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Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe

Titel: Hochzeitsglocken zum Fest der Liebe
Autoren: ANNE HERRIES
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kommenden Tag, an dem sie Hal angetraut werden würde. Ihr Blick glitt über den weiten Staudengarten, der an eine Reihe Ziersträucher grenzte, und mit einem Mal entdeckte sie eine Gestalt zwischen dem lichten Gezweig – einen Mann, der das Haus musterte, ehe er sich umdrehte und fortging.
    Jo lief ein kalter Schauer über den Rücken, und ein bedrohlicher Schatten schien auf ihr zu lasten, denn obwohl sie das Gesicht des Mannes nicht hatte erkennen können, fühlte sie etwas wie unterschwellige Bosheit, eine drohende Gefahr. Sie musste Hal warnen! Es könnte ihm gelten.
    Sie würde ihn erst morgen zur Trauungszeremonie wiedersehen, deshalb nahm sie hastig Schreibzeug zur Hand und warf ein paar Zeilen aufs Papier, damit er erfuhr, dass hier ein Unbefugter, vielleicht gar sein Feind, im Gebüsch herumschlich und das Haus beobachtete. Dann läutete sie nach einem Mädchen und übergab ihm den Brief mit der dringenden Bitte, ihn so rasch wie möglich an Hal zu befördern. Zufrieden, ihn gewarnt zu haben, legte sie sich schließlich zu Bett, warf sich jedoch noch eine ganze Weile rastlos hin und her, ehe der Schlaf sie übermannte.
    Am nächsten Morgen wurde sie von einem Zimmermädchen geweckt, das ihr heiße Schokolade und süßes Gebäck ans Bett brachte. Kurz darauf erschien Lucy und hockte sich, wie sie es daheim im Pfarrhaus stets gemacht hatte, auf die Bettkante, um noch einen Augenblick mit der Schwester zu plaudern und sich ein paar Kekse zu stibitzen. Als sie nach einer Viertelstunde wieder davoneilte, kam als nächstes Mrs. Horne herein, eine kleine Schachtel in der Hand.
    Sie reichte sie Jo und sagte: „Schau, das bekam ich von Papa, als wir heirateten. Du sollst es nun haben, mein Kind, auch wenn du inzwischen so viel anderen Schmuck besitzt.“
    Jo öffnete die Umhüllung und fand ein hübsch graviertes Kreuz das an einer goldenen Kette hing. Ergriffen betrachtete sie das Andenken.
    „Danke, Mama, es wird mir stets teuer sein! Ich werde es bei der Zeremonie tragen, dann habe ich das Gefühl, Papa wäre bei mir.“
    „Er wäre so stolz auf dich“, flüsterte Mrs. Horne mit feuchten Augen. „Wie auch ich … auf alle meine Mädels.“
    „Ach, Mama, wie glücklich ich bin, Hal heiraten zu dürfen. Ich sehne mich so danach, endlich seine Frau zu werden.“
    „So sollte es auch sein“, sagte Mrs. Horne. „Ich überlasse dich jetzt der Zofe, Kind. Ich zweifele nicht daran, dass du sehr glücklich werden wirst – du hast klug gewählt.“ Sie küsste Jo zärtlich und ließ sie allein.
    Jo stand schon im Unterkleid, als Ellen kam und das Kleid, das sie gemeinsam genäht hatten, behutsam auf dem Bett ausbreitete. Kostbare Perlenstickerei zierte einen breiten Einsatz an der Vorderseite des Gewandes vom Mieder bis zum Boden, und um Hals und Dekolleté rüschte sich zarte Spitze wie weißer Schaum.
    Ellen half Jo beim Hineinschlüpfen und schloss die vielen kleinen Knöpfe am Rücken. Schließlich betrachtete sie die Braut bewundernd. „Wie schön du darin aussiehst, Jo! Ich hatte schon befürchtet, die Perlen wären für die feine Seide zu schwer. Doch es fällt ganz wunderbar.“
    „Es ist hinreißend“, beteuerte Jo. Die Zofe hatte ihr schon den Saphirschmuck angelegt, außerdem trug sie ein Saphirarmband, das Hal ihr am Morgen geschickt hatte. Ihm zuliebe, der sie so gern mit offenem Haar sah, hatte sie sich sehr schlicht frisiert, und so fiel ihr ihre ungebärdige rote Lockenpracht lose über den Rücken herab, nur von einigen auf dem Kopf mit einem Tuff weißer Blüten zusammengesteckten Strähnen gekrönt. Den Brautstrauß aus rosafarbenen Rosen aufnehmend, fragte sie: „Kann ich so gehen, Ellen?“ Im letzten Moment erinnerte sie sich an das Geschenk ihrer Mutter, legte es rasch um und ließ das Kreuz in ihrem Mieder verschwinden. „Meine Mutter bekam es von meinem Papa zur Hochzeit“, erklärte sie Ellen. „Es wird mir das Gefühl geben, dass er während der Trauung bei mir ist.“
    „Ja, ich verstehe …“, entgegnete Ellen in Gedanken an ihren herzlosen Vater ein wenig wehmütig. Heiterer fuhr sie fort: „Du siehst bezaubernd aus. Bist du bereit?“
    Lord Beverley hatte darauf bestanden, ihr Brautführer zu sein. Zusammen mit Mrs. Horne und Lucy wartete er nun unten in der Halle, und als Jo die Treppe hinabstieg, trat er ihr lächelnd entgegen und küsste sie auf die Wange. „Sie sind wunderschön, meine Liebe. Mein Sohn wird sein Glück hoffentlich zu schätzen wissen.“
    „Das
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