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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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glaube ich schon“, erwiderte Jo strahlend.
    „Kommen Sie, wir wollen Hal nicht warten lassen“, sagte der alte Herr und führte sie hinaus zur wartenden Kutsche.
    Einer der Reitknechte trat vor und öffnete den Schlag, während Lord Beverley sich zu Mrs. Horne umwandte, im Begriff, etwas zu sagen. In diesem Moment raste ein Mann hinter einem Ziergesträuch hervor und stürzte sich auf Jo. Lucy sah ein Messer in seiner Hand und schrie gellend auf, doch zu spät, er hatte zugestochen, und die Klinge war durch die Perlenstickerei des Mieders gedrungen.
    Der Gefahr gewahr werdend, wirbelte Lord Beverley mit erstaunlicher Geistesgegenwart herum und schlug mit seinem schweren silberbeschlagenen Gehstock auf den Angreifer ein, ehe der abermals zustechen konnte. Ein Hieb streckte den Schurken zu Boden, und im nächsten Moment hatten sich drei Knechte auf ihn geworfen, entwaffneten den um sich Schlagenden und zerrten ihn, der fluchte und drohte, fort.
    Jo schwankte leicht, während ein kleiner roter Fleck ihr Mieder zu nässen begann.
    „Jo!“, schrie Lucy, zu ihr eilend. „Liebste Jo, du bist verletzt!“
    Sofort waren auch Mrs. Horne und Ellen zur Stelle und stützten sie. „Kind … Liebes … ist es schlimm?“
    Mit bleichem Gesicht stand Jo da, vor Schreck wie gelähmt. Endlich schob sie einen Finger unter den Stoff des Mieders und tastete nach der Verletzung, spürte jedoch nur einen unbedeutenden Schnitt, aus dem ein wenig Blut ausgetreten und durch das Kleid gedrungen war.
    „Es ist nur ein Kratzer“, murmelte sie und fasste sich, als ihr klar wurde, dass ihr kaum etwas geschehen war. „Es ist nichts, wirklich. Papas Kreuz …“, sie zog es an der Kette hervor und zeigte ihrer Mutter den tiefen Kratzer in dem Gold, wo das Messer aufgetroffen war. „Sieh, es hat mir das Leben gerettet. Aber Lord Beverley? Wie geht es ihm?“
    Einer der Knechte hatte sich des alten Herrn angenommen, der sich bleich und schwach auf den Mann stützte.
    „Sir, ist Ihnen unwohl? Hat ein Anfall Sie ereilt?“, fragte Jo ängstlich.
    „Nein, nein, es ist nichts. Es war nur der Schreck“, sagte er und löste sich aus dem Griff seines Helfers. „Doch was ist mit dir, Kind?“ Er war, von Emotionen übermannt, in die vertrauliche Anrede verfallen. „Der üble Schurke hat dich verletzt.“
    „Nur ein Kratzer, Sir, denn mein Papa hat über mich gewacht, und die dicht an dicht sitzenden Perlen haben den Stoß abgelenkt.“ Sie nahm ein zierliches Taschentuch aus ihrem Retikül, schob es unter ihr Mieder und legte es auf die kleine Wunde. „Ja, so wird es gehen … oh, das Kleid …“ Bestürzt betrachtete sie den hässlichen roten Fleck. „Was mache ich nur?“
    „Du willst doch nicht zur Kirche fahren, als wäre nichts gewesen?“, rief Mrs. Horne entsetzt. „Wir können die Hochzeit um ein, zwei Tage verschieben.“
    „Nein, nein, mir geht es wirklich gut. Nur dieser Fleck muss irgendwie verschwinden. Auf keinen Fall soll Hal vor der Trauung von der Sache erfahren, es würde ihn fürchterlich aufregen.“
    „Aber Jo …“
    „Lassen Sie ihr ihren Willen“, sagte Lord Beverley. „Wenn sie Schneid genug hat, sich nicht aufhalten zu lassen, werde ich es ihr gewiss nicht ausreden. Hier, mein Kind …“ Er griff in seine Tasche und zog eine große sternförmige Diamantbrosche hervor. „Du solltest sie nach der Trauung bekommen – sie hat meiner Mutter gehört –, nimm sie und steck sie über den Fleck, dann merkt keiner etwas.“
    Jo dankte ihm und tat, was er gesagt hatte. „Ich hoffe, Ihre Männer haben diesen Menschen gut verwahrt. Hal wird Ihnen später einiges von ihm zu berichten haben.“
    „In der Tat?“ Lord Beverley sah sie durchdringend an. „Nun, Mädel, du hast heute genug erlebt, deshalb will ich jetzt schweigen, doch mein Sohn könnte später noch einiges von mir zu hören bekommen.“
    An Lord Beverleys Arm schritt Jo den Mittelgang der Kirche entlang und nahm ihren Platz an Hals Seite ein. Innerlich bebte sie; so sehr sie den schrecklichen Zwischenfall zu verdrängen suchte, war sie doch tief betroffen, jedoch fest entschlossen, sich nichts anmerken zu lassen. Die Hochzeit sollte vonstatten gehen, als ob nichts geschehen wäre. Hal würde es noch früh genug erfahren.
    Sie spürte ein Brennen über ihrer linken Brust, ertrug es jedoch tapfer in dem Wissen, dass das Kreuz ihres Vaters und vielleicht die von Ellen so liebevoll gestickte Perlenschicht sie gerettet hatten. Warum Carstairs sie
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