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HMJ06 - Das Ritual

HMJ06 - Das Ritual

Titel: HMJ06 - Das Ritual
Autoren: F. Paul Wilson
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nichts mit Talent zu tun.«
    Junie schüttelte den Kopf und zuckte die Achseln. »Ich habe meinen Stil nie verändert, aber ich habe angefangen, das Armband während der Arbeit zu tragen, und das erste Gemälde, das ich damit beendete, war das Bild, das Nathan Lane gekauft hat. Danach ging es für mich richtig los. Das Armband hat mir Glück gebracht. Ich muss es unbedingt wiederfinden.«
    »Ich nehme an, du hast schon danach gesucht«, sagte Gia.
    »Ich habe meine ganze Wohnung und mein Atelier auf den Kopf gestellt. Aber morgen bekomme ich professionelle Hilfe.«
    »Einen Bluthund?«, fragte Jack, womit er sich einen weiteren schmerzhaften Griff nach seinem Oberschenkel einhandelte.
    »Nein, ich habe einen Termin bei meinem Guru.« Sie kicherte. »Ich meine, bei meinem Medium.«
    Gias Finger verwandelten sich in einen Schraubstock, daher entschied Jack, ihren Wünschen nachzukommen. »Ich bin sicher, dass er Ihnen eine große Hilfe sein wird.«
    »Oh, ich weiß, dass er das sein wird! Er ist wunderbar! Ich bin vor zwei Monaten wegen Ifasen von meinem alten Wahrsager weggegangen, und ich bin unendlich froh darüber. Der Mann ist absolut unglaublich.«
    »Ifasen?« Jack kannte die meisten bedeutenderen Akteure der örtlichen Esoterikszene – wenn schon nicht persönlich, dann doch wenigstens vom Hörensagen. Doch der Name Ifasen ließ bei ihm keine Glocke läuten.
    »Er ist neu. Er ist nach Astoria gezogen und – o mein Gott! Gerade ist es mir klar geworden! Das ist ja nur ein Stück die Straße rauf! Vielleicht kann ich ihn noch heute aufsuchen!«
    »Es ist schon ziemlich spät, Junie. Wird er …?«
    »Das ist ein Notfall! Er muss mich empfangen!«
    Sie holte ihre Handy hervor, wählte eine Nummer, lauschte einen Moment und klappte das Handy wieder zu.
    »Verdammt! Sein Auftragsdienst! Was soll’s. Ich fahr sowieso hin.« Sie stemmte sich von der Couch hoch und machte einen schwankenden Schritt. »Ich brauche ein Taxi.«
    Gia schaute zu Jack, die Augen voller Sorge, und dann wieder zu Junie. »Hier findest du niemals eins.«
    Sie grinste und raffte sich den Minirock bis zur Hüfte hoch. »Klar finde ich eins. Genauso wie diese eine Tante im Kino. Ich weiß nicht mehr, wie sie hieß und in welchem Film es war.«
    »Claudette Colbert in Es geschah in einer Nacht«, sagte Jack sofort, während er sich fragte, wann das letzte Mal ein Taxi um diese Uhrzeit durch die Gegend des Brooklyn Army Terminals gefahren sein mochte. »Und irgendjemand wird denken, Sie brauchten mehr als nur eine Taxifahrt, wenn Sie draußen herumirren. Wir rufen Ihnen ein Taxi.«
    »Die kommen doch niemals«, sagte sie und ging zur Tür.
    Erneut dieser besorgte Blick von Gia. »Jack, wir können sie nicht so einfach gehen lassen. Sie ist nicht in dem Zustand, um …«
    »Sie ist erwachsen.«
    »Nur auf dem Papier. Jack?«
    Sie legte den Kopf auf die Seite und sah ihn aus großen Pfadfinderinnenaugen an. Gia etwas abzuschlagen, war an sich schon schwierig, aber wenn sie die Nummer mit dem Bettelblick brachte …
    »Na schön.« Einen betont gequälten Gesichtsausdruck aufsetzend, erhob er sich und reichte Gia eine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen. In Wirklichkeit war er froh für eine Rechtfertigung, diese Party verlassen zu können. »Ich fahre sie. Aber es ist nicht nur ›die Straße rauf‹. Es ist am oberen Ende von Queens.«
    Gia lächelte und schickte Jack einen wohligen Stromstoß durch die Wirbelsäule, indem sie ihre Hand auf eine Stelle am unteren Ende seines Rückens legte.
    Irgendwie, zwischen dem Moment, als sie sich von der auf Braut getrimmten Gastgeberin verabschiedeten, und dem Erreichen des Bürgersteigs, stießen zwei weitere Fahrgäste zu ihnen: Karyn – die Braut von Frankenstein – und ihr Freund Claude, ein halb verhungert aussehender Lulatsch mit einer Frisur, oben ganz platt und wie ein Vordach über seine Stirn hinausragend, die den Kopf von der Seite wie einen Amboss aussehen ließ. Die beiden fanden, dass ein Abstecher in das Haus eines Mediums supercool sei.
    Jacks Crown Vic bot ihnen allen reichlich Platz. Wenn er allein gekommen wäre, hätte er wahrscheinlich die U-Bahn benutzt. Aber Gias Anwesenheit verlangte nach der Sicherheit eines Automobils. Mit Gia auf dem Beifahrersitz und den anderen drei Mitfahrern auf der Rückbank lenkte Jack den großen schwarzen Ford über eine Rampe auf den Brooklyn-Queens-Expressway und fuhr über die Hochstraße in Richtung Norden. Er sagte, er hoffe, niemand hätte etwas
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