Hochzeitsfieber bei den MacGregors
allein diesem Umstand hast du es zu verdanken, dass ich dich jetzt nicht packe und durch dieses Fenster ins Freie befördere. Du hast mit Daniel MacGregor diese kleine Verschwörung angezettelt, um mich und Julia zusammenzubringen. Ihr beide habt euch ausgedacht, dass wir, wenn ich die Leitung für den Umbau übernähme, oft genug zusammenrasseln würden, um zu merken, dass wir füreinander bestimmt sind.«
Michael presste störrisch die Kiefer aufeinander. »Du hast es erfasst. Und es hat funktioniert, oder etwa nicht? Was also ist das Problem?«
»Was das …« Cullum musste einen Schritt zurücktreten und sich abwenden. Niemals in seinem Leben hatte er je auch nur eine Sekunde daran gedacht, seinem Vater gegenüber handgreiflich zu werden. »Ich würde euch liebend gern die Köpfe zusammenschlagen.«
»Du hast schon seit Jahren ein Auge auf Julia MacGregor geworfen, Cullum. Wage es nicht, das zu bestreiten.«
»Es war meine Entscheidung und mein Auge«, brummte Cullum.
»Und sie hatte eins auf dich geworfen. Daniel und ich haben euch nur einen kleinen Schubs in die richtige Richtung gegeben.«
»In eure Richtung. Glaubst du, ich bin dir dankbar dafür?«
»Nun, auf jeden Fall solltest du es sein.« Den Jungen besänftigen zu wollen hatte noch nie gefruchtet, wie Michael wusste. Hier galt es Gleiches mit Gleichem zu vergelten. »Ein blinder Schwachkopf auf einem galoppierenden Pferd konnte sehen, dass ihr beide ineinander verliebt seid. Sie macht dich glücklich, und du bist der Richtige für sie. Und ob du es weißt oder nicht, ihr habt euch sogar schon ein Heim zusammen gebaut, aber wahrscheinlich ist dir das überhaupt nicht klar, weil du der größte Dickschädel aller Zeiten bist.«
»Es ist ihr Haus.«
»Zum Teufel damit, Cullum. Es ist deins genauso. Dein Herz steckt drin.«
Dem hatte er nichts entgegenzusetzen. Aber darum ging es im Augenblick gar nicht. »Julia und ich haben eine Vereinbarung getroffen.« Es spielte keine Rolle für Cullum, dass er sie damals nicht einmal bis zum Schluss angehört oder dass er ihr Ansinnen schlicht als lächerlich abgetan hatte. Jetzt kam ihm die Abmachung gerade gelegen. »Wir haben keine feste Beziehung. Es ist keine feste Beziehung«, wiederholte er zähneknirschend, als sein Vater ein verächtliches Schnauben von sich gab. »Und wenn du glaubst, dass ich ihr einen Heiratsantrag mache, hast du dich geschnitten.«
»Aber du liebst sie doch, oder nicht?«
Cullum öffnete den Mund, um diese Behauptung weit von sich zu weisen, dann rammte er aber nur die Hände in die Hosentaschen und schwieg, kochend vor Wut.
»Na siehst du. Du hast es schon gesagt, auch wenn du es nicht über die Lippen bringst. Idiot.« Michael setzte sich aufseufzend wieder hin. »Sie ist eine intelligente, hübsche Frau, die dir in jeder Hinsicht ebenbürtig ist. Sie hat Geist und Humor und kommt aus einem guten Elternhaus.«
»Dann heirate du sie doch.«
Michael lächelte nur. »Wenn ich zwanzig Jahre jünger wäre, hätte ich sie dir schon längst vor der Nase weggeschnappt, Junge. Und wenn du dich nicht bald besinnst, wird es ein anderer tun.«
»Sie trifft sich mit niemand anders.«
»Natürlich nicht«, sagte Michael mild. »Warum sollte sie auch, wo sie doch in dich verliebt ist?«
Besiegt zog Cullum die Hände aus den Taschen, um die Finger an die Augen zu pressen. »Das bringt mich nicht weiter. Du beschließt mit MacGregor, an den Strippen zu ziehen, und Julia und ich sollen tanzen. Ich will dir etwas sagen«, fuhr er fort und ließ die Hände sinken. »Wenn sie herausfindet, was ihr getan habt, wird sie mich aus ihrem Leben verbannen, nur um euch eins auszuwischen. Dann ist alles zerstört.«
»Aber du wirst es ihr doch nicht erzählen, nein?«, fragte Michael mit einem gewinnenden Lächeln.
»Nein, ich werde es ihr nicht erzählen. Aber ihr haltet euch ab sofort aus der Sache raus.« Drohend sah er seinen Vater an. »Und zwar ohne Abstriche. Julia und ich machen das allein miteinander aus, hast du mich verstanden? Und wenn wir beschließen zu heiraten, dann geschieht es aus unserem freien Entschluss heraus und nicht, weil mein Vater und ihr Großvater es für angebracht halten.«
»Natürlich ist es euer Entschluss.« Michaels Lächeln blieb fest. Oh, der Junge hängt an der Angel und weiß es nicht einmal, dachte er. »Es ist die größte Entscheidung, die ein Mensch in seinem Leben trifft. Dein Glück liegt mir mehr am Herzen als sonst irgendetwas in der Welt,
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