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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo
Autoren: Johannes Kaul
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investiert beim nächsten Mal gerne etwas mehr. Wer sich wegen einer einzigen Tour nicht gleich einen neuen Schlafsack zulegen möchte, hat auch die Möglichkeit, einen hochwertigen und frisch gereinigten Schlafsack zu mieten.

In der Bundesliga
    Mein erster Eindruck bei der Durchsicht der Checkliste: In welche Superformation bin ich denn da hineingeraten, ich, der es über die Jahre allenfalls zum netten Freizeitfußballerlebnis gebracht hat. Ich, der in späteren Jahren ab und zu für zwei, drei Monate Joggingeinsätze absolvierte, »um etwas für die Gesundheit zu tun« oder, noch viel trivialer, um sich so die Illusion
zu verschaffen, ein paar Kilo abspecken können. Und das bedeutet: Außer ein paar Trainingsklamotten und den dazugehörigen Sportschuhen gibt es in meinem Kleiderschrank rein gar nichts, was Kili-tauglich wäre. Also heißt es, nachdenken, nachkaufen und sich dabei beraten lassen: Was ist ein Muss, was ist ein Kann und was schließlich ist für das Kili-Abenteuer purer Luxus?
    Mein diesbezüglicher»Beratungsengel« heißt Stephanie Brunner. Sie arbeitet mit und für Hubert Schwarz und versucht, mir gleich zu Beginn klarzumachen, dass ich mit meiner Begeisterung für leichte Sportwanderschuhe nicht so gut nach oben kommen werde... oder, brutaler ausgedrückt, eigentlich gar nicht. Beim erzwungenen Anprobieren der Bergschuhe beginne ich zu feilschen: Müssen das wirklich die massiv-schweren sein, die mich vom Gefühl her zum ungelenken Riesen machen? Ich feilsche, ob nicht wenigstens bei den ersten zwei, drei oder vier Etappen leichte Sportschuhe möglich sind...? Die Antwort auf diese Frage lässt der Fantasie viel Spielraum: »Ja, machen kannst du das schon«, meint Stephanie Brunner im sensiblen Beratungsgespräch, »aber du hast dann eben nicht den Halt, den du brauchst, da knickt man ziemlich leicht mit um...«

Ein Geständnis...
    An dieser Stelle und eigentlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit noch ein grundehrliches Geständnis - nachgereicht erst einige Zeit nach meiner »Untat« am Kili. Stephanie Brunner
und die Teilnehmer unserer Kili-Wandergruppe bitte ich dafür noch nachträglich um Vergebung. Bei den ersten drei Etappen der Kili-Tour fühle ich mich in meinen leichten, weißen Sportschlappen so wohl, dass ich alle Ratschläge der Expertin beiseitefege und leicht beschuht nach oben wandere. Mit jedem Etappenmeter nimmt bei einigen Mitgliedern der Wandergruppe das Herummosern an meinem Fuß-Outfit zu. Denn sie erleben mit, dass Bekannte in Deutschland die Bilder von der Gruppe im Fernsehen sehen und nachfragen. Na, wenn der Johannes immer noch in leichten Turnschuhen herumläuft, ist das wohl eher eine Kindertour als ein ernst zu nehmendes Bergabenteuer. Derlei Kommentare aus der Heimat können wehtun.
    Der Gruppenzwang wächst enorm, sodass ich mich endlich auch zu einem berggerechten Schuhwerk durchringe, das man auch im Fernsehen vorzeigen kann. Und Freunde! Auf der letzten Etappe, auf der Etappe hinauf auf den Gipfel, da hatte ich es dann auch richtig nötig, das hochalpine Schuhwerk.

Wollsocken im Sommer und andere Grausamkeiten
    Um das Horrorszenario bei der Vorbereitung für mich komplett zu machen, gibt Stephanie in der Heimat noch den bösen Hinweis auf Regen, rutschige Wegpassagen und das mögliche Ausgleiten auf Geröll und Steinen. Ich bin ganz niedergeschlagen: Aus der Traum vom leichtfüßigen Berganspringen, rein in die zentnerschweren Bergschuhe. Die sind zwar wasserdicht, müssen aber natürlich eingelaufen werden.

    Und dafür bleiben nur zwei, drei sommerliche Wochenenden in Deutschland, Wochenenden, an denen der normale Naturgenießer im Flachland mit Flipflops anzutreffen ist. Mich allerdings trifft man mit dicken Wollsocken beim Bergschuheinlaufen an - und das bei anheimelnden sechsundzwanzig Grad plus. Ziemlich verlegen bin ich ob dieses Aufzugs, da ich ja nicht jeden ahnungslosen Spaziergänger darüber aufklären kann, dass ich das alles nur für die Vorbereitung meines Kili-Abenteuers tue. Dann drückt auch noch die Verschnürung der Schuhe; ich hole mir Rat bei Schuhexperten und erfahre, dass ich die Lederlasche anders am Schuh verstauen muss, als ich es getan hatte. Neben dem Erkenntniszuwachs ist erfreulich, dass die Druckstellen an den Füßen danach verschwinden und sich eine erste Erleichterung einstellt: Die Schuhe haben mich nicht mehr im Zwangsgriff, ich hab’s geschafft - ein Schritt auf den Kili ist getan!

Friedlich ruhende
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