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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo
Autoren: Johannes Kaul
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Mischung aus Anteilnahme, Besorgnis und Neugier danach - und danach, wie ich mich darauf vorbereitet hätte. Denn mittlerweile ist auch unter deutschen Flachlandbewohnern bekannt, dass der Kili irgendwas und irgendwie mit dem Phänomen Höhenrausch zu tun hat.
    Immer wieder dieselben Fragen: Ab welcher Höhe kann das passieren? Merkt man vorher etwas davon, und wenn ja, was? Kann man dann noch rechtzeitig umkehren oder...? Und wie
sieht im Falle eines Falles die ärztliche Versorgung in der Kili-Region aus? Natürlich habe ich mich inzwischen schlaugemacht und eingelesen und halte routiniert kleine private Pressekonferenzen im Freundes-, Kollegen- und Bekanntenkreis über das Thema ab. Fachkundig verkünde ich, dass es wohl jeden treffen und dass die Krankheit ab etwa 3000 Meter Höhe auftreten kann, dass Kopfschmerzen und Übelkeit die ersten Signale sind und dass eine ganz rasche Umkehr zu tiefer gelegenen Stationen dann unbedingt nötig ist. Schließlich berichte ich - Frucht intensiver Reiseführerlektüre - noch von den »Flying Doctors«, die im Ernstfall in gut einer halben Stunde an jeder Stelle des Kili-Aufstiegs sein könnten.
    Das schafft Vertrauen, bei mir und bei den an meinem Wohl Interessierten. MitderKili-Realität hat dieser medizinische Hilfseinsatz aus der Luft zwar wenig - oder besser: fast nichts - zu tun. Aber das erfahre ich glücklicherweise erst Wochen später von den einheimischen Führern, als ein Verzicht auf die Aktion Kili für mich nicht mehr infrage kommt.
    Was ich als Augenzeuge später bei einer Rettungsaktion in etwa 3500 Meter Höhe auf der Marangu-Route erlebe, macht mir nur noch Angst: In atemberaubendem Tempo holpert eine Bahre mit einem »Kili-Opfer« talwärts, ein einziges Rumpeln, der Patient in eine Decke eingewickelt, er wird hin- und hergeschleudert. Wie ich später erfahre, hatte der Tourist alle Symptome der Höhenkrankheit und musste möglichst rasch nach unten gebracht werden. Drei einheimische Träger versuchen, das seltsame Gefährt noch zu steuern, es schleudert um die nächste Kurve und verschwindet. Ein Träger vorn, einer an
der Seite und einer hinten - alle im Wettlauf mit der Zeit. Alle Knochen und Organe des Patienten werden auf dieser Marterstrecke durchgeschüttelt. Von zwei unserer Guides möchte ich erfahren, was dem Bergwanderer passiert ist. Sie blicken vielsagend in Richtung Gipfelregion und schütteln resigniert die Köpfe. Es sieht nicht gut aus. Wer das erlebt hat und überlebt, so mein Fazit, der hat Glück und einen Schutzengel.
    Ich schätze mich glücklich, dass es für mich in diesem Augenblick, in dem nur wenige Meter von mir entfernt dieser Rettungsversuch am Kili unternommen wird, schon kein Zurück mehr gibt. Ich und die anderen, wir stecken selbst schon mittendrin im Abenteuer Kili auf 3500 Meter Höhe.
    Spätestens zu diesem Zeitpunkt habe ich vollstes Verständnis für die rigorose Aussage der Ärztin Isabel bei unserem Treffen in der Heimat. Schon in der Vorbereitungszeit machte sie allen Beteiligten unmissverständlich klar: »Wenn ich als Ärztin sage, du gehst jetzt nicht weiter, dann ist Schluss! Da hat mir niemand etwas reinzureden.« Am Berg will nur sie bestimmen, nicht mehr der Tourführer und schon gar nicht der aus der Gruppe, über den entschieden werden soll. Kann er weitergehen oder muss er abbrechen, zurückbleiben und seinen Traum vom Kili-Aufstieg als Traum wieder mit nach Hause nehmen? Isabel will die Einzige sein, die dann ein Ja oder Nein diktiert.

Kapitel 2
    Ausrüstung und Kondition
    »... und eigentlich habe ich da nur den Trainingsanzug und die Sportschuhe und ein paar T-Shirts... und eine ziemlich schlechte Kondition!«

    Noch vier Monate sind es bis zum vorgesehenen Starttermin. Da stehe ich nun vor dem häuslichen Kleiderschrank, voller Erwartung, was ich hier alles für mein Kili-Abenteuer vorfinden werde. Auf der Checkliste für den Weg zum Kili, die ich in der Hand halte, finden sich zwischen vierzig und fünfzig Einzelposten - eine reizvolle Defizitlektüre für jemanden wie mich, der in seinem bisherigen Leben kaum Eindrücke durch körperlichsportliche
Höchstleistungen hinterlassen hat. Gut, beim Lesen der Auflistung wird mir klar: Da fehlt nicht vieles... da fehlt fast alles!
    Schuhe
    ▶ 1 Paar Bergschuhe, wasserdicht, unbedingt vorher imprägnieren
    ▶ 1 Paar Turnschuhe für Abendlager, eventuelle Safari und Hotel
    Ausrüstung am Berg
    ▶ 1 Tagesrucksack von 15 bis 30 Liter Volumen, mit Regencover;
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