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Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel

Titel: Höhlenwelt-Saga 4 - Das magische Siegel
Autoren: Harald Evers
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Trivocum, und erleichtert stellte
sie fest, dass hier alles beim Alten geblieben war – es wurde heller und heller, bis es schließlich in rötlichen Tönen erstrahlte. Sie
hatten die Hallenmitte erreicht.
Hier lagen Staub und feine Steinchen auf dem Boden; mit einem heißen Schauer überkam Leandra die Erkenntnis, dass dieser
Ort mit Pech von Unmengen Wolodit hätte angefüllt sein können.
Dann hätten sie niemals bis hierher vordringen können. »Was
wollt ihr nun hier?«, fragte Rasnor. Seine Stimme besaß wieder
jenen quengelnden Unterton, den Leandra überhaupt nicht ausstehen konnte. Hatte er sich vor Tagen noch wenigstens zeitweise
wie ein Mensch mit Gefühl benommen, war er jetzt wieder zu seiner ekelhaften und gemeinen Art zurückgekehrt. Sie wollte ihn
loswerden. Wenn sie nun wirklich ihre letzten Stunden, Tage oder
Wochen hier in dem toten Schiff verbringen musste, hatte sie
keine Lust, sie mit diesem Scheusal zu teilen. Sie wollte mit ihren
Freundinnen zusammen sein, nicht mit ihm. Eben wollte sie ihn
anschreien, er solle doch endlich verschwinden, da wurde ihr klar,
dass man ihn nicht allein lassen konnte. Er würde versuchen, ihnen zu schaden. Und eine Sekunde darauf wurde ihr noch etwas
viel Schlimmeres klar. Sie spürte ein kurzes Vibrieren im Trivocum, dann nahm sie seinen Seitenblick nach links wahr – in die
Richtung, aus der sie gekommen waren. »Roya, pass auf!«, rief
sie.
Es war wie ein kurzer Ruck, der über sie hinwegfuhr, und erst
danach wurde ihr klar, dass sie selbst es gewesen war, die mit
einer instinktiven Reaktion das Trivocum gegen seine Magie stabilisiert hatte. Nicht mehr als ein mäßiger Schlag, wie mit einem
stumpfen Gegenstand, vermochte sie zu treffen und ließ sie kurz
erbeben.
Verdammt!, fuhr es ihr durchs Hirn. Auch Rasnor kann hier wieder Magie wirken!
»Ah – jetzt weiß ich, was du hier willst, du Dreckstück!«,
kreischte er plötzlich. Wieder warf er einen kurzen Blick nach
links. »Ein Signal absenden, was? An deine Drachenfreunde in der
Höhlenwelt!«
Leandra sah ebenfalls in die angedeutete Richtung. Als sie dort
eine Bewegung wahrnahm, wurde ihr klar, was Rasnor die ganze
Zeit geplant hatte. Doch dann spürte sie ihn wieder – diesen Moment, in dem eine seltsame Ruhe über sie kam. Rasnor war ein
Nichts, ein kleiner dummer Speichellecker, und als Magier war er
ihr niemals gewachsen – auch wenn er sich ein oder zwei Gewaltmagien angeeignet hatte. Mit einem trockenen Wumm!
ploppte vor ihrem Inneren Auge ein beängstigend großes Aurikel
mit strahlenden, hellgelb leuchtenden Rändern auf; sie wusste
nicht mal, in welcher Iterationsstufe sie es gewirkt hatte. Entschlossen setzte sie sich in Bewegung und marschierte auf ihn zu.
Rasnor konnte es ebenfalls sehen und ein entsetztes Keuchen
entfuhr ihm. Ein bissiges Grinsen flog über Leandras Gesicht.
»Roya«, sagte sie leise, als sie an ihrer Freundin vorbeiging.
»Kümmere du dich um das Signal!« Rasnor wich zurück. Er
schlug dabei die Richtung ein, in die er inzwischen mehrfach geblickt hatte, und Leandra, die ihm folgte, sah sich gezwungen,
ihre Absicht zu ändern. Sie hatte vorgehabt, ihn endlich in die
Hölle zu befördern, diesen verfluchten Verräter, aber nun war sie
froh, dieses Vorhaben nicht zu Ende führen zu können. Sie durfte
sich nicht auf eine Stufe mit ihm stellen. Und außerdem musste
sie sich um die Drakken kümmern, die mit dröhnenden Schritten
aus dieser Richtung gerannt kamen.
In dem Augenblick, da die Drakken schlagartig anhielten und
die Waffen anlegten, ließ sich Leandra in einer plötzlichen Geste
auf ein Knie nieder, richtete beide Arme nach vorn und ließ ihre
Magie los. Mächtige Energien donnerten durch ihr riesiges Aurikel
ins Diesseits herüber. Sie hatte einen kombinierten Schlüssel gesetzt, etwas mit Druck, Hitze und Richtung. Es war mehr eine
Eingebung als eine zielgenaue Absicht gewesen. Aber es reichte
vollkommen aus. Mit einem Tosen stob eine flimmernde Welle
von ihr weg, erfasste Rasnor und schleuderte ihn davon – so weit,
dass sie ihn aus den Augen verlor. Sein Glück waren all die Steinchen und der Staub, die auf dem Hallenboden lagen; er schlidderte fast wie auf Eis davon. Augenblicke später trafen Leandras
Welle und das aufblitzende Feuer der Drakken zusammen. Eine
brüllende Feuerwolke brauste auf, aber nichts davon drang zu ihr
durch. Auch die Drakken hatten Glück, sie war zu weit entfernt.
Leandra fühlte sich überaus mächtig.
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