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Hochgefickt

Titel: Hochgefickt
Autoren: Nathalie Bergdoll
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aus, und weil er sich auch darüber hinaus brav an meine Verhaltensvorgaben hielt, wurde er tatsächlich durch viel Sex belohnt. Nicht mit mir natürlich, aber als Dank für seine Folgsamkeit habe ich im Nachhinein bei den Klatschbasen erzählt, er sei eine Granate im Bett. »Sogar noch besser als das Armani-Model, mit dem ich im Weihnachtsurlaub diese Wahnsinnsnacht in den Bergen hatte, und das will wirklich was heißen …!« Danach gab es kein Mädchen mehr, das nichts von Markus Ballensiefen wollte. Diese Position der freien Auswahl verschaffte ich ihm nicht nur, weil ich das Gefühl
hatte, dass er das irgendwie verdient hatte, sondern auch aus echter Dankbarkeit dafür, dass er mich als Königin wählte. Denn genau damit ging mein Weg ins Showgeschäft los: Ausgerechnet auf dem Krönungsball befand mich das Schicksal endlich für würdig, die lang ersehnte Chance zu bekommen.

2
Schützenfest
    (Mai 1993)

    Ich sah aus wie Barbie. In einem Korsagenkleid aus pinkfarbenem Seidentaft schritt ich zur Krönung, und Renate hatte sich bei mir in puncto Haare und Make-up selbst übertroffen: Akkurate Lockensträhnen umspielten sanft mein Dekolleté, das ich mir ausladend bis knapp unter den Hals geschnürt hatte, und der lila Lidschatten passte hervorragend zu meinen grünen Augen und den pink gelackten Lippen. Abgerundet wurde das Gesamtpaket durch die kunstvolle Hochsteckfrisur, zu der Renate meine taillenlangen blonden Haare getürmt hatte. Damit schaffte ich es sogar endlich in die Medien – zwar nur in die Medien der Eifel, aber immerhin. »Schöne Bälle zu Pfingsten« lautete die Überschrift im Kreisanzeiger, und direkt darunter ein Foto von mir und meinem Dekolleté. Um das Bild herumdrapiert die Ballberichterstattung, in der mein Name natürlich falsch geschrie ben stand, obwohl ich ihn dem rasenden Reporter zweimal langsam und deutlich buchstabiert hatte. War wohl irgendwie abgelenkt.
    Aber auch ich selbst wurde damals beim Buchstabieren abgelenkt, und zwar durch den gut aussehenden Typen um die 30, der in Jeans, Hemd und Kaschmirpulli das Festzelt betrat. Den hatte ich noch nie zuvor in der Eifel gesehen, wo kam der her? Und warum hierher? Er blickte sich suchend um, und nur einen Moment später stand ich schon strahlend vor ihm.
    »Na, du suchst bestimmt die Schützenkönigin?! Tatata … hier ist sie: Jacqueline die 1., freut mich sehr!«, stellte ich mich vor.
    »Oh, hallo, äh, Michael, äh, freut mich auch sehr …« Er schüttelte hektisch meine Hand und deutete eine Verbeugung an. »Hör mal, ich muss dringend telefonieren. Ich hab ’ne Panne, und mein Autotelefon funktioniert nicht mehr!« Die Information »Autotelefon« – damals noch was ganz Besonderes – verringerte mein Interesse nicht unbedingt, und so leitete ich hilfsbereit sein Problem an Renate weiter. Bei ihr wusste ich ihn in patenten Händen, denn ich musste leider wieder an den Königstisch zurück. Ungefähr eine Stunde später jedoch fing er mich auf dem Weg zum Toilettenwagen ab.
    »Ach, äh, Schützenkönigin …?!« Ich drehte mich um und sah ihn auf mich zukommen.
    »Ich wollte mich noch für deine Hilfe bedanken, der ADAC ist unterwegs, und telefonieren konnte ich auch, alles geregelt!«
    »Na prima, gern geschehen!«, sagte ich und lächelte freundlich.
    »Was machst du denn so, wenn du nicht gerade Schützenkönigin bist? Arbeitest du?« Komische Anmache, dachte ich noch, ließ mich aber neugierig darauf ein.
    »Nein. Ich fang zum Wintersemester in Köln mit meinem Studium an. Warum?«
    »Super, pass auf: Ich arbeite für eine große Agentur, Werbung, PR und solche Sachen. Gerade starten wir eine Riesenkampagne für eine Zigarettenfirma. Die Marke soll auf den ganzen Musikfestivals im Sommer massiv beworben werden, mit neuen jungen Bands und Konzerten, die wir sponsern, aber vor allem auch durch schöne junge Frauen. Die sollen bei diesen Events Zigaretten und Gewinnspielkarten verteilen, daher müssen die nicht nur hübsch, sondern auch charmant und kommunikativ sein. Hättest du im Juli und August Zeit und Lust, so eine Tour mitzumachen?«
    Mir war ein bisschen schwindelig von der Krönungsball-Bowle und von dem Tempo, in dem er mir seinen Text entgegenballerte. Trotzdem war ich noch klar genug, mein inneres Hurra nicht zu plakativ nach außen zu lassen. Hätte ja auch sein können, dass der Typ nur ein besonders gewiefter Zuhälter mit neuer Landeier-Rekrutierungs-Masche war.
    »Wie sähe das denn konkret aus?«,
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