Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Hochgefickt

Titel: Hochgefickt
Autoren: Nathalie Bergdoll
Vom Netzwerk:
Doppelzimmer nun zu ihrer alleinigen Verfügung hatte), und weil sie sich zusätzlich auch gut gefiel in der Rolle des alten Hasen, der dem neuen Küken im Hostessen-Hühnerstall lehrreich zur Seite steht, war sie mir freundschaftlich gesonnen. Die ersten positiven Auswirkungen davon zeigten sich schon am zweiten Tag.
    Wir hatten den Tourauftakt bei einem kleinen Open-Air-Festival in Norddeutschland trotz des Tragens unserer bescheuerten Schulmädchen-Uniform bei lausigen Temperaturen von 12 Grad Celsius, Sturm und Dauerregen gut überstanden und kehrten nachts um halb eins völlig verfroren und durchnässt ins Hotel zurück. Als die restlichen sechs Hostessen, bei denen wir beide wegen unserer Vorteile (Einzelzimmer und große Brüste) ohnehin nicht gut gelitten waren, an der Rezeption ihre drei Schlüssel geholt hatten und im Aufzug verschwunden waren, wandte sich Doreen an den Nachtportier.
    »Sie haben doch hier im Haus eine Sauna, oder?«
    Der blonde Mittdreißiger nickte.
    »Ja, aber die wird nur bis 22 Uhr beheizt.«
    »Oh, dann ist die ja jetzt gar nicht mehr warm … Aber meine Freundin und ich, wir frieren doch so furchtbar doll – können Sie die für uns nicht wieder einschalten?« Doreens Wimperngeklimper war zwar beachtlich, aber offensichtlich nicht ausreichend.
    »Nein, das geht nicht. Erstens müsste ich da den ganzen Keller aufschließen, und zweitens darf ich hier nicht weg, die Rezeption muss besetzt sein.«
    »Dann passen wir eben solange auf die Rezeption auf, wenn Sie in den Keller gehen!«, brachte ich mich konstruktiv in die Diskussion ein, denn mit meinen gefühlten 34 Grad Körpertemperatur hielt ich »Sauna« für einen hervorragenden Plan.
    Er wand sich. »Ich kann jetzt wirklich nicht in den Keller gehen, es tut mir leid.«
    Ich persönlich hätte an dem Punkt gesagt: »Schade. Na dann: gute Nacht!«, aber Doreen schaltete hartnäckig in den nächsten Gang und fing beinah schon an zu gurren.
    »Oh, hat da vielleicht jemand Angst, allein in den dunklen Keller zu gehen? Dann komme ich eben mit. Ich bin nämlich ein seeehr mutiges Mädchen … Wir gehen einfach schnell zusammen in den Keller, meine Freundin passt solange auf den Tresen hier auf. Und was genau der Portier gemacht hat, als er von seinem Platz mal kurz weg war, das wird niemals jemand erfahren …«
    Letzteres erwies sich bereits eine halbe Stunde später als Lüge.
    »Wie, du hast dem einen runtergeholt? Damit er die Sauna aufschließt?!« Ich konnte nicht fassen, was sie mir erzählte, als wir auf unseren Handtüchern lagen, aber ich versuchte, nicht allzu entgeistert zu klingen – schließlich verdankte ich meinen Platz in dieser wunderbar warmen Sauna definitiv ihrem Einsatz.
    »Na, warum denn nicht?«, fragte sie lapidar zurück. »Der hat uns doch auch einen Gefallen getan! Ihr Wessis seid einfach alle viel zu verklemmt.«
    »Ich bin nicht verklemmt!«, wehrte ich mich reflexartig und verärgert gegen den Vorwurf dieses nymphomanischen Ostgewächses.
    »Na dann sei froh – dann wirst du eine Menge Spaß haben auf der Tour. Die ganzen Rocker stehen nämlich auf dicke Dinger! Ich hab mir meine extra nach der ersten Tour vergrößern lassen, als ich das raushatte! Und auf der zweiten Tour hab ich damit wirklich unglaubliche Sachen erlebt …«
    Das schürte natürlich meine Neugier, denn wenn jemand, der es anscheinend völlig normal findet, dem Nachtportier mal eben einen runterzuholen, nun von »wirklich unglaublichen Sachen« reden wollte, versprach es besonders spannend zu werden.
    »Auch mit Prominenten?«, wollte ich wissen.
    »Ja, natürlich mit Prominenten! Oder meinst du, die Dinger hier«, dabei deutete sie auf ihre mit Schweißperlen bedeckten Silikonbrüste, »hätte ich mir machen lassen für die Tontechniker? Für die hätte ich mir das sparen können, die nehmen eh alles, was atmet. Aber wenn du die Band klarmachen willst, dann musst du was Außergewöhnliches bieten – bei der Groupie-Auswahl, die die haben!«
    Damit hatte sie mich vollends am Haken. Erstens schien es mir aufgrund meiner Affinität zu Klatsch und Tratsch sehr verlockend, aus erster Hand echte Insiderinformationen sexueller Art über »Stars« zu bekommen; und zweitens hatte ich im Vorfeld der Tour bei meinen Überlegungen, wie ich diese Chance auf Ruhm und Öffentlichkeit am besten nutzen könnte, genau mit dieser Variante geliebäugelt: den Sänger einer berühmten Band für mich zu gewinnen. Schließlich hatte ich acht Wochen Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher