eine Hand griff in seine Haut und kam mit einem schmalen Gegenstand wieder zum Vorschein. Den schob er in ein winziges Loch in dem Bauwerk vor ihm und drehte ihn kurz. Ein rechteckiges Gebilde mit scharfen Ecken und größer als wir beide und von lebhaftem Braun (selbst tiefes Braun kann lebhaft sein, wenn man die Dinge so sieht wie ich) schwang nach innen, und wir betraten mein erstes echtes Zuhause als Hund.

3

    Ich blieb dort nicht lange.
    Jene frühen Monate sind für mich wie ein verwirrender Nebel. Ich vermute, dass mein ungewöhnliches Gehirn versuchte, sich an seine neue Existenz anzupassen. Ich erinnere mich daran, dass man mich in einen Korb setzte, in dem zu bleiben ich mich aber weigerte; ich erinnere mich an seltsame weiße, zerbrechliche Dinge, die man rings um mich auf den Boden legte; ich erinnere mich an die einsame Finsternis der Nacht.
    Ich erinnere mich daran, dass man mich anschrie, dass man mir die Nase in übelriechende Pfützen stieß — und noch schlimmer, in widerwärtiges, klebriges Zeug, dessen Geruch nachher stundenlang an meiner Nase hing. Ich erinnere mich, dass man mit zerrissenen und zerfetzten Gegenständen vor mir herumfuchtelte und die Gefährtin des Riesen dabei hysterisch kreischte. Ich erinnere mich an einen aufregend riechenden Ort, wo die ineinander vermischten Gerüche vieler Geschöpfe ein wahres Schnüfflerparadies bildeten, wo ein Ungeheuer mit lockerer
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