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Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo

Titel: Hoehenrausch und Atemnot - Mein Weg auf den Kilimandscharo
Autoren: Johannes Kaul
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»auferlegte« Training diszipliniert durch, darf er sich auf einige positive körperliche Veränderungen freuen:
    ▶ Verbesserte aerobe Ausdauerleistungsfähigkeit
    ▶ Ökonomisierung des Herz-Kreislauf-Systems, d. h. eine niedrigere Herzfrequenz
    ▶ Späterer Anstieg der Laktatkurve
    ▶ Verbesserte relative Wattleistung
    ▶ Gewichtsreduktion
    Ich selbst komme dabei das erste Mal in eine »Gänsehautsituation«: Meine Laborwerte, meinen Essenstrott, meine fünf
Kilo Übergewicht, meinen untrainierten Body - das kenne ich alles. Vier Monate Zeit bleiben mir, etwas zu ändern.
    In Köln mache ich Termine bei meinem Internisten und einem Kardiologen. Ich will rechtzeitig erfahren, ob vielleicht medizinische Gründe das Abenteuer Kili beenden, noch bevor es überhaupt begonnen hat. Doch Freude über Freude: Ich bekomme ein grundsätzliches Okay. Blutwerte, Laborergebnisse und Belastungs-EKG stimmen. Die Voraussetzungen für einen Kili-Start sind also gegeben, den Stress der Trainingsphase muss ich mir selbst aufpacken.
    Der Blick in den Kalender verrät, dass dafür nicht viel Zeit bleibt. Ich entschließe mich, mindestens jeden zweiten Tag zu joggen, verschärftes Gehen zu üben und das über die drei bis vier Monate bis zum Kili-Start durchzuhalten.

Mithalten oder absaufen?
    Die ersten Tage, die ersten Laufversuche deprimieren: Schon beim leichten Berganjoggen signalisiert die Puste, dass da etwas Ungewohntes, schon lange Verlerntes wieder probiert werden soll.
    Doch den Versuchungen und Verlockungen, mit dieser Art Aufbautraining von dreißig bis vierzig Minuten pro Tag wieder Schluss zu machen, steht die »Kopfsituation« gegenüber: Wenn ich noch nicht einmal mein heimatlich-deutsches Flachland-Training durchhalte, so sage ich mir, kann ich den Kili-Aufstieg ja auch gleich sein lassen. Also weiter.

    Nach dem ersten Joggingmonat signalisiert die Muskulatur dem Kopf und dem Herzen, dass sich ganz, ganz langsam etwas ändert. Die Waage liefert dann die kleine Rückbestätigung, dass ich ein gutes Kilo »abgelaufen« und abgeschwitzt habe. Doch richtig mühsam bleibt es dennoch; gäbe es nicht die Vision vom Kili-Aufstieg, würde ich eher heute als morgen die aus meiner Sicht nervige Körperquälerei beenden, immerhin um die Erfahrung reicher, wie es jemandem ergeht, der plötzlich nach Jahren des Nichtstuns seinen Körper neu entdeckt.
    Von Tag zu Tag spüre ich mehr, wie der Kili meine Motivation verändert, wie er zu einer Art Ersatzlebensinhalt wird. Ich versuche, mir vorzustellen, wie Puls und Atem sich dann in Afrika entwickeln werden, auf 1800 Meter Höhe, 2500 Meter und 3000 Meter. An dieser Stelle lassen mich meine Fantasie und auch mein mittlerweile trotziger Optimismus im Stich. Was dann zwischen 3000 und 5800 Meter Höhe passieren wird, lese ich zwar in Kili-Berichten anderer Bergwanderer nach, die das alles hinter sich gebracht haben. Doch treibt mich auch die Frage um, was geschieht, wenn selbst durchtrainierte, marathonerfahrene Modellathleten nicht weiterkommen, wenn die Höhenluft die Höhenkrankheit auslöst?
    Verbissen jogge ich auf meinen heimatlichen Wanderwegen weiter und klammere die Höhenkrankheit aus meinem Überlegungen aus. Nach zwei, drei Monaten Vorbereitungsstress ist es dann soweit: Ich ertappe mich beim Grübeln darüber, dass es mir zwar körperlich inzwischen besser geht... aber was wäre, wenn ich jetzt beim Laufen ausrutschen oder stolpern würde? Jede Blessur, jede Zerrung könnte das kaputt machen, was ich
mir unter Schweiß und Fluchen in den letzten Wochen erarbeitet habe. Ein Trainingssturz - und der Traum vom Kili wäre ausgeträumt!
    So merke ich von Trainingseinheit zu Trainingseinheit, dass ich plötzlich achtsamer mit meinen Füßen, den Beinen, der Muskulatur sowie dem Herz- und Atemrhythmus umgehe. Plötzlich achte ich viel sensibler als in den Jahren zuvor auf die Signale, die ich von meinem Körper bekomme... und bin neugierig auf das, was mir in ein paar Monaten, Wochen, Tagen der Härtetest am Kili beweisen wird. Reicht mein »handgestricktes« Fitnessprogramm, reichen meine alle zwei Tage angesetzten 40-Minuten-Joggingrationen aus, wenn es darum geht, mit den wahrscheinlich besser vortrainierten Gruppenmitgliedern mitzuhalten... oder werde ich gnadenlos absaufen?

Mit Glück und Schutzengel
    Immer wieder taucht in dieser Phase der Vorbereitung das Thema »Höhenkrankheit« auf. Fast jeder, der von meinen Plänen in puncto Kili erfährt, fragt in einer
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