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Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Hochsommermord: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Jochen Frech
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Schichtführer bereit erklärt, mit nach Süßen zu fahren.
    »Ich hab halt ein Scheißgefühl«, erklärte sie die rasante Fahrt und ihre Besorgnis.
    »Wieso denn, sie hat doch am Telefon gesagt, dass sie sich nochmals melden würde.«
    »Vielleicht hast du recht, aber ich halte es trotzdem für notwendig, dem Anruf nachzugehen.«
    »Das tun wir ja jetzt. Könntest du trotzdem etwas langsamer fahren?«
    Lea nahm den Fuß vom Gas.
    »Ich trau dem Typen nicht, du hättest bei der Vernehmung damals dabei sein sollen.«
    »Aber hier geht es doch nur darum, dass dieser …«, er blätterte in dem Schnellhefter auf seinem Schoß, »… Gerd Jessen die gemeinsame Tochter nicht zur vereinbarten Zeit zurückgebracht hat.«
    »Schon, aber …«
    »Das ist Sache der Eltern. Zivilrecht. Möglicherweise ein Fall für das Vormundschaftsgericht, aber nicht für die Polizei.«
    »Wenn dem Kind etwas passiert ist, schon.«
    »Richtig.«
    Sie lenkte den Einsatzwagen durch einen Kreisverkehr und hielt nach wenigen Metern genau an derselben Stelle wie vor Monaten. In der Zwischenzeit war es hell geworden. Die meisten Namen auf dem Klingeltableau des Wohnblocks waren unleserlich geschrieben. Einige fehlten. Die beiden unteren waren mit einem Feuerzeug beschädigt worden. Der Kunststoff hatte sich in einen braunen Klumpen verwandelt.
    Lea griff nach ihrem Mobiltelefon.
    »Wie war die Nummer?« Ihr Vorgesetzter hielt ihr die Kopie der Akte hin. Als sich der Anrufbeantworter einschaltete, beendete sie das Gespräch.
    »Dann eben so.« Sie drückte willkürlich auf einen der Klingelknöpfe. Ihr Vorgesetzter hob erschrocken die Hände.
    »Spinnst du?«
    Die Türsprechanlage knackte. Eine mürrische Männerstimme meldete sich.
    »Wer ist da?«
    »Polizei. Wir wollen zu Familie Jessen.«
    »Wissen Sie, wie viel Uhr es ist?«
    »Ja, tut mir leid, wenn ich Sie geweckt habe. Aber es ist dringend.«
    »Zu wem wollen Sie?«
    »Jessen.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Eine Frau mit einem zehnjährigen Mädchen.«
    »Ach die. Oberste Klingel. Links.«
    »Danke.«
    Lea lächelte ihrem Kollegen zu und betätigte den besagten Knopf. Ein schriller Dauerton hallte durch das Treppenhaus. Nichts rührte sich. In einer der Wohnungen schlug ein Hund an. Sie drückte ein weiteres Mal auf die Klingel. Dieses Mal ließ sie erst nach mehreren Sekunden wieder los. Davon muss man aufwachen, dachte sie. Jemand brüllte. Der Hund hörte auf zu bellen. Dann war es wieder still.
    »Und jetzt?«
    Lea drehte sich um und zuckte mit den Schultern.
    »Keine Ahnung! Vielleicht sollten wir noch zu dem Typen.«
    »Meinetwegen, aber danach fahren wir zurück. Ich habe noch einiges zu erledigen vor dem Schichtwechsel.«
    Während sie zum Streifenwagen zurückgingen, blickte sie an dem Hochhaus hinauf in die Etage, in der sie die Wohnung von Susanne Jessen vermutete. Die Zimmer mussten auf der anderen Seite liegen. Sie zögerte einen Moment und überlegte, ob sie um das Haus herum gehen sollte. Dann schüttelte sie den Kopf und folgte ihrem Kollegen, der bereits neben der Beifahrertür stand und mit den Fingern auf das Autodach trommelte.
    Lea stieg ein, wendete den Wagen und fuhr langsamer als zuvor in Richtung Ortsmitte. Das Unbehagen in ihrer Bauchgegend war stärker geworden.
    In seinem Traum hatte Valerie plötzlich in seinem Schlafzimmer gestanden und gefragt, ob er nicht aufstehen wolle.
    Möchtest du gleich am ersten Tag einen schlechten Eindruck hinterlassen?
    Er sah auf die Uhr. Es war kurz vor acht. Panisch schlüpfte er in seine gebrauchten Kleider, während sie ihm Vorwürfe wegen seines schlampigen Lebensstils machte.
    Das ist typisch. Ich möchte einmal erleben, dass du erwachsen wirst .
    Im Hintergrund spielte Musik.
    I walk a lonely road.
    The only one that I have ever known.
    Er liebte den Green Day Song. In dem Moment, als er Valerie sagen wollte, er habe keine Lust, sich mit ihr zu streiten, wachte er auf.
    My shadow’s the only one that walks beside me , tönte es aus dem Kleiderchaos auf seinem Bett. Er hatte das Lied als Weckmelodie in sein Mobiltelefon programmiert. Moritz Kepplinger versuchte, die verblassenden Bilder des Traums festzuhalten.
    So war sie nicht, dachte er. Er schwelgte häufig in Gedanken darüber, wie das Leben wäre, wenn sie heute immer noch zusammen wären. Welche Perspektiven sie gehabt hätten. Wie so oft wünschte er sich in diesem Moment, sie würden eine zweite Chance bekommen. Allerdings war er sich über seine Gefühle gegenüber
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