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Hochzeit auf griechisch

Hochzeit auf griechisch

Titel: Hochzeit auf griechisch
Autoren: Jacqueline Baird
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die Scheidung willst, bin ich auch damit einverstanden. In dem Fall bleiben die Kinder bei mir.“ Endlich übernahm sie wieder die Kontrolle über ihr Leben.
    Eine lange Zeit herrschte Stille. „Du vertraust mir wirklich nicht. Später, wenn Nicholas im Bett ist, sprechen wir über deine Bedingungen in meinem Arbeitszimmer. Und zwing mich nicht dazu, dich holen zu kommen.“ Leon drehte sich um und ging. Laut schloss er die Tür hinter sich.
    Helen stand vor seinem Arbeitszimmer. Seitdem Leon aus dem Schlafzimmer gestürmt war, hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Mit unsicheren Fingern richtete sie das blaue Wickeltop aus Seide und strich den marineblauen Rock glatt. Nachdem sie die Schultern gestrafft hatte, atmete sie tief ein. Das Zusammentreffen mit Leon ließ sich nicht länger hinauszögern.
    Plötzlich wurde die Tür geöffnet. Leon stand auf der Schwelle, in der Hand ein Glas mit etwas, das Whiskey zu sein schien. Er hatte sich umgezogen. Jetzt trug er ein blaues Hemd und eine passende Hose. Wir sind das perfekte Paar, schoss es Helen durch den Kopf. Nicht mehr, erinnerte sie sich gleich darauf und hob den Kopf. Ohne Furcht schaute sie ihm in die Augen.
    „Komm herein, wir erwarten dich bereits“, sagte er und trat einen Schritt zurück, um sie einzulassen.
    Was meinte er mit „wir“? Verwirrt sah Helen sich um, bis ihr Blick auf Chris Stefano fiel, der neben dem Schreibtisch stand.
    „Chris. Hallo“, brachte sie über die plötzlich trocken gewordenen Lippen und trat in die Mitte des Zimmers.
    „Schön, dich zu sehen.“
    „Chris ist ein wenig in Eile. Er hat einige Dokumente dabei, die du unterschreiben musst“, sagte Leon, hob sein Glas und leerte es.
    Erschrocken hielt Helen inne. Chris war Leons Anwalt, und Leon hatte von Dokumenten gesprochen, Plural! Hatte er sich bereits entschieden und nahm nicht nur ihr Angebot, das Erbe zu überschreiben, an, sondern auch die Scheidung? Der unvermittelt aufflackernde Schmerz in ihrem Herzen ließ sie zusammenzucken.
    „Geht es dir gut?“, fragte Leon und legte eine Hand auf ihren Arm.
    Während sie seine warmen Finger auf der nackten Haut spürte, blickte Helen zu ihm auf. Seine Miene wirkte angespannt, der Mund glich einer dünnen Linie, und in seine Augen war ein besorgter Ausdruck getreten. Galt seine Sorge ihr?
    „Ja, alles in Ordnung.“ Sie schüttelte seine Hand ab, um zum Schreibtisch zu gehen. „Zeig mir, wo ich unterschreiben muss.“
    Sie zwang sich zu einem Lächeln und ergriff den Stift, der vor ihr lag.
    „Bitte entschuldige die Hektik, Helen, aber Mary und ich sind zum Dinner verabredet. Aber du kennst ja deinen Ehemann. Wenn er etwas will, dann soll es am besten gestern erledigt sein.“ Er lachte und legte zwei Papiere vor sie. „Leon hat dir bestimmt alles schon erklärt. Wenn du die Verträge trotzdem noch lesen willst, nur zu.“
    „Nein, das wird nicht nötig sein“, erwiderte sie. „Es reicht sicher, wenn du mir kurz die wichtigsten Punkte aufzählst.“
    Aus den Augenwinkeln warf sie einen Blick zu Leon hinüber. Er war zu einem Schrank getreten und schenkte sich gerade nach.
    „Die Verträge sind sehr einfach gehalten“, erklärte Chris.
    Helen wandte ihm rasch wieder ihre Aufmerksamkeit zu. „Im ersten stimmst du lediglich zu, das Geld und die Aktien anzunehmen, die Delia dir hinterlassen hat. Ich brauche den Namen der Bank und deine Kontonummer, dann kann ich den Transfer in fünf Tagen abwickeln.“
    „Einen Moment. Das ist falsch. Ich habe Leon gesagt, dass Nicholas alles bekommen soll!“, rief sie.
    „Ich weiß, aber er wollte nicht darauf hören. Schon vor Ostern hat er mir mitgeteilt, dass alles auf deinen Namen überschrieben werden soll.“
    Das konnte nicht stimmen, dennoch vertraute sie Chris. Wenn es allerdings doch wahr war … Dann war ihr heute der größte Fehler ihres Lebens unterlaufen. Jedes Wort von Takis hatte sie geglaubt, obwohl sie den Mann kaum kannte. Leon hingegen wollte sie nicht einmal die Chance geben, etwas zu erklären. Entsetzt wandte sie sich zu Leon um. Das Glas in der Hand und mit undeutbarer Miene, lehnte er gegen den Kamin.
    Sie dachte zurück an die zwölf Wochen, die sie jetzt verheiratet waren. Im Grunde hatte sie sich die ganze Zeit über von Vorurteilen leiten lassen. Wenn Helen ehrlich war, musste sie zugeben, dass Leons Entscheidungen wahrscheinlich kaum ins Gewicht fielen. Nie hätte sie ihm rückhaltloses Vertrauen geschenkt. Stattdessen hatte sie einem Fremden geglaubt.
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