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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Autoren: Harald Evers
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sie.
Seit kurzem, lautete seine lakonische Antwort.
Sie schulterte ihren Beutel und machte sich auf den Rückweg.
Das Gras unter ihren Füßen war weich und von blaugrüner Farbe,
die Büsche am Wegesrand hingen voller saftiger Beeren. Sie waren leider ungenießbar. Nach einem Stück Weg hüpfte sie über
einen kleinen, steinigen Hang hinab zu einem Bach und tauchte
das Blechgefäß hinein, das sie bei sich trug. Sie trank ein paar
tiefe Schlucke und füllte es nach. Dann stieg sie wieder hinauf.
Seit kurzem?, nahm sie den Faden wieder auf.
Ja, antwortete er milde. Du hast mir etwas gezeigt.
Sie lächelte. Ich habe es geahnt.
Für eine Weile schwieg er. Sie lief den schwach erkennbaren
Pfad entlang, auf eine seltsam geformte Felsengruppe zu, und
bog dahinter in eine kleine Senke ab.
Leandra, ich werde dich jetzt bald verlassen.
Das habe ich ebenfalls geahnt, antwortete sie.
Er stutzte. Das klingt fast, als würdest du es bedauern.
Nun ja. Das Leben hat nicht mehr viel zu bieten.
Und da du jetzt so philosophisch geworden bist…
Es tut mir Leid, dass ich dir nicht helfen kann, erwiderte er. Sie
spürte echte Traurigkeit in seiner Stimme.
Ein machtloser Gott, stellte sie fest.
Wie oft soll ich dir noch sagen, dass wir keine Götter sind?!
Ja, ja, schon gut. Er hat es mir ja selbst deutlich genug gesagt.
Denkst du… wie soll ich es ausdrücken… denkst du, du kommst
mit ihm aus?
Mit Ulfa? Wir sind eins!
Ja, richtig. Aber der Augenblick, da ihr euch begegnet… Wird
das nicht schwer? Zumindest für dich?
Er ließ so etwas wie ein Seufzen hören. Sicher.
Aber er wird mich respektieren. Er wird es tun müssen.
Natürlich.
Sie durchmaß die kleine Senke, stieg auf der anderen Seite
wieder hinauf und erreichte einen sanften, grasbewachsenen
Hang. Ganz oben fand sie Roya. Sie lag nackt auf dem Rücken
und sonnte sich. Mit einem Seufzen warf Leandra den Beutel neben ihr ins Gras und ließ sich niedersinken.
»Wieder nichts«, sagte sie. »Wir haben wieder nur Lederkraut.«
Roya stemmte sich auf die Ellbogen und blinzelte Leandra an.
Sie reichte ihr das Wassergefäß und Roya nahm einen Schluck.
»Wo sind die anderen?«, fragte Leandra.
Roya reichte ihr das Gefäß zurück, wischte sich über den Mund
und wies mit dem Kinn zum Waldrand hinüber. »Azrani geht es
nicht gut. Sie verträgt das Zeug einfach nicht.«
Leandra betrachtete Roya eine Weile. Sanft legte sie ihr eine
Hand auf den Bauch. »Roya«, sagte sie voller Elend, »du bist so
ein wunderschönes Mädchen. Ich hasse den Gedanken, dich hier
eingehen zu sehen.«
Roya legte ihre Hand auf die Leandras und ließ sich wieder zurücksinken. Ihre Stimme hörte sich hölzern an. »Vielleicht kommt
ja ein wohlmeinender Gott vorbei und vollbringt ein Wunder.«
Leandra seufzte. »Es gibt keine Götter«, erwiderte sie niedergeschlagen.
Leandra erhob sich wieder, nahm den Beutel und ging zu ihrer
Kochstelle. In einem flachen Metallgefäß köchelten über einem
kleinen Feuer zähe Blätter in einem Wasserbad vor sich hin.
Immerhin haben wir Salzwasser, dachte sie und holte die neuen
Blätter aus dem Beutel.
Leandra, es ist soweit, sagte Sardin.
Sie richtete sich auf. Jetzt schon?
Ja. Es wird Zeit für mich. Und denke an meine Worte: Für dich
sollte es keine Grenzen geben.
Städte aus Gold warten auf dich.
Städte aus Gold?
Ja, warum nicht?
Sardin, hör auf!, beklagte sie sich. Mir jetzt noch irgendeine unbegründete Hoffnung machen zu wollen ist nicht fair.
Du lebst doch noch!, sagte er und flößte ihr eine seltsame Zuversicht ein. Ich hingegen… nun, ich gehe jetzt sterben. Leb wohl.
Ein kurzes Flirren ging durch ihren Kopf, dann war er fort. Sie
spürte es.
Sie starrte in die Höhe, so als könnte sie ihn dort irgendwo noch
sehen.
»Was war das?« Roya hatte sich aufgerichtet und blickte verwirrt zu ihr herüber.
Leandra schüttelte den Kopf. »Nichts, nichts.«
Seltsam. Sie hatte für Wochen den wohl bösesten Geist ihrer
Welt in sich getragen und empfand nun sogar einen Hauch Bedauern, dass er fort war. Eine seltsame Wandlung war mit ihm
geschehen – er hatte zuletzt doch noch etwas gelernt. Das hatte
ihn auf gewisse Weise sogar sympathisch gemacht. Sie seufzte
leise. Vielleicht lag ihr Bedauern nur an ihrer Einsamkeit und ihrem Schicksal, hier langsam verhungern zu müssen. Sie vertrugen die hiesige Pflanzenkost einfach nicht, Azrani am wenigsten.
Was hatte Sardin gemeint mit seinen Städten aus Gold? Hier, in
diesem riesigen, toten Schiff, das langsam
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